Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VII. Cap.
"geschwind die Reue und Misvergnügen hinter
"sich zur Folge.

"Die Circe beym Ovidio kan sich so wol auf die
"Trunckenheit als auf die Welt appliciren las-
"sen; denn die Trunckenheit verändert den
"Menschen in viehische Lüste und Gedancken:
"Denn man wird als ein Löwe, ein Schaaf,
"Schwein, Affe, Bock, Nachtigal, Ochse und
"dergleichen.

"Einer der betruncken ist, muß als ein Ver-
"standloser angesehen werden, denn so lange als
"einer vorsichtig und klug ist, so wird ihn die
"Trunckenheit nicht überfallen.

"Ein Trunckener schwächet seine Natur, ver-
"ringert alle Gunst und seine Ehre, Geld und Ge-
"sundheit. Und was ist es vor ein Unterscheid,
"ob iemand sich so gleich selber tödtet, oder ob er
"es langsamer Weise durch den Trunck thut.

"Ein Säuffer kaufft die Narrheit, Ungesund-
"heit, Armuth, Schande und einen wüsten Kopff
"um sein Geld. Ein Trunckener ist nicht Mei-
"ster von seinen Gedancken, noch von seiner Zun-
"ge, er spricht von unzüchtigen Dingen ohne
"Schaam; aus einem Mann wird er ein Kind.

"Durch Trunckenheit werden viel gute Sa-
"chen verhindert, sie ist die Mutter alles Ubels, sie
"entblösset uns von unserm Verstand, sie gebiehrt
"Sünde, Schaden und Schande.

Wie ihm dis vorgelesen wurde, ward der
Greuel der Trunckenheit sehr scharff an ihm be-
strafft. Er muß hierauf wieder auf der fünfften

Stuf-

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
„geſchwind die Reue und Misvergnuͤgen hinter
„ſich zur Folge.

„Die Circe beym Ovidio kan ſich ſo wol auf die
Trunckenheit als auf die Welt appliciren laſ-
„ſen; denn die Trunckenheit veraͤndert den
„Menſchen in viehiſche Luͤſte und Gedancken:
„Denn man wird als ein Loͤwe, ein Schaaf,
„Schwein, Affe, Bock, Nachtigal, Ochſe und
„dergleichen.

„Einer der betruncken iſt, muß als ein Ver-
„ſtandloſer angeſehen werden, denn ſo lange als
„einer vorſichtig und klug iſt, ſo wird ihn die
Trunckenheit nicht uͤberfallen.

„Ein Trunckener ſchwaͤchet ſeine Natur, ver-
„ringert alle Gunſt und ſeine Ehre, Geld und Ge-
„ſundheit. Und was iſt es vor ein Unterſcheid,
„ob iemand ſich ſo gleich ſelber toͤdtet, oder ob er
„es langſamer Weiſe durch den Trunck thut.

„Ein Saͤuffer kaufft die Narrheit, Ungeſund-
„heit, Armuth, Schande und einen wuͤſten Kopff
„um ſein Geld. Ein Trunckener iſt nicht Mei-
„ſter von ſeinen Gedancken, noch von ſeiner Zun-
„ge, er ſpricht von unzuͤchtigen Dingen ohne
„Schaam; aus einem Mann wird er ein Kind.

„Durch Trunckenheit werden viel gute Sa-
„chen verhindert, ſie iſt die Mutter alles Ubels, ſie
„entbloͤſſet uns von unſerm Verſtand, ſie gebiehrt
„Suͤnde, Schaden und Schande.

Wie ihm dis vorgeleſen wurde, ward der
Greuel der Trunckenheit ſehr ſcharff an ihm be-
ſtrafft. Er muß hierauf wieder auf der fuͤnfften

