Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. IV. Cap. leitete, und er bis an die weisse Klippe gehen kön-te, solte er drauf steigen, und sich überall umsehen, ob er Menschen antreffen könte; wenn er ja Menschen sähe, solte er geschwind dem Wald wie- der zu lauffen, und am Fluß zurück hieher kom- men. Dieser Sclave hieß Pedro Rasso, und war sehr munter und getreu. Jch gab ihm etwas Toback, eine Pfeiffe, ein Stück brennende Lunte, auch etwas Zwieback, und versprachen ihm auf den andern Tag wieder einen Schluck Brandtewein. Er sagte, daß er nicht müde wä- re, er wolte schon fortgehen, iedoch bat er um ei- nen Schiffer-Degen, so ihm auch gegeben wur- de. Jch gab ihm einen Trunck Brandtewein, womit der Pedro Rasso fortgieng. Unsere 3. Sclaven trugen ieder einen Korb mit Arack, Toback, etwas Baum-Oehl, Brodt und Saltz, der dritte hatte Pulver und Bley. Jch hatte in meiner Reise-Tasche allezeit ei- kam,
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. IV. Cap. leitete, und er bis an die weiſſe Klippe gehen koͤn-te, ſolte er drauf ſteigen, und ſich uͤberall umſehen, ob er Menſchen antreffen koͤnte; wenn er ja Menſchen ſaͤhe, ſolte er geſchwind dem Wald wie- der zu lauffen, und am Fluß zuruͤck hieher kom- men. Dieſer Sclave hieß Pedro Raſſo, und war ſehr munter und getreu. Jch gab ihm etwas Toback, eine Pfeiffe, ein Stuͤck brennende Lunte, auch etwas Zwieback, und verſprachen ihm auf den andern Tag wieder einen Schluck Brandtewein. Er ſagte, daß er nicht muͤde waͤ- re, er wolte ſchon fortgehen, iedoch bat er um ei- nen Schiffer-Degen, ſo ihm auch gegeben wur- de. Jch gab ihm einen Trunck Brandtewein, womit der Pedro Raſſo fortgieng. Unſere 3. Sclaven trugen ieder einen Korb mit Arack, Toback, etwas Baum-Oehl, Brodt und Saltz, der dritte hatte Pulver und Bley. Jch hatte in meiner Reiſe-Taſche allezeit ei- kam,
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. IV. Cap.
leitete, und er bis an die weiſſe Klippe gehen koͤn-
te, ſolte er drauf ſteigen, und ſich uͤberall umſehen,
ob er Menſchen antreffen koͤnte; wenn er ja
Menſchen ſaͤhe, ſolte er geſchwind dem Wald wie-
der zu lauffen, und am Fluß zuruͤck hieher kom-
men. Dieſer Sclave hieß Pedro Raſſo, und war
ſehr munter und getreu. Jch gab ihm etwas
Toback, eine Pfeiffe, ein Stuͤck brennende
Lunte, auch etwas Zwieback, und verſprachen
ihm auf den andern Tag wieder einen Schluck
Brandtewein. Er ſagte, daß er nicht muͤde waͤ-
re, er wolte ſchon fortgehen, iedoch bat er um ei-
nen Schiffer-Degen, ſo ihm auch gegeben wur-
de. Jch gab ihm einen Trunck Brandtewein,
womit der Pedro Raſſo fortgieng. Unſere 3.
Sclaven trugen ieder einen Korb mit Arack,
Toback, etwas Baum-Oehl, Brodt und Saltz,
der dritte hatte Pulver und Bley.
Jch hatte in meiner Reiſe-Taſche allezeit ei-
ne Buͤchſe mit Faden und Fiſch-Angeln. Aus
Zeitvertreib machten wir Leinen oder Faden von
Bindgarn, daran thaten wir Angel mit Speck,
und fingen ein brav Gericht Fiſche, konten ſie
aber nicht kochen, iedoch brateten wir ſie an hoͤl-
tzernen Spieſen und an Bindfaden, bis ſie gut
wurden, ſo ſich hernach mit guten Appetit eſ-
ſen lieſſen. Des Nachts ſchlieffen wir ruhig,
und des Morgens fiengen wir wieder Fiſche. Ei-
nige von unſern Leuten fiſchten, andre machten ſie
zu rechte, hierauf wurden ſie gebraten, und ſo
gleich aufgegeſſen. Meine Uhr ſtund auf 10.
Uhr, wie Pedro als naͤrriſch zu uns gelauffen
kam,
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