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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

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Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap.

Jch hatte meine Leine über einen dicken Baum,
der übers Wasser stund, gelegt; hier zog ich sie
herüber, bis endlich ein grosser Kopff hervor kam
der sehr fürchterlich aussahe, und sperrete so einen
schrecklichen Rachen auf, daß ich vor Schrecken
in meine Hütte lieff. Wie ich wieder heraus sa-
he, zog er die Leine sachte nach dem Grunde, und
wolte wieder fort. Jch machte die Leine los, und
ließ ihn so lauffen, und machte ihn dadurch recht
müde, hernach aber zog ich ihn sachte an das Ufer,
bis auf 2. Fuß übers Wasser, da ich ihn beson-
ders betrachtete. Er war platt, und wol so groß,
als ein sehr grosser Tisch, sonst als ein Rache ge-
stalt, war braun von Farbe, ich nahm einen De-
gen und hieb die Leine bey der Kette ab. Hier-
auf gieng er wieder nach dem Wasser zu, und
kam nicht wieder zum Vorschein. Jch dachte
zwar offt an ihn, iedoch habe ich weder vor noch
nach dem ein solch Monstrum gesehen. Als ich
einsmals auf dem Berg zu meinen Fenster-Loch
heraus sahe, sahe ich viele schwartze Vögel an dem
Canal, dadurch sich die See ins Meer ergeust.
Jch lude so gleich 2. Flinten, gieng dahin und
schoß zu zweymalen 5. von gedachten Vögeln, so
dichte lagen sie bey einander. Wie ich einen be-
kam, sahe ich, daß es schwartze Schwane waren,
sie kamen mit der Fluth nach der Land-See. Jch
holte meine Chalouppe, nahm die übrigen todten,
und brachte sie in die Hütte, pflückte und ver-
wahrte mir die Federn. Das Fett war gut in
die Lampe. Viere saltzte ich ein, und hieng sie in
Rauch. So lange als ich hier gewesen, habe ich

keine
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.

Jch hatte meine Leine uͤber einen dicken Baum,
der uͤbers Waſſer ſtund, gelegt; hier zog ich ſie
heruͤber, bis endlich ein groſſer Kopff hervor kam
der ſehr fuͤrchterlich ausſahe, und ſperrete ſo einen
ſchrecklichen Rachen auf, daß ich vor Schrecken
in meine Huͤtte lieff. Wie ich wieder heraus ſa-
he, zog er die Leine ſachte nach dem Grunde, und
wolte wieder fort. Jch machte die Leine los, und
ließ ihn ſo lauffen, und machte ihn dadurch recht
muͤde, hernach aber zog ich ihn ſachte an das Ufer,
bis auf 2. Fuß uͤbers Waſſer, da ich ihn beſon-
ders betrachtete. Er war platt, und wol ſo groß,
als ein ſehr groſſer Tiſch, ſonſt als ein Rache ge-
ſtalt, war braun von Farbe, ich nahm einen De-
gen und hieb die Leine bey der Kette ab. Hier-
auf gieng er wieder nach dem Waſſer zu, und
kam nicht wieder zum Vorſchein. Jch dachte
zwar offt an ihn, iedoch habe ich weder vor noch
nach dem ein ſolch Monſtrum geſehen. Als ich
einsmals auf dem Berg zu meinen Fenſter-Loch
heraus ſahe, ſahe ich viele ſchwartze Voͤgel an dem
Canal, dadurch ſich die See ins Meer ergeuſt.
Jch lude ſo gleich 2. Flinten, gieng dahin und
ſchoß zu zweymalen 5. von gedachten Voͤgeln, ſo
dichte lagen ſie bey einander. Wie ich einen be-
kam, ſahe ich, daß es ſchwartze Schwane waren,
ſie kamen mit der Fluth nach der Land-See. Jch
holte meine Chalouppe, nahm die uͤbrigen todten,
und brachte ſie in die Huͤtte, pfluͤckte und ver-
wahrte mir die Federn. Das Fett war gut in
die Lampe. Viere ſaltzte ich ein, und hieng ſie in
Rauch. So lange als ich hier geweſen, habe ich

keine
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[148/0178] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. Jch hatte meine Leine uͤber einen dicken Baum, der uͤbers Waſſer ſtund, gelegt; hier zog ich ſie heruͤber, bis endlich ein groſſer Kopff hervor kam der ſehr fuͤrchterlich ausſahe, und ſperrete ſo einen ſchrecklichen Rachen auf, daß ich vor Schrecken in meine Huͤtte lieff. Wie ich wieder heraus ſa- he, zog er die Leine ſachte nach dem Grunde, und wolte wieder fort. Jch machte die Leine los, und ließ ihn ſo lauffen, und machte ihn dadurch recht muͤde, hernach aber zog ich ihn ſachte an das Ufer, bis auf 2. Fuß uͤbers Waſſer, da ich ihn beſon- ders betrachtete. Er war platt, und wol ſo groß, als ein ſehr groſſer Tiſch, ſonſt als ein Rache ge- ſtalt, war braun von Farbe, ich nahm einen De- gen und hieb die Leine bey der Kette ab. Hier- auf gieng er wieder nach dem Waſſer zu, und kam nicht wieder zum Vorſchein. Jch dachte zwar offt an ihn, iedoch habe ich weder vor noch nach dem ein ſolch Monſtrum geſehen. Als ich einsmals auf dem Berg zu meinen Fenſter-Loch heraus ſahe, ſahe ich viele ſchwartze Voͤgel an dem Canal, dadurch ſich die See ins Meer ergeuſt. Jch lude ſo gleich 2. Flinten, gieng dahin und ſchoß zu zweymalen 5. von gedachten Voͤgeln, ſo dichte lagen ſie bey einander. Wie ich einen be- kam, ſahe ich, daß es ſchwartze Schwane waren, ſie kamen mit der Fluth nach der Land-See. Jch holte meine Chalouppe, nahm die uͤbrigen todten, und brachte ſie in die Huͤtte, pfluͤckte und ver- wahrte mir die Federn. Das Fett war gut in die Lampe. Viere ſaltzte ich ein, und hieng ſie in Rauch. So lange als ich hier geweſen, habe ich keine

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Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/178>, abgerufen am 27.11.2024.