Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.2. T. C. 5. §. 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel. Posse/ so der Unzucht-Teuffel einem Edelmanngerissen/ wie solcher zu lesen ist in Hrn. Richters Kalender auff das 1661. Jahr/ folgender mas-Der Teuf- fel in Ge- stalt einer schönen Jungfer bringet ei- nen Edel- mann zur Vnzucht. sen: Vmb das Jahr Christi 1602. verreisete ein Frantzösischer Edelmann seiner Geschäffte halber/ und als er schon weit von seiner Behau- sung war/ kam er an ein Holtz/ auß welchem er sahe eine schöne Jungfer herauß kommen/ die voller Betrübniß war/ und die Haar gen Felde geschlagen hatte/ dieselbe lieff ihm entgegen/ schrie schon von weiten/ und bat er wolle sich doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten. Der Edelmann nam sein Schwert bloß in die Hand/ sagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermögen helf- fen/ und fragte/ was ihr übels wiederfahren? Jhre Antwort war diese: Sie were eines Edel- manns Tochter/ dessen Schloß were eine Tag- reise davon: Sie hette wollen ihre Freunde be- suchen/ und da were sie von den Strassenräu- bern beraubet und ihre Gefertschafft in Stücken zerhauen worden. Die selben Räuber an der Beute nicht vergnüget/ hetten ihr noch darzu ihre Ehre wollen rauben; Aber weil sie sich ge- wehret/ were sie auß ihren Händen entrunnen. Derowegen ergebe sie sich seiner Gunst und Hulde/ weil er ihr so zu bequemer Zeit begegne- te/ über das bate sie ihn/ er wolle sie durch das Holtz begleiten/ welches der Edelmann bewil- ligte/ satzte sie hinter sich auffs Pferd/ und reit durchs Holtz ohne einige Verhinderung. Als sie
2. T. C. 5. §. 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel. Poſſe/ ſo der Unzucht-Teuffel einem Edelmanngeriſſen/ wie ſolcher zu leſen iſt in Hrn. Richters Kalender auff das 1661. Jahr/ folgender maſ-Der Teuf- fel in Ge- ſtalt einer ſchoͤnen Jungfer bringet ei- nen Edel- mann zur Vnzucht. ſen: Vmb das Jahr Chriſti 1602. verreiſete ein Frantzoͤſiſcher Edelmann ſeiner Geſchaͤffte halber/ und als er ſchon weit von ſeiner Behau- ſung war/ kam er an ein Holtz/ auß welchem er ſahe eine ſchoͤne Jungfer herauß kommen/ die voller Betruͤbniß war/ und die Haar gen Felde geſchlagen hatte/ dieſelbe lieff ihm entgegen/ ſchrie ſchon von weiten/ und bat er wolle ſich doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten. Der Edelmañ nam ſein Schwert bloß in die Hand/ ſagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermoͤgen helf- fen/ und fragte/ was ihr uͤbels wiederfahren? Jhre Antwort war dieſe: Sie were eines Edel- manns Tochter/ deſſen Schloß were eine Tag- reiſe davon: Sie hette wollen ihre Freunde be- ſuchen/ und da were ſie von den Straſſenraͤu- bern beraubet uñ ihre Gefertſchafft in Stuͤcken zerhauen worden. Die ſelben Raͤuber an der Beute nicht vergnuͤget/ hetten ihr noch darzu ihre Ehre wollen rauben; Aber weil ſie ſich ge- wehret/ were ſie auß ihren Haͤnden entrunnen. Derowegen ergebe ſie ſich ſeiner Gunſt und Hulde/ weil er ihr ſo zu bequemer Zeit begegne- te/ uͤber das bate ſie ihn/ er wolle ſie durch das Holtz begleiten/ welches der Edelmann bewil- ligte/ ſatzte ſie hinter ſich auffs Pferd/ und reit durchs Holtz ohne einige Verhinderung. Als ſie
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2. T. C. 5. §. 6. Hexen buhlen mit dem Teuffel.
Poſſe/ ſo der Unzucht-Teuffel einem Edelmann
geriſſen/ wie ſolcher zu leſen iſt in Hrn. Richters
Kalender auff das 1661. Jahr/ folgender maſ-
ſen: Vmb das Jahr Chriſti 1602. verreiſete
ein Frantzoͤſiſcher Edelmann ſeiner Geſchaͤffte
halber/ und als er ſchon weit von ſeiner Behau-
ſung war/ kam er an ein Holtz/ auß welchem er
ſahe eine ſchoͤne Jungfer herauß kommen/ die
voller Betruͤbniß war/ und die Haar gen Felde
geſchlagen hatte/ dieſelbe lieff ihm entgegen/
ſchrie ſchon von weiten/ und bat er wolle ſich
doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten. Der
Edelmañ nam ſein Schwert bloß in die Hand/
ſagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermoͤgen helf-
fen/ und fragte/ was ihr uͤbels wiederfahren?
Jhre Antwort war dieſe: Sie were eines Edel-
manns Tochter/ deſſen Schloß were eine Tag-
reiſe davon: Sie hette wollen ihre Freunde be-
ſuchen/ und da were ſie von den Straſſenraͤu-
bern beraubet uñ ihre Gefertſchafft in Stuͤcken
zerhauen worden. Die ſelben Raͤuber an der
Beute nicht vergnuͤget/ hetten ihr noch darzu
ihre Ehre wollen rauben; Aber weil ſie ſich ge-
wehret/ were ſie auß ihren Haͤnden entrunnen.
Derowegen ergebe ſie ſich ſeiner Gunſt und
Hulde/ weil er ihr ſo zu bequemer Zeit begegne-
te/ uͤber das bate ſie ihn/ er wolle ſie durch das
Holtz begleiten/ welches der Edelmann bewil-
ligte/ ſatzte ſie hinter ſich auffs Pferd/ und reit
durchs Holtz ohne einige Verhinderung. Als
ſie
Der Teuf-
fel in Ge-
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