Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. VII. Cap. kein Stein oder Glas, sondern eine itzo unbe-kannte Sache. Es wird noch hier unter den Gelehrten gestritten, ob es gegossen oder ge- hauen ist. Es scheint, daß diese Kunst ver- lohren gangen, was ist eure Meinung hie- von. Jch sagte mit halber Furcht: Mein Herr, Garbon antwortete, auf das erste ist dieses zu als
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap. kein Stein oder Glas, ſondern eine itzo unbe-kannte Sache. Es wird noch hier unter den Gelehrten geſtritten, ob es gegoſſen oder ge- hauen iſt. Es ſcheint, daß dieſe Kunſt ver- lohren gangen, was iſt eure Meinung hie- von. Jch ſagte mit halber Furcht: Mein Herr, Garbon antwortete, auf das erſte iſt dieſes zu als
<TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0248" n="214"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieuſe</hi> Reiſe-Beſchreibung. <hi rendition="#aq">VII. Cap.</hi></hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">kein Stein oder Glas, ſondern eine itzo unbe-<lb/> kannte Sache. Es wird noch hier unter den<lb/> Gelehrten geſtritten, ob es gegoſſen oder ge-<lb/> hauen iſt. Es ſcheint, daß dieſe Kunſt ver-<lb/> lohren gangen, was iſt eure Meinung hie-<lb/> von.</hi> </p><lb/> <p>Jch ſagte mit halber Furcht: <hi rendition="#fr">Mein Herr,<lb/> wenn ich es ohne euch zu widerſprechen ſa-<lb/> gen ſoll, ſo haͤtte ich da viel dawider einzu-<lb/> wenden. Sagt es doch frey heraus, was<lb/> iht wollet,</hi> antwortete <hi rendition="#aq">Garbon.</hi> <hi rendition="#fr">Hoͤrt dann zu,</hi><lb/> ſagte ich: <hi rendition="#fr">Mein Herr in Europa wird unter<lb/> den Gelehrten vor gewiß gehalten, daß 4000.<lb/> Jahr nach Erſchaffung der Welt Chriſtus<lb/> gebohren ſey, und dieſe Geburth iſt der Zeit-<lb/> Punct in Europa, und nunmehr zehlt man<lb/> von der Geburth Chriſti 1702. Wenn dieſe<lb/> mit den vorigen 4000. zuſammen gebracht<lb/> werden, ſo macht es 5702. Jahr aus, da die<lb/> Welt von GOtt geſchaffen worden, wie kan<lb/> alſo dieſe Ehren-Pforte ſo alt ſeyn? Zum<lb/> andern kan ich nicht dencken, daß ein Werck,<lb/> ſo durch Menſchen-Haͤnden gemacht wor-<lb/> den, 19000. Jahr und laͤnger das Wetter<lb/> aushalten koͤnte.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Garbon</hi> antwortete, <hi rendition="#fr">auf das erſte iſt dieſes zu</hi><lb/><hi rendition="#aq">replici</hi><hi rendition="#fr">ren, daß Europa ſeine Kuͤnſte, Wiſſen-<lb/> ſchafften, Geſetze und Gottesdienſte meiſt<lb/> aus Aſia empfangen, und uͤbernommen hat,<lb/> und durch Veraͤnderung der Zeit haben dieſe<lb/> Sachen viele Veraͤnderung gelitten. Sagt<lb/> mir, warum ſolten wir Aſiaten nicht ſo wol,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">als</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [214/0248]
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
kein Stein oder Glas, ſondern eine itzo unbe-
kannte Sache. Es wird noch hier unter den
Gelehrten geſtritten, ob es gegoſſen oder ge-
hauen iſt. Es ſcheint, daß dieſe Kunſt ver-
lohren gangen, was iſt eure Meinung hie-
von.
Jch ſagte mit halber Furcht: Mein Herr,
wenn ich es ohne euch zu widerſprechen ſa-
gen ſoll, ſo haͤtte ich da viel dawider einzu-
wenden. Sagt es doch frey heraus, was
iht wollet, antwortete Garbon. Hoͤrt dann zu,
ſagte ich: Mein Herr in Europa wird unter
den Gelehrten vor gewiß gehalten, daß 4000.
Jahr nach Erſchaffung der Welt Chriſtus
gebohren ſey, und dieſe Geburth iſt der Zeit-
Punct in Europa, und nunmehr zehlt man
von der Geburth Chriſti 1702. Wenn dieſe
mit den vorigen 4000. zuſammen gebracht
werden, ſo macht es 5702. Jahr aus, da die
Welt von GOtt geſchaffen worden, wie kan
alſo dieſe Ehren-Pforte ſo alt ſeyn? Zum
andern kan ich nicht dencken, daß ein Werck,
ſo durch Menſchen-Haͤnden gemacht wor-
den, 19000. Jahr und laͤnger das Wetter
aushalten koͤnte.
Garbon antwortete, auf das erſte iſt dieſes zu
repliciren, daß Europa ſeine Kuͤnſte, Wiſſen-
ſchafften, Geſetze und Gottesdienſte meiſt
aus Aſia empfangen, und uͤbernommen hat,
und durch Veraͤnderung der Zeit haben dieſe
Sachen viele Veraͤnderung gelitten. Sagt
mir, warum ſolten wir Aſiaten nicht ſo wol,
als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/248 |
Zitationshilfe: | Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/248>, abgerufen am 15.08.2024. |