Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VII. Cap.
gebracht, daß sie offt an Tag bringen, was sie ehe
verschweigen sollen.

Es ist klug gehandelt, bey andern etwas aus-
zuforschen, und das Seine geheim zu halten.

Man ist auch offt unvorsichtig, sich im Spie-
len zu offenbaren, und unser Gemüth steht da-
rinn gantz bloß und offen.

Jn dem Wein ist die Wahrheit, und ein trun-
cken Hertz kan sich nicht verstellen.

Es wird auch viel durch Liebe der Weiber of-
fenbaret.

Man muß vor die Spione unserer Gedancken
unsre Hertzen mit Mißtrauen und Zurückhaltung
bedecken.

Eure Gedancken bleiben eure, so lange als
ihr sie bey euch behaltet, wenn sie aber in der Lufft
zu Worten gemacht werden, so gehören sie an ei-
nen andern, und können sie alsdann zu eurem
Verderben gebraucht werden.

Ergründet eines andern Gedancken, und ver-
bergt die eurigen.

Wenn man gar zu offenhertzig ist, so ist es offt
verhast und gefährlich. Sicherer und leichter
geht es, wenn man seine Gedancken bey sich be-
hält.

Man muß eingezogen leben, und sich nicht mit
aller Welt gemein machen; und seinen Namen,
nachdem die Oerter und Sachen seyn, verändern:
Jedoch sich auch wohl vorsehen, daß man nicht
überlistet und betrogen wird.

Ein listiger Mensch muß fertig von Verstan-
de seyn, alles sehen, untersuchen und beurthei-

len,

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
gebracht, daß ſie offt an Tag bringen, was ſie ehe
verſchweigen ſollen.

Es iſt klug gehandelt, bey andern etwas aus-
zuforſchen, und das Seine geheim zu halten.

Man iſt auch offt unvorſichtig, ſich im Spie-
len zu offenbaren, und unſer Gemuͤth ſteht da-
rinn gantz bloß und offen.

Jn dem Wein iſt die Wahrheit, und ein trun-
cken Hertz kan ſich nicht verſtellen.

Es wird auch viel durch Liebe der Weiber of-
fenbaret.

Man muß vor die Spione unſerer Gedancken
unſre Hertzen mit Mißtrauen und Zuruͤckhaltung
bedecken.

Eure Gedancken bleiben eure, ſo lange als
ihr ſie bey euch behaltet, wenn ſie aber in der Lufft
zu Worten gemacht werden, ſo gehoͤren ſie an ei-
nen andern, und koͤnnen ſie alsdann zu eurem
Verderben gebraucht werden.

Ergruͤndet eines andern Gedancken, und ver-
bergt die eurigen.

Wenn man gar zu offenhertzig iſt, ſo iſt es offt
verhaſt und gefaͤhrlich. Sicherer und leichter
geht es, wenn man ſeine Gedancken bey ſich be-
haͤlt.

Man muß eingezogen leben, und ſich nicht mit
aller Welt gemein machen; und ſeinen Namen,
nachdem die Oerter und Sachen ſeyn, veraͤndern:
Jedoch ſich auch wohl vorſehen, daß man nicht
uͤberliſtet und betrogen wird.

Ein liſtiger Menſch muß fertig von Verſtan-
de ſeyn, alles ſehen, unterſuchen und beurthei-

