Thüre wohl versehen, daher schliff ich getrost, als wenn einer betruncken ist, und verließ mich auf die Wachsamkeit meines Hundes.
Die Sonne war wol schon eine Stunde auf- gegangen, so zogen meine Feinde wieder nach den Strand zu, iedoch still und ohne Geschrey, daselbst machten sie Halte, und hielten meines Bedünckens Rath unter sich. Es traten wieder 12. beschmierte an mein Castell, und hatten ihre Spiesse in der Hand. Jch setzte meine Doppel- hacken heraus, und hielte die Lunte fertig, kam auch mit 2. geladenen Flinten vor die Thür. Als sie mich sahen, fielen sie auf ihre Gesichter, als sie etwas gelegen, stund der eine auf, und nahm ein grün bewachsen Stück Erde auf, legte solches auf seinen Kopff, legte die Arme Creutz- weis auf die Brust, und kam mit gebogenen Leibe nach mir zu. Er stund still, und ich winckte ihm. Er kam bis an meine Thür, hierauf satzte er sich auf seine Beine, und legte als ein Affe sei- ne beyde Hände auf den Rasen, welcher auf sei- nem Kopff lag, er seufftzte offt, und durffte mich nicht ansehen noch ansprechen; der grosse Hauf- fe sahe das von ferne mit an, und seine 11. Mann blieben auf der Erde liegen. Wie ich alles mit meinem Rohr in der Hand, und das blosse Schwerdt, das mit einem Strick an dem Arm gebunden, recognoscirte, trat ich an meine Pforte, (wo ein starcker Zaun gemacht war) da saß er auf seinen Fersen, auf 3. bis 4. Schritt weit davon. Jch sagte zu ihm: Kerl, was wilst du? Er sahe in die Höh, und ich winckte
ihm,
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Thuͤre wohl verſehen, daher ſchliff ich getroſt, als wenn einer betruncken iſt, und verließ mich auf die Wachſamkeit meines Hundes.
Die Sonne war wol ſchon eine Stunde auf- gegangen, ſo zogen meine Feinde wieder nach den Strand zu, iedoch ſtill und ohne Geſchrey, daſelbſt machten ſie Halte, und hielten meines Beduͤnckens Rath unter ſich. Es traten wieder 12. beſchmieꝛte an mein Caſtell, und hatten ihre Spieſſe in der Hand. Jch ſetzte meine Doppel- hacken heraus, und hielte die Lunte fertig, kam auch mit 2. geladenen Flinten vor die Thuͤr. Als ſie mich ſahen, fielen ſie auf ihre Geſichter, als ſie etwas gelegen, ſtund der eine auf, und nahm ein gruͤn bewachſen Stuͤck Erde auf, legte ſolches auf ſeinen Kopff, legte die Arme Creutz- weis auf die Bruſt, und kam mit gebogenen Leibe nach mir zu. Er ſtund ſtill, und ich winckte ihm. Er kam bis an meine Thuͤr, hierauf ſatzte er ſich auf ſeine Beine, und legte als ein Affe ſei- ne beyde Haͤnde auf den Raſen, welcher auf ſei- nem Kopff lag, er ſeufftzte offt, und durffte mich nicht anſehen noch anſprechen; der groſſe Hauf- fe ſahe das von ferne mit an, und ſeine 11. Mann blieben auf der Erde liegen. Wie ich alles mit meinem Rohr in der Hand, und das bloſſe Schwerdt, das mit einem Strick an dem Arm gebunden, recognoſcirte, trat ich an meine Pforte, (wo ein ſtarcker Zaun gemacht war) da ſaß er auf ſeinen Ferſen, auf 3. bis 4. Schritt weit davon. Jch ſagte zu ihm: Kerl, was wilſt du? Er ſahe in die Hoͤh, und ich winckte
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Thuͤre wohl verſehen, daher ſchliff ich getroſt,
als wenn einer betruncken iſt, und verließ mich
auf die Wachſamkeit meines Hundes.
Die Sonne war wol ſchon eine Stunde auf-
gegangen, ſo zogen meine Feinde wieder nach
den Strand zu, iedoch ſtill und ohne Geſchrey,
daſelbſt machten ſie Halte, und hielten meines
Beduͤnckens Rath unter ſich. Es traten wieder
12. beſchmieꝛte an mein Caſtell, und hatten ihre
Spieſſe in der Hand. Jch ſetzte meine Doppel-
hacken heraus, und hielte die Lunte fertig, kam
auch mit 2. geladenen Flinten vor die Thuͤr.
Als ſie mich ſahen, fielen ſie auf ihre Geſichter,
als ſie etwas gelegen, ſtund der eine auf, und
nahm ein gruͤn bewachſen Stuͤck Erde auf, legte
ſolches auf ſeinen Kopff, legte die Arme Creutz-
weis auf die Bruſt, und kam mit gebogenen
Leibe nach mir zu. Er ſtund ſtill, und ich winckte
ihm. Er kam bis an meine Thuͤr, hierauf ſatzte
er ſich auf ſeine Beine, und legte als ein Affe ſei-
ne beyde Haͤnde auf den Raſen, welcher auf ſei-
nem Kopff lag, er ſeufftzte offt, und durffte mich
nicht anſehen noch anſprechen; der groſſe Hauf-
fe ſahe das von ferne mit an, und ſeine 11. Mann
blieben auf der Erde liegen. Wie ich alles mit
meinem Rohr in der Hand, und das bloſſe
Schwerdt, das mit einem Strick an dem Arm
gebunden, recognoſcirte, trat ich an meine
Pforte, (wo ein ſtarcker Zaun gemacht war) da
ſaß er auf ſeinen Ferſen, auf 3. bis 4. Schritt
weit davon. Jch ſagte zu ihm: Kerl, was
wilſt du? Er ſahe in die Hoͤh, und ich winckte
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/187>, abgerufen am 16.07.2024.
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