von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.auf der Sandbank der ruhigen, ereignislosen Gegenwart auflag. Nein, ein Ereignis sollte doch heut' stattfinden. Annie Besant, die zu Vorträgen in Madras gewesen, ward heute zurückerwartet und sollte ein paar Besucher empfangen. Die warteten schon über zwei Stunden in der Dependenz. Endlich erschien sie aus der tiefsten Tiefe des Gartens, mit ihrem Gefolge heraufschreitend. Wie eine Kleopatra oder Königin von Saba, mußte Indra denken. Die hohe Gestalt in der antiken Gewandung, mit dem weißen Lockenhaupt und den blitzenden, dunklen Augen, stützte sich leicht auf einen Sklaven, hätte Indra beinahe gesagt, der einen bunten japanischen Schirm über ihr aufgespannt hielt. Ein zweiter Diener ging daneben und trug einige dickleibige Bücher; ein dritter trug die Schleppe ihrer Toga. So trat sie in den Saal. Die Fremden verbeugten sich bis zum Boden, und sie ließ sich, alle stehend, mit ihnen in eine kurze Konversation ein. Dann lud sie sie mit königlicher Handbewegung ein, sich von ihr den Park und ihre Tiere zeigen zu lassen. Sie wünschte einen Inspektionsgang nach ihrer Reise auf der Sandbank der ruhigen, ereignislosen Gegenwart auflag. Nein, ein Ereignis sollte doch heut’ stattfinden. Annie Besant, die zu Vorträgen in Madras gewesen, ward heute zurückerwartet und sollte ein paar Besucher empfangen. Die warteten schon über zwei Stunden in der Dependenz. Endlich erschien sie aus der tiefsten Tiefe des Gartens, mit ihrem Gefolge heraufschreitend. Wie eine Kleopatra oder Königin von Saba, mußte Indra denken. Die hohe Gestalt in der antiken Gewandung, mit dem weißen Lockenhaupt und den blitzenden, dunklen Augen, stützte sich leicht auf einen Sklaven, hätte Indra beinahe gesagt, der einen bunten japanischen Schirm über ihr aufgespannt hielt. Ein zweiter Diener ging daneben und trug einige dickleibige Bücher; ein dritter trug die Schleppe ihrer Toga. So trat sie in den Saal. Die Fremden verbeugten sich bis zum Boden, und sie ließ sich, alle stehend, mit ihnen in eine kurze Konversation ein. Dann lud sie sie mit königlicher Handbewegung ein, sich von ihr den Park und ihre Tiere zeigen zu lassen. Sie wünschte einen Inspektionsgang nach ihrer Reise <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="178"/> auf der Sandbank der ruhigen, ereignislosen Gegenwart auflag. Nein, ein Ereignis sollte doch heut’ stattfinden. Annie Besant, die zu Vorträgen in Madras gewesen, ward heute zurückerwartet und sollte ein paar Besucher empfangen. Die warteten schon über zwei Stunden in der Dependenz. Endlich erschien sie aus der tiefsten Tiefe des Gartens, mit ihrem Gefolge heraufschreitend. Wie eine Kleopatra oder Königin von Saba, mußte Indra denken. Die hohe Gestalt in der antiken Gewandung, mit dem weißen Lockenhaupt und den blitzenden, dunklen Augen, stützte sich leicht auf einen Sklaven, hätte Indra beinahe gesagt, der einen bunten japanischen Schirm über ihr aufgespannt hielt. Ein zweiter Diener ging daneben und trug einige dickleibige Bücher; ein dritter trug die Schleppe ihrer Toga. So trat sie in den Saal. Die Fremden verbeugten sich bis zum Boden, und sie ließ sich, alle stehend, mit ihnen in eine kurze Konversation ein. Dann lud sie sie mit königlicher Handbewegung ein, sich von ihr den Park und ihre Tiere zeigen zu lassen. Sie wünschte einen Inspektionsgang nach ihrer Reise </p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0177]
auf der Sandbank der ruhigen, ereignislosen Gegenwart auflag. Nein, ein Ereignis sollte doch heut’ stattfinden. Annie Besant, die zu Vorträgen in Madras gewesen, ward heute zurückerwartet und sollte ein paar Besucher empfangen. Die warteten schon über zwei Stunden in der Dependenz. Endlich erschien sie aus der tiefsten Tiefe des Gartens, mit ihrem Gefolge heraufschreitend. Wie eine Kleopatra oder Königin von Saba, mußte Indra denken. Die hohe Gestalt in der antiken Gewandung, mit dem weißen Lockenhaupt und den blitzenden, dunklen Augen, stützte sich leicht auf einen Sklaven, hätte Indra beinahe gesagt, der einen bunten japanischen Schirm über ihr aufgespannt hielt. Ein zweiter Diener ging daneben und trug einige dickleibige Bücher; ein dritter trug die Schleppe ihrer Toga. So trat sie in den Saal. Die Fremden verbeugten sich bis zum Boden, und sie ließ sich, alle stehend, mit ihnen in eine kurze Konversation ein. Dann lud sie sie mit königlicher Handbewegung ein, sich von ihr den Park und ihre Tiere zeigen zu lassen. Sie wünschte einen Inspektionsgang nach ihrer Reise
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Zitationshilfe: | von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/177>, abgerufen am 17.02.2025. |