von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.Sie hatten Welt und Zeit vergessen. -- "Indra," sagte dann Guy leise, "ich bin gekommen, dir zu sagen, daß alles so werden soll, wie du es haben willst. -- Ich hätte dir das schon vor zwei Jahren sagen können, aber ich halbe dich gesucht, gesucht in aller Welt vergebens. Ich fürchtete schon, du seist tot." -- "Wir wollen uns das alles später erzählen, mein Geliebter, jetzt brennt mir der Boden schon unter den Füßen. Erwarte mich zum Abend in Jacksons Hotel. Wenn ich nicht fertig werde, dann komme ich morgen früh. Jetzt will ich erst hier meine Pflichten abwickeln." Guy antwortete nicht viel. Er sah sie nur immerzu strahlend an. Dann schritt er zur Pforte. Wie groß er war, wie elastisch er ging. Das war ihr Geliebter, ihr Herr und Meister, das Alpha und Omega ihres Lebens. Nun würde eine neue Phase für sie beginnen -- nun wollte sie mit ihm das Leben gestalten zu einem freien, großen Yoshiwara, einem Freudenhause des Glücks und aller besten Lebensgüter. Bald hatte sie ihr Bündel geschnürt. Sie war so wenig hier eingewurzelt, daß sie sich selbst Sie hatten Welt und Zeit vergessen. — „Indra,“ sagte dann Guy leise, „ich bin gekommen, dir zu sagen, daß alles so werden soll, wie du es haben willst. — Ich hätte dir das schon vor zwei Jahren sagen können, aber ich halbe dich gesucht, gesucht in aller Welt vergebens. Ich fürchtete schon, du seist tot.“ — „Wir wollen uns das alles später erzählen, mein Geliebter, jetzt brennt mir der Boden schon unter den Füßen. Erwarte mich zum Abend in Jacksons Hotel. Wenn ich nicht fertig werde, dann komme ich morgen früh. Jetzt will ich erst hier meine Pflichten abwickeln.“ Guy antwortete nicht viel. Er sah sie nur immerzu strahlend an. Dann schritt er zur Pforte. Wie groß er war, wie elastisch er ging. Das war ihr Geliebter, ihr Herr und Meister, das Alpha und Omega ihres Lebens. Nun würde eine neue Phase für sie beginnen — nun wollte sie mit ihm das Leben gestalten zu einem freien, großen Yoshiwara, einem Freudenhause des Glücks und aller besten Lebensgüter. Bald hatte sie ihr Bündel geschnürt. Sie war so wenig hier eingewurzelt, daß sie sich selbst <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0189" n="190"/> <p>Sie hatten Welt und Zeit vergessen. — „Indra,“ sagte dann Guy leise, „ich bin gekommen, dir zu sagen, daß alles so werden soll, wie du es haben willst. — Ich hätte dir das schon vor zwei Jahren sagen können, aber ich halbe dich gesucht, gesucht in aller Welt vergebens. Ich fürchtete schon, du seist tot.“ — „Wir wollen uns das alles später erzählen, mein Geliebter, jetzt brennt mir der Boden schon unter den Füßen. Erwarte mich zum Abend in Jacksons Hotel. Wenn ich nicht fertig werde, dann komme ich morgen früh. Jetzt will ich erst hier meine Pflichten abwickeln.“</p> <p>Guy antwortete nicht viel. Er sah sie nur immerzu strahlend an. Dann schritt er zur Pforte. Wie groß er war, wie elastisch er ging. Das war ihr Geliebter, ihr Herr und Meister, das Alpha und Omega ihres Lebens. Nun würde eine neue Phase für sie beginnen — nun wollte sie mit ihm das Leben gestalten zu einem freien, großen Yoshiwara, einem Freudenhause des Glücks und aller besten Lebensgüter.</p> <p>Bald hatte sie ihr Bündel geschnürt. Sie war so wenig hier eingewurzelt, daß sie sich selbst </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0189]
Sie hatten Welt und Zeit vergessen. — „Indra,“ sagte dann Guy leise, „ich bin gekommen, dir zu sagen, daß alles so werden soll, wie du es haben willst. — Ich hätte dir das schon vor zwei Jahren sagen können, aber ich halbe dich gesucht, gesucht in aller Welt vergebens. Ich fürchtete schon, du seist tot.“ — „Wir wollen uns das alles später erzählen, mein Geliebter, jetzt brennt mir der Boden schon unter den Füßen. Erwarte mich zum Abend in Jacksons Hotel. Wenn ich nicht fertig werde, dann komme ich morgen früh. Jetzt will ich erst hier meine Pflichten abwickeln.“
Guy antwortete nicht viel. Er sah sie nur immerzu strahlend an. Dann schritt er zur Pforte. Wie groß er war, wie elastisch er ging. Das war ihr Geliebter, ihr Herr und Meister, das Alpha und Omega ihres Lebens. Nun würde eine neue Phase für sie beginnen — nun wollte sie mit ihm das Leben gestalten zu einem freien, großen Yoshiwara, einem Freudenhause des Glücks und aller besten Lebensgüter.
Bald hatte sie ihr Bündel geschnürt. Sie war so wenig hier eingewurzelt, daß sie sich selbst
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