len,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <p><pb facs="#f0223" n="189"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VII. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
gebracht, daß &#x017F;ie offt an Tag bringen, was &#x017F;ie ehe<lb/>
ver&#x017F;chweigen &#x017F;ollen.</p><lb/>
                <p>Es i&#x017F;t klug gehandelt, bey andern etwas aus-<lb/>
zufor&#x017F;chen, und das Seine geheim zu halten.</p><lb/>
                <p>Man i&#x017F;t auch offt unvor&#x017F;ichtig, &#x017F;ich im Spie-<lb/>
len zu offenbaren, und un&#x017F;er Gemu&#x0364;th &#x017F;teht da-<lb/>
rinn gantz bloß und offen.</p><lb/>
                <p>Jn dem Wein i&#x017F;t die Wahrheit, und ein trun-<lb/>
cken Hertz kan &#x017F;ich nicht ver&#x017F;tellen.</p><lb/>
                <p>Es wird auch viel durch Liebe der Weiber of-<lb/>
fenbaret.</p><lb/>
                <p>Man muß vor die <hi rendition="#aq">Spion</hi>e un&#x017F;erer Gedancken<lb/>
un&#x017F;re Hertzen mit Mißtrauen und Zuru&#x0364;ckhaltung<lb/>
bedecken.</p><lb/>
                <p>Eure Gedancken bleiben eure, &#x017F;o lange als<lb/>
ihr &#x017F;ie bey euch behaltet, wenn &#x017F;ie aber in der Lufft<lb/>
zu Worten gemacht werden, &#x017F;o geho&#x0364;ren &#x017F;ie an ei-<lb/>
nen andern, und ko&#x0364;nnen &#x017F;ie alsdann zu eurem<lb/>
Verderben gebraucht werden.</p><lb/>
                <p>Ergru&#x0364;ndet eines andern Gedancken, und ver-<lb/>
bergt die eurigen.</p><lb/>
                <p>Wenn man gar zu offenhertzig i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t es offt<lb/>
verha&#x017F;t und gefa&#x0364;hrlich. Sicherer und leichter<lb/>
geht es, wenn man &#x017F;eine Gedancken bey &#x017F;ich be-<lb/>
ha&#x0364;lt.</p><lb/>
                <p>Man muß eingezogen leben, und &#x017F;ich nicht mit<lb/>
aller Welt gemein machen; und &#x017F;einen Namen,<lb/>
nachdem die Oerter und Sachen &#x017F;eyn, vera&#x0364;ndern:<lb/>
Jedoch &#x017F;ich auch wohl vor&#x017F;ehen, daß man nicht<lb/>
u&#x0364;berli&#x017F;tet und betrogen wird.</p><lb/>
                <p>Ein li&#x017F;tiger Men&#x017F;ch muß fertig von Ver&#x017F;tan-<lb/>
de &#x017F;eyn, alles &#x017F;ehen, unter&#x017F;uchen und beurthei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len,</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0223] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap. gebracht, daß ſie offt an Tag bringen, was ſie ehe verſchweigen ſollen. Es iſt klug gehandelt, bey andern etwas aus- zuforſchen, und das Seine geheim zu halten. Man iſt auch offt unvorſichtig, ſich im Spie- len zu offenbaren, und unſer Gemuͤth ſteht da- rinn gantz bloß und offen. Jn dem Wein iſt die Wahrheit, und ein trun- cken Hertz kan ſich nicht verſtellen. Es wird auch viel durch Liebe der Weiber of- fenbaret. Man muß vor die Spione unſerer Gedancken unſre Hertzen mit Mißtrauen und Zuruͤckhaltung bedecken. Eure Gedancken bleiben eure, ſo lange als ihr ſie bey euch behaltet, wenn ſie aber in der Lufft zu Worten gemacht werden, ſo gehoͤren ſie an ei- nen andern, und koͤnnen ſie alsdann zu eurem Verderben gebraucht werden. Ergruͤndet eines andern Gedancken, und ver- bergt die eurigen. Wenn man gar zu offenhertzig iſt, ſo iſt es offt verhaſt und gefaͤhrlich. Sicherer und leichter geht es, wenn man ſeine Gedancken bey ſich be- haͤlt. Man muß eingezogen leben, und ſich nicht mit aller Welt gemein machen; und ſeinen Namen, nachdem die Oerter und Sachen ſeyn, veraͤndern: Jedoch ſich auch wohl vorſehen, daß man nicht uͤberliſtet und betrogen wird. Ein liſtiger Menſch muß fertig von Verſtan- de ſeyn, alles ſehen, unterſuchen und beurthei- len,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/223
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/223>, abgerufen am 26.11.2024.