Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap.
chen von Binsen, die so wol groß als klein von
allerhand Art waren.

Auf solche Weise lebte ich eine geraume Zeit
in guter Zufriedenheit. Den Grund von mei-
ner Festung hatte ich nun mit diesen Matten be-
legt. Jch hatte auch wol 8. bis 10. Ochsen-Fel-
le getrocknet, so groß als ich solche abstossen kön-
nen, diese brauchte ich zu Schuh, Strümpfen
und dergleichen.

Nun war ich im Busch gantz gewohnt, und wu-
ste wo die Sonne auf und nieder gieng, aufs ge-
naueste. Nach der Sonnen Aufgang war die See,
dem Fluß gegen über war der Mittag, und ge-
gen Abend war der Wald und das Land. Es
fieng einsmals aus der See starck an zu brausen,
und dieses nahm ie mehr und mehr zu mit Don-
ner und Blitzen, so daß es schien, als wolte der
Wind den Wald umwerffen, es stürmte so er-
schröcklich, mit Regen und Donnerschlägen ver-
mischt, daß ich selbst, ob ich gleich in meinem Ca-
stell war, sehr beängstiget wurde, und vor Schre-
cken mich nicht zu bergen wuste. Es wurden
Bäume umgerissen, der Wind schlug zuweilen,
als wenn es Donnerschläge wären, dis hielte
wohl 2. Tage und Nächte an, da es dann wieder
still wurde. Jch sahe, daß der Himmel sich noch
starck bewegte, ich gieng auf den Berg, und guck-
te zum Fenster heraus, sahe aber, daß die See
noch sehr hohl war, wie ich wieder herunter
kam, wolte ich Fische fangen, unter den Fi-
schen aber begunte der Wind wieder nach und
nach anzuhalten.

Wie
J 4

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
chen von Binſen, die ſo wol groß als klein von
allerhand Art waren.

Auf ſolche Weiſe lebte ich eine geraume Zeit
in guter Zufriedenheit. Den Grund von mei-
ner Feſtung hatte ich nun mit dieſen Matten be-
legt. Jch hatte auch wol 8. bis 10. Ochſen-Fel-
le getrocknet, ſo groß als ich ſolche abſtoſſen koͤn-
nen, dieſe brauchte ich zu Schuh, Struͤmpfen
und dergleichen.

Nun war ich im Buſch gantz gewohnt, und wu-
ſte wo die Sonne auf und nieder gieng, aufs ge-
naueſte. Nach der Soñen Aufgang war die See,
dem Fluß gegen uͤber war der Mittag, und ge-
gen Abend war der Wald und das Land. Es
fieng einsmals aus der See ſtarck an zu brauſen,
und dieſes nahm ie mehr und mehr zu mit Don-
ner und Blitzen, ſo daß es ſchien, als wolte der
Wind den Wald umwerffen, es ſtuͤrmte ſo er-
ſchroͤcklich, mit Regen und Donnerſchlaͤgen ver-
miſcht, daß ich ſelbſt, ob ich gleich in meinem Ca-
ſtell war, ſehr beaͤngſtiget wurde, und vor Schre-
cken mich nicht zu bergen wuſte. Es wurden
Baͤume umgeriſſen, der Wind ſchlug zuweilen,
als wenn es Donnerſchlaͤge waͤren, dis hielte
wohl 2. Tage und Naͤchte an, da es dann wieder
ſtill wurde. Jch ſahe, daß der Himmel ſich noch
ſtarck bewegte, ich gieng auf den Berg, und guck-
te zum Fenſter heraus, ſahe aber, daß die See
noch ſehr hohl war, wie ich wieder herunter
kam, wolte ich Fiſche fangen, unter den Fi-
ſchen aber begunte der Wind wieder nach und
nach anzuhalten.

