Er nahm solches an, setzte sich wieder auf die Fersen, und schnarchte als ein schlaffender Mensch, stund auf, und gieng bey den andern Hauffen.
Jch blieb an der Pforte, damit ich alles anse- hen könte, was sie anfiengen.
Es kamen 36. gemahlte Menschen mit ihrem höltzernen Gewehr, und heulten bey den Tod- ten, selbige nahmen diese auf, und trugen sie zu den grossen Hauffen. Als sie dahin kamen, fieng sich ein grausam Geheul und Geschrey an. Sie marchirten mit vollem Halse nach dem Fluß, und das währte die gantze Nacht, welches sie offt wie- derholten, wenn sie 2. Stunden innen gehalten, und konte ich dieses alles wohl sehen und hören.
Der die Todten geholet, kam des Morgens vor meine Pforte, und begunnte sehr starck zu heulen. Als ich rings herum aus meinen Fen- stern kein Volck vernahm, kam ich mit dem Rohr und Schwerdt heraus. Er saß wieder auf seinen Fersen, und setzte seine beyden Hände untern Kopff. Jch machte ihm Zeichen, daß er solte sitzen bleiben, und wolte ihm Wein und Brod holen. Träger bellete, und als ich mich um- sahe, war dieser Vogel schon anf dem Zaun. Als ich dis sahe, schoß ich ihn, daß er heraus- wärts fiel, hierauf wurde ein groß Geschrey und Geheule bey dem Fluß.
Es kam ein Angestrichener aus dem Hauffen, und machte es eben wie der Todte gethan. Jch warff ihm 2. Zwieback zu, und ließ ihn den Tod- ten wegschleppen. Unterwegens kamen ihm an-
dre
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Er nahm ſolches an, ſetzte ſich wieder auf die Ferſen, und ſchnarchte als ein ſchlaffender Menſch, ſtund auf, und gieng bey den andern Hauffen.
Jch blieb an der Pforte, damit ich alles anſe- hen koͤnte, was ſie anfiengen.
Es kamen 36. gemahlte Menſchen mit ihrem hoͤltzernen Gewehr, und heulten bey den Tod- ten, ſelbige nahmen dieſe auf, und trugen ſie zu den groſſen Hauffen. Als ſie dahin kamen, fieng ſich ein grauſam Geheul und Geſchrey an. Sie marchirten mit vollem Halſe nach dem Fluß, und das waͤhrte die gantze Nacht, welches ſie offt wie- derholten, wenn ſie 2. Stunden innen gehalten, und konte ich dieſes alles wohl ſehen und hoͤren.
Der die Todten geholet, kam des Morgens vor meine Pforte, und begunnte ſehr ſtarck zu heulen. Als ich rings herum aus meinen Fen- ſtern kein Volck vernahm, kam ich mit dem Rohr und Schwerdt heraus. Er ſaß wieder auf ſeinen Ferſen, und ſetzte ſeine beyden Haͤnde untern Kopff. Jch machte ihm Zeichen, daß er ſolte ſitzen bleiben, und wolte ihm Wein und Brod holen. Traͤger bellete, und als ich mich um- ſahe, war dieſer Vogel ſchon anf dem Zaun. Als ich dis ſahe, ſchoß ich ihn, daß er heraus- waͤrts fiel, hierauf wurde ein groß Geſchrey und Geheule bey dem Fluß.
Es kam ein Angeſtrichener aus dem Hauffen, und machte es eben wie der Todte gethan. Jch warff ihm 2. Zwieback zu, und ließ ihn den Tod- ten wegſchleppen. Unterwegens kamen ihm an-
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Er nahm ſolches an, ſetzte ſich wieder auf die
Ferſen, und ſchnarchte als ein ſchlaffender
Menſch, ſtund auf, und gieng bey den andern
Hauffen.
Jch blieb an der Pforte, damit ich alles anſe-
hen koͤnte, was ſie anfiengen.
Es kamen 36. gemahlte Menſchen mit ihrem
hoͤltzernen Gewehr, und heulten bey den Tod-
ten, ſelbige nahmen dieſe auf, und trugen ſie zu
den groſſen Hauffen. Als ſie dahin kamen, fieng
ſich ein grauſam Geheul und Geſchrey an. Sie
marchirten mit vollem Halſe nach dem Fluß, und
das waͤhrte die gantze Nacht, welches ſie offt wie-
derholten, wenn ſie 2. Stunden innen gehalten,
und konte ich dieſes alles wohl ſehen und hoͤren.
Der die Todten geholet, kam des Morgens
vor meine Pforte, und begunnte ſehr ſtarck zu
heulen. Als ich rings herum aus meinen Fen-
ſtern kein Volck vernahm, kam ich mit dem Rohr
und Schwerdt heraus. Er ſaß wieder auf ſeinen
Ferſen, und ſetzte ſeine beyden Haͤnde untern
Kopff. Jch machte ihm Zeichen, daß er ſolte
ſitzen bleiben, und wolte ihm Wein und Brod
holen. Traͤger bellete, und als ich mich um-
ſahe, war dieſer Vogel ſchon anf dem Zaun.
Als ich dis ſahe, ſchoß ich ihn, daß er heraus-
waͤrts fiel, hierauf wurde ein groß Geſchrey und
Geheule bey dem Fluß.
Es kam ein Angeſtrichener aus dem Hauffen,
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/189>, abgerufen am 16.07.2024.
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