Wie ich mit meinem Korb Fischen nach der Festung gieng, begunte es als vorhin ie länger ie mehr zu stürmen. Nunmehr war der volle Mond, und die Wolcken kamen wie vor, als wenn sie über den Mond hinflöhen. Jch saß in meinem Castell, weil es so schlimm Wetter war. Der Mond wurde nach und nach dunckel, als wenn es eine Monden-Finsternis wäre, welches mich so erschröckte, daß ich in mein Haus gieng. Mei- ne Lampe brannte, und ich gieng, nachdem ich was Feuer angelegt hatte, nach der Schlafstelle, konte aber nicht schlafen, sondern war voll Furcht und Schrecken.
Als es Tag war, sahe ich das Wasser in der See sehr hoch und einher schlagen, der Wind legte sich endlich. Jch gieng nach den Berg, und wolte die ungestüme See wieder besehen, ich fand aber meine zweyte Hütte nicht mehr, denn diesel- be war von Grunde aus weggebrochen, und es waren alle meine Zäune und geflochtene Stöcke weg, habe sie auch nicht wieder zu Gesichte be- kommen, so daß ich mir hernach eine andere bauen muste.
Jch fischte wieder, und kochte solche bey der See. Als ich die Mahlzeit gehalten, wolte ich die Stücken von meiner Hütte durch die Fenster vom Berae herunter suchen, als ich aber oben hin- auf kam, sahe ich einige schwartze Sachen in der See, konte sie aber nicht recht erkennen. Jch hatte eine halbe Schwachheit von dem vorigen Sturm gehabt, und fühlte, daß mir nicht wohl war, nahm daher etwas Brandtewein zu meinem
Labsal
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Wie ich mit meinem Korb Fiſchen nach der Feſtung gieng, begunte es als vorhin ie laͤnger ie mehr zu ſtuͤrmen. Nunmehr war der volle Mond, und die Wolcken kamen wie vor, als wenn ſie uͤber den Mond hinfloͤhen. Jch ſaß in meinem Caſtell, weil es ſo ſchlimm Wetter war. Der Mond wurde nach und nach dunckel, als wenn es eine Monden-Finſternis waͤre, welches mich ſo erſchroͤckte, daß ich in mein Haus gieng. Mei- ne Lampe brannte, und ich gieng, nachdem ich was Feuer angelegt hatte, nach der Schlafſtelle, konte aber nicht ſchlafen, ſondern war voll Furcht und Schrecken.
Als es Tag war, ſahe ich das Waſſer in der See ſehr hoch und einher ſchlagen, der Wind legte ſich endlich. Jch gieng nach den Berg, und wolte die ungeſtuͤme See wieder beſehen, ich fand aber meine zweyte Huͤtte nicht mehr, denn dieſel- be war von Grunde aus weggebrochen, und es waren alle meine Zaͤune und geflochtene Stoͤcke weg, habe ſie auch nicht wieder zu Geſichte be- kommen, ſo daß ich mir hernach eine andere bauen muſte.
Jch fiſchte wieder, und kochte ſolche bey der See. Als ich die Mahlzeit gehalten, wolte ich die Stuͤcken von meiner Huͤtte durch die Fenſter vom Berae herunter ſuchen, als ich aber oben hin- auf kam, ſahe ich einige ſchwartze Sachen in der See, konte ſie aber nicht recht erkennen. Jch hatte eine halbe Schwachheit von dem vorigen Sturm gehabt, und fuͤhlte, daß mir nicht wohl war, nahm daher etwas Brandtewein zu meinem
Labſal
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Wie ich mit meinem Korb Fiſchen nach der
Feſtung gieng, begunte es als vorhin ie laͤnger ie
mehr zu ſtuͤrmen. Nunmehr war der volle Mond,
und die Wolcken kamen wie vor, als wenn ſie
uͤber den Mond hinfloͤhen. Jch ſaß in meinem
Caſtell, weil es ſo ſchlimm Wetter war. Der
Mond wurde nach und nach dunckel, als wenn
es eine Monden-Finſternis waͤre, welches mich
ſo erſchroͤckte, daß ich in mein Haus gieng. Mei-
ne Lampe brannte, und ich gieng, nachdem ich
was Feuer angelegt hatte, nach der Schlafſtelle,
konte aber nicht ſchlafen, ſondern war voll Furcht
und Schrecken.
Als es Tag war, ſahe ich das Waſſer in der
See ſehr hoch und einher ſchlagen, der Wind
legte ſich endlich. Jch gieng nach den Berg, und
wolte die ungeſtuͤme See wieder beſehen, ich fand
aber meine zweyte Huͤtte nicht mehr, denn dieſel-
be war von Grunde aus weggebrochen, und es
waren alle meine Zaͤune und geflochtene Stoͤcke
weg, habe ſie auch nicht wieder zu Geſichte be-
kommen, ſo daß ich mir hernach eine andere bauen
muſte.
Jch fiſchte wieder, und kochte ſolche bey der
See. Als ich die Mahlzeit gehalten, wolte ich
die Stuͤcken von meiner Huͤtte durch die Fenſter
vom Berae herunter ſuchen, als ich aber oben hin-
auf kam, ſahe ich einige ſchwartze Sachen in der
See, konte ſie aber nicht recht erkennen. Jch
hatte eine halbe Schwachheit von dem vorigen
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/166>, abgerufen am 16.07.2024.
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