Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. Die Religion ist der letzte Ancker, der offt in Seyd ohne Heucheley in euren Glaubens- Jn der Religion hütet euch vor Worte, die Es haben alle Nationen einen Eyfer vor ihre Die Physiognomie des Glaubens ist unend- Thut euren Gottesdienst in der Stille, Viele Narren sagen, sie kennen GOtt, allein wie
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. Die Religion iſt der letzte Ancker, der offt in Seyd ohne Heucheley in euren Glaubens- Jn der Religion huͤtet euch vor Worte, die Es haben alle Nationen einen Eyfer vor ihre Die Phyſiognomie des Glaubens iſt unend- Thut euren Gottesdienſt in der Stille, Viele Narren ſagen, ſie kennen GOtt, allein wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0124" n="100"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieuſe</hi> Reiſe-Beſchreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi> </fw><lb/> <p>Die <hi rendition="#aq">Religion</hi> iſt der letzte Ancker, der offt in<lb/> dem Alter ausgeworffen wird, wenn die Luſt-<lb/> barkeiten der Jugend vorbey ſeyn, und das Un-<lb/> gluͤck da iſt. Da hat man mehr vollkommne<lb/> Suͤnder, als vollkommne Heiligen.</p><lb/> <p>Seyd ohne Heucheley in euren Glaubens-<lb/> Ubungen, iedoch ſeyd nicht zu eyfrig in <hi rendition="#aq">Religi-<lb/> on</hi>s-Sachen.</p><lb/> <p>Jn der <hi rendition="#aq">Religion</hi> huͤtet euch vor Worte, die<lb/> euch ſelbſt kein <hi rendition="#aq">Intereſſe</hi> und andern keinen Dienſt<lb/> thun koͤnnen.</p><lb/> <p>Es haben alle <hi rendition="#aq">Nation</hi>en einen Eyfer vor ihre<lb/><hi rendition="#aq">Religion.</hi> Es iſt nicht klug noch Politiſch ver-<lb/> fahren, daß man den <hi rendition="#fr">Gottesdienſt</hi> in einem<lb/> andern Lande, da man wohnt, ausſpotte. Denn<lb/><hi rendition="#fr">Moſes</hi> ſagt: <hi rendition="#fr">Jhr ſollet die Goͤtter der<lb/> Voͤlcker, da ihr wohnet, nicht laͤſtern.</hi> Wie-<lb/> wol ein ieder in <hi rendition="#aq">Religion</hi>s- und <hi rendition="#aq">Philoſophi</hi>ſchen<lb/> eine freye Wahl haben ſolte.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#aq">Phyſiognomi</hi>e des Glaubens iſt unend-<lb/> lich, weil nicht die Kunſt einen GOtt macht,<lb/> ſondern der ihn anbetet. <hi rendition="#fr">Bittet GOtt nur<lb/> um ſo viel Verſtand, daß ihr euch ſelbſt wohl<lb/> regieren koͤnnet, ſo thut ihr wohl.</hi></p><lb/> <p>Thut euren <hi rendition="#fr">Gottesdienſt</hi> in der <hi rendition="#fr">Stille,</hi><lb/> ohne viel Ruͤhmen: Denn bey GOtt geben<lb/> ſtillſchweigende Reden und heimliche Worte ſo<lb/> ein Gelaͤute, als die ſtaͤrckſte Stimme. Denn<lb/> wie kan der Gnade bey GOtt empfangen, der<lb/> es mit lauter kunſtlichen Sprachen vorbringen<lb/> will.</p><lb/> <p>Viele Narren ſagen, ſie kennen GOtt, allein<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0124]
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
Die Religion iſt der letzte Ancker, der offt in
dem Alter ausgeworffen wird, wenn die Luſt-
barkeiten der Jugend vorbey ſeyn, und das Un-
gluͤck da iſt. Da hat man mehr vollkommne
Suͤnder, als vollkommne Heiligen.
Seyd ohne Heucheley in euren Glaubens-
Ubungen, iedoch ſeyd nicht zu eyfrig in Religi-
ons-Sachen.
Jn der Religion huͤtet euch vor Worte, die
euch ſelbſt kein Intereſſe und andern keinen Dienſt
thun koͤnnen.
Es haben alle Nationen einen Eyfer vor ihre
Religion. Es iſt nicht klug noch Politiſch ver-
fahren, daß man den Gottesdienſt in einem
andern Lande, da man wohnt, ausſpotte. Denn
Moſes ſagt: Jhr ſollet die Goͤtter der
Voͤlcker, da ihr wohnet, nicht laͤſtern. Wie-
wol ein ieder in Religions- und Philoſophiſchen
eine freye Wahl haben ſolte.
Die Phyſiognomie des Glaubens iſt unend-
lich, weil nicht die Kunſt einen GOtt macht,
ſondern der ihn anbetet. Bittet GOtt nur
um ſo viel Verſtand, daß ihr euch ſelbſt wohl
regieren koͤnnet, ſo thut ihr wohl.
Thut euren Gottesdienſt in der Stille,
ohne viel Ruͤhmen: Denn bey GOtt geben
ſtillſchweigende Reden und heimliche Worte ſo
ein Gelaͤute, als die ſtaͤrckſte Stimme. Denn
wie kan der Gnade bey GOtt empfangen, der
es mit lauter kunſtlichen Sprachen vorbringen
will.
Viele Narren ſagen, ſie kennen GOtt, allein
wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |