Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. regierenden König, der Cham-Hatzi hieß, ver-fallen. Dis war das erste Schiff, so in unserm Lande iemahlen gesehen worden. Das Volck und Gut wurde zum König in unsere Haupt- Stadt Kesmes gebracht, der König behielt sie alle beysammen, und verschaffte ihnen Unterhalt. Er ließ seine kluge Leute aus allen Provincien zu- sammen beruffen, und berathschlagte sich mit sel- bigen, was er mit diesen Leuten thun solte. Es wurde beschlossen, daß alle, die eine Spra- Hierauf beschloß der König und sein geheimer Sprache
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. regierenden Koͤnig, der Cham-Hatzi hieß, ver-fallen. Dis war das erſte Schiff, ſo in unſerm Lande iemahlen geſehen worden. Das Volck und Gut wurde zum Koͤnig in unſere Haupt- Stadt Kesmes gebracht, der Koͤnig behielt ſie alle beyſammen, und verſchaffte ihnen Unterhalt. Er ließ ſeine kluge Leute aus allen Provincien zu- ſammen beruffen, und berathſchlagte ſich mit ſel- bigen, was er mit dieſen Leuten thun ſolte. Es wurde beſchloſſen, daß alle, die eine Spra- Hierauf beſchloß der Koͤnig und ſein geheimer Sprache
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieuſe</hi> Reiſe-Beſchreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi></fw><lb/> regierenden Koͤnig, der <hi rendition="#aq">Cham-Hatzi</hi> hieß, ver-<lb/> fallen. Dis war das erſte Schiff, ſo in unſerm<lb/> Lande iemahlen geſehen worden. Das Volck<lb/> und Gut wurde zum Koͤnig in unſere Haupt-<lb/> Stadt <hi rendition="#aq">Kesmes</hi> gebracht, der Koͤnig behielt ſie<lb/> alle beyſammen, und verſchaffte ihnen Unterhalt.<lb/> Er ließ ſeine kluge Leute aus allen <hi rendition="#aq">Provinci</hi>en zu-<lb/> ſammen beruffen, und berathſchlagte ſich mit ſel-<lb/> bigen, was er mit dieſen Leuten thun ſolte.</p><lb/> <p>Es wurde beſchloſſen, daß alle, die eine Spra-<lb/> che verſtunden, beyſammen bleiben ſolten. Der<lb/> Koͤnig aber und ſeine klugen Raͤthe konten von<lb/> den Sprachen keine eintzige verſtehen. Hierauf<lb/> nahm man die Buͤcher hervor, und ließ Mann<lb/> vor Mann drin leſen; Unter dieſem Volck wa-<lb/> ren viel geſcheute Araber, die dieſes merckten,<lb/> und ſuchten einige Arabiſche Buͤcher und <hi rendition="#aq">Alco-<lb/> ran</hi>s aus, klopfften auf ihre Bruſt, zeigten<lb/> nach den Himmel, und gaben dadurch zu er-<lb/> kennen, daß dieſes ihr Geſetz-Buch waͤre.<lb/> Man gab denen Arabern alle ihre Arabiſche Buͤ-<lb/> cher, und ſo geſchah auch denen Perſianern und<lb/> Maleyen ꝛc. Hierauf muſte Mann vor Mann<lb/> wieder leſen und auch ſchreiben, die dieſes fertig<lb/> konten, wurden mit einem Rock von rothen Auf-<lb/> ſchlaͤgen bekleidet, und mit einer rothen Muͤtze<lb/> beſchencket. Alle aber, die nicht leſen noch ſchrei-<lb/> ben konten, kriegten einen Rock mit blauen Auf-<lb/> ſchlaͤgen, und einer blauen Muͤtze.</p><lb/> <p>Hierauf beſchloß der Koͤnig und ſein geheimer<lb/> Rath, daß man denen Arabern 12. aufgeweckte<lb/> Juͤnglinge zugeben ſolte, die unſre Landes-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sprache</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0088]
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
regierenden Koͤnig, der Cham-Hatzi hieß, ver-
fallen. Dis war das erſte Schiff, ſo in unſerm
Lande iemahlen geſehen worden. Das Volck
und Gut wurde zum Koͤnig in unſere Haupt-
Stadt Kesmes gebracht, der Koͤnig behielt ſie
alle beyſammen, und verſchaffte ihnen Unterhalt.
Er ließ ſeine kluge Leute aus allen Provincien zu-
ſammen beruffen, und berathſchlagte ſich mit ſel-
bigen, was er mit dieſen Leuten thun ſolte.
Es wurde beſchloſſen, daß alle, die eine Spra-
che verſtunden, beyſammen bleiben ſolten. Der
Koͤnig aber und ſeine klugen Raͤthe konten von
den Sprachen keine eintzige verſtehen. Hierauf
nahm man die Buͤcher hervor, und ließ Mann
vor Mann drin leſen; Unter dieſem Volck wa-
ren viel geſcheute Araber, die dieſes merckten,
und ſuchten einige Arabiſche Buͤcher und Alco-
rans aus, klopfften auf ihre Bruſt, zeigten
nach den Himmel, und gaben dadurch zu er-
kennen, daß dieſes ihr Geſetz-Buch waͤre.
Man gab denen Arabern alle ihre Arabiſche Buͤ-
cher, und ſo geſchah auch denen Perſianern und
Maleyen ꝛc. Hierauf muſte Mann vor Mann
wieder leſen und auch ſchreiben, die dieſes fertig
konten, wurden mit einem Rock von rothen Auf-
ſchlaͤgen bekleidet, und mit einer rothen Muͤtze
beſchencket. Alle aber, die nicht leſen noch ſchrei-
ben konten, kriegten einen Rock mit blauen Auf-
ſchlaͤgen, und einer blauen Muͤtze.
Hierauf beſchloß der Koͤnig und ſein geheimer
Rath, daß man denen Arabern 12. aufgeweckte
Juͤnglinge zugeben ſolte, die unſre Landes-
Sprache
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |