von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.darüber wunderte. Mrs. Higgins schrieb sie den Scheck in der von ihr gewünschten, nicht unbeträchtlichen Höhe, und diese ward danach sehr freundlich gegen Indra. Der Abschied von Annie Besant war sehr kühl. Ein so unendliches Befremden lag in deren Augen, daß man freiwillig von ihr und vom Hindukollege scheiden könne. Fast als geschähe ihr selber damit eine tödliche Beleidigung. Es war noch nicht völlig dunkel, als Indra mit einem kleinen Bündel am Arm aus dem Schatten des Parkes, der ihr zwei Jahre lang ein Asyl geboten, heraustrat auf die Landstraße. Sie fand Guy dort schon ihrer wartend -- seit Stunden. Sie waren noch immer beide wie sprachlos. "Und zu fühlen, Guy, daß, wärst du nur einen Tag später gekommen, du mich für immer verfehlt hättest", sagte sie dann. Das Grausen schüttelte ihn förmlich. Sie fuhren noch am gleichen Abend nach Kalkutta. Nachdem sich Indra dort wieder mit europäischer Kleidung ausgerüstet und einen langen, ausführlichen Brief an ihre Mutter geschrieben, in darüber wunderte. Mrs. Higgins schrieb sie den Scheck in der von ihr gewünschten, nicht unbeträchtlichen Höhe, und diese ward danach sehr freundlich gegen Indra. Der Abschied von Annie Besant war sehr kühl. Ein so unendliches Befremden lag in deren Augen, daß man freiwillig von ihr und vom Hindukollege scheiden könne. Fast als geschähe ihr selber damit eine tödliche Beleidigung. Es war noch nicht völlig dunkel, als Indra mit einem kleinen Bündel am Arm aus dem Schatten des Parkes, der ihr zwei Jahre lang ein Asyl geboten, heraustrat auf die Landstraße. Sie fand Guy dort schon ihrer wartend — seit Stunden. Sie waren noch immer beide wie sprachlos. „Und zu fühlen, Guy, daß, wärst du nur einen Tag später gekommen, du mich für immer verfehlt hättest“, sagte sie dann. Das Grausen schüttelte ihn förmlich. Sie fuhren noch am gleichen Abend nach Kalkutta. Nachdem sich Indra dort wieder mit europäischer Kleidung ausgerüstet und einen langen, ausführlichen Brief an ihre Mutter geschrieben, in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0190" n="191"/> darüber wunderte. Mrs. Higgins schrieb sie den Scheck in der von ihr gewünschten, nicht unbeträchtlichen Höhe, und diese ward danach sehr freundlich gegen Indra. Der Abschied von Annie Besant war sehr kühl. Ein so unendliches Befremden lag in deren Augen, daß man freiwillig von ihr und vom Hindukollege scheiden könne. Fast als geschähe ihr selber damit eine tödliche Beleidigung.</p> <p>Es war noch nicht völlig dunkel, als Indra mit einem kleinen Bündel am Arm aus dem Schatten des Parkes, der ihr zwei Jahre lang ein Asyl geboten, heraustrat auf die Landstraße. Sie fand Guy dort schon ihrer wartend — seit Stunden. Sie waren noch immer beide wie sprachlos. „Und zu fühlen, Guy, daß, wärst du nur einen Tag später gekommen, du mich für immer verfehlt hättest“, sagte sie dann.</p> <p>Das Grausen schüttelte ihn förmlich.</p> <p>Sie fuhren noch am gleichen Abend nach Kalkutta. Nachdem sich Indra dort wieder mit europäischer Kleidung ausgerüstet und einen langen, ausführlichen Brief an ihre Mutter geschrieben, in </p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0190]
darüber wunderte. Mrs. Higgins schrieb sie den Scheck in der von ihr gewünschten, nicht unbeträchtlichen Höhe, und diese ward danach sehr freundlich gegen Indra. Der Abschied von Annie Besant war sehr kühl. Ein so unendliches Befremden lag in deren Augen, daß man freiwillig von ihr und vom Hindukollege scheiden könne. Fast als geschähe ihr selber damit eine tödliche Beleidigung.
Es war noch nicht völlig dunkel, als Indra mit einem kleinen Bündel am Arm aus dem Schatten des Parkes, der ihr zwei Jahre lang ein Asyl geboten, heraustrat auf die Landstraße. Sie fand Guy dort schon ihrer wartend — seit Stunden. Sie waren noch immer beide wie sprachlos. „Und zu fühlen, Guy, daß, wärst du nur einen Tag später gekommen, du mich für immer verfehlt hättest“, sagte sie dann.
Das Grausen schüttelte ihn förmlich.
Sie fuhren noch am gleichen Abend nach Kalkutta. Nachdem sich Indra dort wieder mit europäischer Kleidung ausgerüstet und einen langen, ausführlichen Brief an ihre Mutter geschrieben, in
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Zitationshilfe: | von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/190>, abgerufen am 17.02.2025. |