und über. Jch wuste nicht, was ich thun noch anfangen solte.
Nach einer Stunde fiengen sie alle in der Hüt- te an zu singen, und tantzten um mich herum. Da auch der Haus-Herr mitgetantzt, kam eine von den vornehmsten Weibes-Bildern vor mich, und setzte sich auf die Ferse. Sie zeigte mir, daß ich es auch so machen solte. Wie ich es that, so stund der Alte auf, und legte uns ei- nem ieden eine Hand auf dem Kopff, und be- gonnte so sehr zu schreyen, daß ich erschrack, worauf die ausserhalb der Hütte antworteten. Sie fiengen wieder an zu singen und zu tantzen, und die ausser der Hütte thaten deßgleichen. Wie dieses ohngefehr eine halbe Stunde gewähret, stund dis junge Weibs-Bild auf, fassete mich bey der Hand, und gieng mit mir hinaus, die andern aber folgten nach; sie brachten mich in eine daselbst stehende ledige Hütte, da dieses Mensch und ich hinein giengen; die andern schlos- sen die Thür zu. Wie sie hernach im Singen weggiengen, blieben wir 2. allein in der Hütte. Es ware Heu, getrocknete Blätter und Binsen- Matten drinnen. Jch war kalt, hustete und keuchte, sie legte mich ins Heu nieder, und deckte mich mit den Matten zu, kroch hernach zu mir hinunter, und wolte mich wärmen, welches sie auch aufs beste that. Diese Heydin hatte ein gewisses Zauber-Instrument, womit sie mich der- gestalt bezauberte, daß ich alle mein Elend, Fe- stung und alles vergaß-
Wie wir uns einander einige Stunden erwär-
met,
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
und uͤber. Jch wuſte nicht, was ich thun noch anfangen ſolte.
Nach einer Stunde fiengen ſie alle in der Huͤt- te an zu ſingen, und tantzten um mich herum. Da auch der Haus-Herr mitgetantzt, kam eine von den vornehmſten Weibes-Bildern vor mich, und ſetzte ſich auf die Ferſe. Sie zeigte mir, daß ich es auch ſo machen ſolte. Wie ich es that, ſo ſtund der Alte auf, und legte uns ei- nem ieden eine Hand auf dem Kopff, und be- gonnte ſo ſehr zu ſchreyen, daß ich erſchrack, worauf die auſſerhalb der Huͤtte antworteten. Sie fiengen wieder an zu ſingen und zu tantzen, und die auſſer der Huͤtte thaten deßgleichen. Wie dieſes ohngefehr eine halbe Stunde gewaͤhret, ſtund dis junge Weibs-Bild auf, faſſete mich bey der Hand, und gieng mit mir hinaus, die andern aber folgten nach; ſie brachten mich in eine daſelbſt ſtehende ledige Huͤtte, da dieſes Menſch und ich hinein giengen; die andern ſchloſ- ſen die Thuͤr zu. Wie ſie hernach im Singen weggiengen, blieben wir 2. allein in der Huͤtte. Es ware Heu, getrocknete Blaͤtter und Binſen- Matten drinnen. Jch war kalt, huſtete und keuchte, ſie legte mich ins Heu nieder, und deckte mich mit den Matten zu, kroch hernach zu mir hinunter, und wolte mich waͤrmen, welches ſie auch aufs beſte that. Dieſe Heydin hatte ein gewiſſes Zauber-Inſtrument, womit ſie mich der- geſtalt bezauberte, daß ich alle mein Elend, Fe- ſtung und alles vergaß-
Wie wir uns einander einige Stunden erwaͤr-
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
und uͤber. Jch wuſte nicht, was ich thun noch
anfangen ſolte.
Nach einer Stunde fiengen ſie alle in der Huͤt-
te an zu ſingen, und tantzten um mich herum.
Da auch der Haus-Herr mitgetantzt, kam eine
von den vornehmſten Weibes-Bildern vor mich,
und ſetzte ſich auf die Ferſe. Sie zeigte mir, daß
ich es auch ſo machen ſolte. Wie ich
es that, ſo ſtund der Alte auf, und legte uns ei-
nem ieden eine Hand auf dem Kopff, und be-
gonnte ſo ſehr zu ſchreyen, daß ich erſchrack,
worauf die auſſerhalb der Huͤtte antworteten.
Sie fiengen wieder an zu ſingen und zu tantzen,
und die auſſer der Huͤtte thaten deßgleichen. Wie
dieſes ohngefehr eine halbe Stunde gewaͤhret,
ſtund dis junge Weibs-Bild auf, faſſete mich
bey der Hand, und gieng mit mir hinaus, die
andern aber folgten nach; ſie brachten mich in
eine daſelbſt ſtehende ledige Huͤtte, da dieſes
Menſch und ich hinein giengen; die andern ſchloſ-
ſen die Thuͤr zu. Wie ſie hernach im Singen
weggiengen, blieben wir 2. allein in der Huͤtte.
Es ware Heu, getrocknete Blaͤtter und Binſen-
Matten drinnen. Jch war kalt, huſtete und
keuchte, ſie legte mich ins Heu nieder, und deckte
mich mit den Matten zu, kroch hernach zu mir
hinunter, und wolte mich waͤrmen, welches ſie
auch aufs beſte that. Dieſe Heydin hatte ein
gewiſſes Zauber-Inſtrument, womit ſie mich der-
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ſtung und alles vergaß-
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/200>, abgerufen am 16.07.2024.
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