Wie
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0165" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VI. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
chen von Bin&#x017F;en, die &#x017F;o wol groß als klein von<lb/>
allerhand Art waren.</p><lb/>
              <p>Auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e lebte ich eine geraume Zeit<lb/>
in guter Zufriedenheit. Den Grund von mei-<lb/>
ner Fe&#x017F;tung hatte ich nun mit die&#x017F;en Matten be-<lb/>
legt. Jch hatte auch wol 8. bis 10. Och&#x017F;en-Fel-<lb/>
le getrocknet, &#x017F;o groß als ich &#x017F;olche ab&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;n-<lb/>
nen, die&#x017F;e brauchte ich zu Schuh, Stru&#x0364;mpfen<lb/>
und dergleichen.</p><lb/>
              <p>Nun war ich im Bu&#x017F;ch gantz gewohnt, und wu-<lb/>
&#x017F;te wo die Sonne auf und nieder gieng, aufs ge-<lb/>
naue&#x017F;te. Nach der Son&#x0303;en Aufgang war die See,<lb/>
dem Fluß gegen u&#x0364;ber war der Mittag, und ge-<lb/>
gen Abend war der Wald und das Land. Es<lb/>
fieng einsmals aus der See &#x017F;tarck an zu brau&#x017F;en,<lb/>
und die&#x017F;es nahm ie mehr und mehr zu mit Don-<lb/>
ner und Blitzen, &#x017F;o daß es &#x017F;chien, als wolte der<lb/>
Wind den Wald umwerffen, es &#x017F;tu&#x0364;rmte &#x017F;o er-<lb/>
&#x017F;chro&#x0364;cklich, mit Regen und Donner&#x017F;chla&#x0364;gen ver-<lb/>
mi&#x017F;cht, daß ich &#x017F;elb&#x017F;t, ob ich gleich in meinem Ca-<lb/>
&#x017F;tell war, &#x017F;ehr bea&#x0364;ng&#x017F;tiget wurde, und vor Schre-<lb/>
cken mich nicht zu bergen wu&#x017F;te. Es wurden<lb/>
Ba&#x0364;ume umgeri&#x017F;&#x017F;en, der Wind &#x017F;chlug zuweilen,<lb/>
als wenn es Donner&#x017F;chla&#x0364;ge wa&#x0364;ren, dis hielte<lb/>
wohl 2. Tage und Na&#x0364;chte an, da es dann wieder<lb/>
&#x017F;till wurde. Jch &#x017F;ahe, daß der Himmel &#x017F;ich noch<lb/>
&#x017F;tarck bewegte, ich gieng auf den Berg, und guck-<lb/>
te zum Fen&#x017F;ter heraus, &#x017F;ahe aber, daß die See<lb/>
noch &#x017F;ehr hohl war, wie ich wieder herunter<lb/>
kam, wolte ich Fi&#x017F;che fangen, unter den Fi-<lb/>
&#x017F;chen aber begunte der Wind wieder nach und<lb/>
nach anzuhalten.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0165] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. chen von Binſen, die ſo wol groß als klein von allerhand Art waren. Auf ſolche Weiſe lebte ich eine geraume Zeit in guter Zufriedenheit. Den Grund von mei- ner Feſtung hatte ich nun mit dieſen Matten be- legt. Jch hatte auch wol 8. bis 10. Ochſen-Fel- le getrocknet, ſo groß als ich ſolche abſtoſſen koͤn- nen, dieſe brauchte ich zu Schuh, Struͤmpfen und dergleichen. Nun war ich im Buſch gantz gewohnt, und wu- ſte wo die Sonne auf und nieder gieng, aufs ge- naueſte. Nach der Soñen Aufgang war die See, dem Fluß gegen uͤber war der Mittag, und ge- gen Abend war der Wald und das Land. Es fieng einsmals aus der See ſtarck an zu brauſen, und dieſes nahm ie mehr und mehr zu mit Don- ner und Blitzen, ſo daß es ſchien, als wolte der Wind den Wald umwerffen, es ſtuͤrmte ſo er- ſchroͤcklich, mit Regen und Donnerſchlaͤgen ver- miſcht, daß ich ſelbſt, ob ich gleich in meinem Ca- ſtell war, ſehr beaͤngſtiget wurde, und vor Schre- cken mich nicht zu bergen wuſte. Es wurden Baͤume umgeriſſen, der Wind ſchlug zuweilen, als wenn es Donnerſchlaͤge waͤren, dis hielte wohl 2. Tage und Naͤchte an, da es dann wieder ſtill wurde. Jch ſahe, daß der Himmel ſich noch ſtarck bewegte, ich gieng auf den Berg, und guck- te zum Fenſter heraus, ſahe aber, daß die See noch ſehr hohl war, wie ich wieder herunter kam, wolte ich Fiſche fangen, unter den Fi- ſchen aber begunte der Wind wieder nach und nach anzuhalten. Wie J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/165
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/165>, abgerufen am 27.11.2024.