Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap. ders tantzen lernen. Die 6. so mich ausgezo-gen hatten, und bey mir stunden, fasten mich mit an, und ich muste auch mit tantzen, worauf die andern in ihre Hände klopfften, und so starck schryen, als sie konten. Jch tantzte mit trauri- gem Gemüth, und merckte wohl, daß sie mich nicht umbringen wolten. Wie der Tantz aus war, wieß ich wieder nach meinem Castell, wor- auf einer einen Schrey that, darauf kamen wol noch 20. aus der Festung zum Vorschein, wel- che sich bis itzo darinn aufgehalten. Als diese bey uns kamen, hub ein ieder seinen höltzernen Spieß wieder auf, stellten mich in die Mitten, und marchirten den Strand hinunter. Jch sahe stets nach der Festung, und wie wir da vorbey giengen, fieng ich an zu heulen, welches sie sich aber nichts anfechten liessen. Wir passirten auch vor dem Pfahl vorbey, da ich meine Kiste und dergl. ausgegraben; Als ich den Pfahl ansahe, wurde mein Hertz noch mehr beängstiget. Da wir ohngefehr 6. Stunden weit den Strand hin- unter marchiret, kehrten sie sich lincks um nach dem Busche zu, und machten nach einer halben Stunde Halte, einige holten Früchte, davon wir alle assen. Sie rissen einige Zweige von den Bäumen, diese nahmen sie alle zu ihren Betten, und mir theilten sie auch welche mit; ich legte mich unter einen grossen Baum gantz nackend nieder, und wurde so kalt als ein Eiß. Sie lagen rund um mich herum, und schlieffen ruhig, ohne die 6. die allzeit wachten, und da immer andre 6. sie ablöseten. Jch konte wegen ihres Singens und der L 3
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. ders tantzen lernen. Die 6. ſo mich ausgezo-gen hatten, und bey mir ſtunden, faſten mich mit an, und ich muſte auch mit tantzen, worauf die andern in ihre Haͤnde klopfften, und ſo ſtarck ſchryen, als ſie konten. Jch tantzte mit trauri- gem Gemuͤth, und merckte wohl, daß ſie mich nicht umbringen wolten. Wie der Tantz aus war, wieß ich wieder nach meinem Caſtell, wor- auf einer einen Schrey that, darauf kamen wol noch 20. aus der Feſtung zum Vorſchein, wel- che ſich bis itzo darinn aufgehalten. Als dieſe bey uns kamen, hub ein ieder ſeinen hoͤltzernen Spieß wieder auf, ſtellten mich in die Mitten, und marchirten den Strand hinunter. Jch ſahe ſtets nach der Feſtung, und wie wir da vorbey giengen, fieng ich an zu heulen, welches ſie ſich aber nichts anfechten lieſſen. Wir paſſirten auch vor dem Pfahl vorbey, da ich meine Kiſte und dergl. ausgegraben; Als ich den Pfahl anſahe, wurde mein Hertz noch mehr beaͤngſtiget. Da wir ohngefehr 6. Stunden weit den Strand hin- unter marchiret, kehrten ſie ſich lincks um nach dem Buſche zu, und machten nach einer halben Stunde Halte, einige holten Fruͤchte, davon wir alle aſſen. Sie riſſen einige Zweige von den Baͤumen, dieſe nahmen ſie alle zu ihren Betten, und mir theilten ſie auch welche mit; ich legte mich unter einen groſſen Baum gantz nackend nieder, und wurde ſo kalt als ein Eiß. Sie lagen rund um mich herum, und ſchlieffen ruhig, ohne die 6. die allzeit wachten, und da immer andre 6. ſie abloͤſeten. Jch konte wegen ihres Singens und der L 3
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
ders tantzen lernen. Die 6. ſo mich ausgezo-
gen hatten, und bey mir ſtunden, faſten mich
mit an, und ich muſte auch mit tantzen, worauf
die andern in ihre Haͤnde klopfften, und ſo ſtarck
ſchryen, als ſie konten. Jch tantzte mit trauri-
gem Gemuͤth, und merckte wohl, daß ſie mich
nicht umbringen wolten. Wie der Tantz aus
war, wieß ich wieder nach meinem Caſtell, wor-
auf einer einen Schrey that, darauf kamen wol
noch 20. aus der Feſtung zum Vorſchein, wel-
che ſich bis itzo darinn aufgehalten. Als dieſe
bey uns kamen, hub ein ieder ſeinen hoͤltzernen
Spieß wieder auf, ſtellten mich in die Mitten,
und marchirten den Strand hinunter. Jch ſahe
ſtets nach der Feſtung, und wie wir da vorbey
giengen, fieng ich an zu heulen, welches ſie ſich
aber nichts anfechten lieſſen. Wir paſſirten auch
vor dem Pfahl vorbey, da ich meine Kiſte und
dergl. ausgegraben; Als ich den Pfahl anſahe,
wurde mein Hertz noch mehr beaͤngſtiget. Da
wir ohngefehr 6. Stunden weit den Strand hin-
unter marchiret, kehrten ſie ſich lincks um nach
dem Buſche zu, und machten nach einer halben
Stunde Halte, einige holten Fruͤchte, davon wir
alle aſſen. Sie riſſen einige Zweige von den
Baͤumen, dieſe nahmen ſie alle zu ihren Betten,
und mir theilten ſie auch welche mit; ich legte mich
unter einen groſſen Baum gantz nackend nieder,
und wurde ſo kalt als ein Eiß. Sie lagen rund
um mich herum, und ſchlieffen ruhig, ohne die 6.
die allzeit wachten, und da immer andre 6. ſie
abloͤſeten. Jch konte wegen ihres Singens und
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