den Ochsen. Jch baute aus Zeitvertreib unter- schiedene Hütten, und hatte nun schon 13. ohne den Gang an der See. Mein Bart begunte groß zu wachsen, und konte ich daraus abnehmen, daß ich hier schon lange gewohnt; iedoch war ich allezeit frölich und gesund.
Als ich einsmals sehen wolte, wo der Fluß her- käme, und mein Rohr und Schwerd mit nahm, sahe ich nach einer Stunde Gehens einen Mo- rast an den Fluß voll Binsen stehen, und stunden davon viele an der Seite her. Dis war mir eine besondere Lust, ich schnitt eine grosse Menge davon ab, und legte sie von einander, daß sie tro- cken konten, schnitt so gleich das Marck he- raus, nahm es mit nach Hause, und wolte ein Dacht in der Lampe davon machen, weil ich so viel Fett in Vorrath hatte, indem ich dann und wann einen guten Stier geschossen.
Da ich Lampen-Dacht hatte, machte ich eine Lampe zu rechte, als die Matrosen zu Schiffe ha- ben. Nun brennte ich des Nachts Licht, welches mich nicht wenig vergnügte. Nach einigen Ta- gen holte ich unterschiedliche mal trockne Binsen, ich schnitte wieder frische zum trocknen, die tro- cknen legte ich in den Kasten, und sammlete eine gantze Hütte voll. Hiervon machte ich Matten, die ich auf meine Blätter legte, welches sich über- aus wohl schickte. Jch machte auch Decken, da- mit ich mich nach Belieben bedecken könte; end- lich kleidete ich mich in diese Binsen, denn was kan die Armuth nicht ersinnen? Und nun- mehr that ich fast nichts anders, als Matten ma-
chen
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
den Ochſen. Jch baute aus Zeitvertreib unter- ſchiedene Huͤtten, und hatte nun ſchon 13. ohne den Gang an der See. Mein Bart begunte groß zu wachſen, und konte ich daraus abnehmen, daß ich hier ſchon lange gewohnt; iedoch war ich allezeit froͤlich und geſund.
Als ich einsmals ſehen wolte, wo der Fluß her- kaͤme, und mein Rohr und Schwerd mit nahm, ſahe ich nach einer Stunde Gehens einen Mo- raſt an den Fluß voll Binſen ſtehen, und ſtunden davon viele an der Seite her. Dis war mir eine beſondere Luſt, ich ſchnitt eine groſſe Menge davon ab, und legte ſie von einander, daß ſie tro- cken konten, ſchnitt ſo gleich das Marck he- raus, nahm es mit nach Hauſe, und wolte ein Dacht in der Lampe davon machen, weil ich ſo viel Fett in Vorrath hatte, indem ich dann und wann einen guten Stier geſchoſſen.
Da ich Lampen-Dacht hatte, machte ich eine Lampe zu rechte, als die Matroſen zu Schiffe ha- ben. Nun brennte ich des Nachts Licht, welches mich nicht wenig vergnuͤgte. Nach einigen Ta- gen holte ich unterſchiedliche mal trockne Binſen, ich ſchnitte wieder friſche zum trocknen, die tro- cknen legte ich in den Kaſten, und ſammlete eine gantze Huͤtte voll. Hiervon machte ich Matten, die ich auf meine Blaͤtter legte, welches ſich uͤber- aus wohl ſchickte. Jch machte auch Decken, da- mit ich mich nach Belieben bedecken koͤnte; end- lich kleidete ich mich in dieſe Binſen, denn was kan die Armuth nicht erſinnen? Und nun- mehr that ich faſt nichts anders, als Matten ma-
chen
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
den Ochſen. Jch baute aus Zeitvertreib unter-
ſchiedene Huͤtten, und hatte nun ſchon 13. ohne
den Gang an der See. Mein Bart begunte
groß zu wachſen, und konte ich daraus abnehmen,
daß ich hier ſchon lange gewohnt; iedoch war ich
allezeit froͤlich und geſund.
Als ich einsmals ſehen wolte, wo der Fluß her-
kaͤme, und mein Rohr und Schwerd mit nahm,
ſahe ich nach einer Stunde Gehens einen Mo-
raſt an den Fluß voll Binſen ſtehen, und ſtunden
davon viele an der Seite her. Dis war mir
eine beſondere Luſt, ich ſchnitt eine groſſe Menge
davon ab, und legte ſie von einander, daß ſie tro-
cken konten, ſchnitt ſo gleich das Marck he-
raus, nahm es mit nach Hauſe, und wolte ein
Dacht in der Lampe davon machen, weil ich ſo
viel Fett in Vorrath hatte, indem ich dann und
wann einen guten Stier geſchoſſen.
Da ich Lampen-Dacht hatte, machte ich eine
Lampe zu rechte, als die Matroſen zu Schiffe ha-
ben. Nun brennte ich des Nachts Licht, welches
mich nicht wenig vergnuͤgte. Nach einigen Ta-
gen holte ich unterſchiedliche mal trockne Binſen,
ich ſchnitte wieder friſche zum trocknen, die tro-
cknen legte ich in den Kaſten, und ſammlete eine
gantze Huͤtte voll. Hiervon machte ich Matten,
die ich auf meine Blaͤtter legte, welches ſich uͤber-
aus wohl ſchickte. Jch machte auch Decken, da-
mit ich mich nach Belieben bedecken koͤnte; end-
lich kleidete ich mich in dieſe Binſen, denn was
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/164>, abgerufen am 16.07.2024.
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