Stuf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <div n="3">
                  <p><pb facs="#f0234" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VII. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
&#x201E;ge&#x017F;chwind die Reue und Misvergnu&#x0364;gen hinter<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich zur Folge.</p><lb/>
                  <p>&#x201E;Die <hi rendition="#aq">Circe</hi> beym <hi rendition="#aq">Ovidio</hi> kan &#x017F;ich &#x017F;o wol auf die<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Trunckenheit</hi> als auf die Welt <hi rendition="#aq">applici</hi>ren la&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en; denn die Trunckenheit vera&#x0364;ndert den<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;chen in viehi&#x017F;che Lu&#x0364;&#x017F;te und Gedancken:<lb/>
&#x201E;Denn man wird als ein Lo&#x0364;we, ein Schaaf,<lb/>
&#x201E;Schwein, Affe, Bock, Nachtigal, Och&#x017F;e und<lb/>
&#x201E;dergleichen.</p><lb/>
                  <p>&#x201E;Einer der <hi rendition="#fr">betruncken</hi> i&#x017F;t, muß als ein Ver-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tandlo&#x017F;er ange&#x017F;ehen werden, denn &#x017F;o lange als<lb/>
&#x201E;einer vor&#x017F;ichtig und klug i&#x017F;t, &#x017F;o wird ihn die<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Trunckenheit</hi> nicht u&#x0364;berfallen.</p><lb/>
                  <p>&#x201E;Ein <hi rendition="#fr">Trunckener</hi> &#x017F;chwa&#x0364;chet &#x017F;eine Natur, ver-<lb/>
&#x201E;ringert alle Gun&#x017F;t und &#x017F;eine Ehre, Geld und Ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;undheit. Und was i&#x017F;t es vor ein Unter&#x017F;cheid,<lb/>
&#x201E;ob iemand &#x017F;ich &#x017F;o gleich &#x017F;elber to&#x0364;dtet, oder ob er<lb/>
&#x201E;es lang&#x017F;amer Wei&#x017F;e durch den Trunck thut.</p><lb/>
                  <p>&#x201E;Ein <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;uffer</hi> kaufft die Narrheit, Unge&#x017F;und-<lb/>
&#x201E;heit, Armuth, Schande und einen wu&#x0364;&#x017F;ten Kopff<lb/>
&#x201E;um &#x017F;ein Geld. Ein <hi rendition="#fr">Trunckener</hi> i&#x017F;t nicht Mei-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ter von &#x017F;einen Gedancken, noch von &#x017F;einer Zun-<lb/>
&#x201E;ge, er &#x017F;pricht von unzu&#x0364;chtigen Dingen ohne<lb/>
&#x201E;Schaam; aus einem Mann wird er ein Kind.</p><lb/>
                  <p>&#x201E;Durch <hi rendition="#fr">Trunckenheit</hi> werden viel gute Sa-<lb/>
&#x201E;chen verhindert, &#x017F;ie i&#x017F;t die Mutter alles Ubels, &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et uns von un&#x017F;erm Ver&#x017F;tand, &#x017F;ie gebiehrt<lb/>
&#x201E;Su&#x0364;nde, Schaden und Schande.</p><lb/>
                  <p>Wie ihm dis vorgele&#x017F;en wurde, ward der<lb/>
Greuel der Trunckenheit &#x017F;ehr &#x017F;charff an ihm be-<lb/>
&#x017F;trafft. Er muß hierauf wieder auf der fu&#x0364;nfften<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Stuf-</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0234] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap. „geſchwind die Reue und Misvergnuͤgen hinter „ſich zur Folge. „Die Circe beym Ovidio kan ſich ſo wol auf die „Trunckenheit als auf die Welt appliciren laſ- „ſen; denn die Trunckenheit veraͤndert den „Menſchen in viehiſche Luͤſte und Gedancken: „Denn man wird als ein Loͤwe, ein Schaaf, „Schwein, Affe, Bock, Nachtigal, Ochſe und „dergleichen. „Einer der betruncken iſt, muß als ein Ver- „ſtandloſer angeſehen werden, denn ſo lange als „einer vorſichtig und klug iſt, ſo wird ihn die „Trunckenheit nicht uͤberfallen. „Ein Trunckener ſchwaͤchet ſeine Natur, ver- „ringert alle Gunſt und ſeine Ehre, Geld und Ge- „ſundheit. Und was iſt es vor ein Unterſcheid, „ob iemand ſich ſo gleich ſelber toͤdtet, oder ob er „es langſamer Weiſe durch den Trunck thut. „Ein Saͤuffer kaufft die Narrheit, Ungeſund- „heit, Armuth, Schande und einen wuͤſten Kopff „um ſein Geld. Ein Trunckener iſt nicht Mei- „ſter von ſeinen Gedancken, noch von ſeiner Zun- „ge, er ſpricht von unzuͤchtigen Dingen ohne „Schaam; aus einem Mann wird er ein Kind. „Durch Trunckenheit werden viel gute Sa- „chen verhindert, ſie iſt die Mutter alles Ubels, ſie „entbloͤſſet uns von unſerm Verſtand, ſie gebiehrt „Suͤnde, Schaden und Schande. Wie ihm dis vorgeleſen wurde, ward der Greuel der Trunckenheit ſehr ſcharff an ihm be- ſtrafft. Er muß hierauf wieder auf der fuͤnfften Stuf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/234
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/234>, abgerufen am 25.11.2024.