Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. strafft werden sollen. Denn der Zustand derausgefahrnen Seelen ist uns Sterblichen ver- borgen, weil das Clima, da die Seligen oder Verdammten Haus halten, uns unbekannt ist. Wie auch auf was Art und an welchem Ort man hingewiesen worden. Und so ist es auch mit dem Himmel, davon die Theologi unaus- sprechliche Freude und Vergnügen erzehlen, in- dessen sie doch eben wie das gemeine Volck die Reise dahin noch aufzuschieben gedencken. Jn der Religion ist eine grosse Heucheley in der Wahr- heit; Jedoch gründet sie sich sehr auf der Men- schen Sitten: Daher kan man durch die sanffte Religion alles auf das geringste durchbringen, und ist daher offt ein Deckmantel von vielen Be- trügereyen und Schelmstücken. Sehet euch für vor die Werck-Heiligen in der Eine andre Art strauchelt ihre gantze Lebens- Die G 2
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. ſtrafft werden ſollen. Denn der Zuſtand derausgefahrnen Seelen iſt uns Sterblichen ver- borgen, weil das Clima, da die Seligen oder Verdammten Haus halten, uns unbekannt iſt. Wie auch auf was Art und an welchem Ort man hingewieſen worden. Und ſo iſt es auch mit dem Himmel, davon die Theologi unaus- ſprechliche Freude und Vergnuͤgen erzehlen, in- deſſen ſie doch eben wie das gemeine Volck die Reiſe dahin noch aufzuſchieben gedencken. Jn der Religion iſt eine groſſe Heucheley in der Wahr- heit; Jedoch gruͤndet ſie ſich ſehr auf der Men- ſchen Sitten: Daher kan man durch die ſanffte Religion alles auf das geringſte durchbringen, und iſt daher offt ein Deckmantel von vielen Be- truͤgereyen und Schelmſtuͤcken. Sehet euch fuͤr vor die Werck-Heiligen in der Eine andre Art ſtrauchelt ihre gantze Lebens- Die G 2
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
ſtrafft werden ſollen. Denn der Zuſtand der
ausgefahrnen Seelen iſt uns Sterblichen ver-
borgen, weil das Clima, da die Seligen oder
Verdammten Haus halten, uns unbekannt
iſt. Wie auch auf was Art und an welchem Ort
man hingewieſen worden. Und ſo iſt es auch
mit dem Himmel, davon die Theologi unaus-
ſprechliche Freude und Vergnuͤgen erzehlen, in-
deſſen ſie doch eben wie das gemeine Volck die
Reiſe dahin noch aufzuſchieben gedencken. Jn der
Religion iſt eine groſſe Heucheley in der Wahr-
heit; Jedoch gruͤndet ſie ſich ſehr auf der Men-
ſchen Sitten: Daher kan man durch die ſanffte
Religion alles auf das geringſte durchbringen,
und iſt daher offt ein Deckmantel von vielen Be-
truͤgereyen und Schelmſtuͤcken.
Sehet euch fuͤr vor die Werck-Heiligen in der
Religion, ſie moͤgen ſeyn, wer ſie wollen. Es ge-
hen viele zur Kirchen, und wollen die Menſchen
durch die Schein-Heiligkeit in der Religion be-
truͤgen, das ſind rechte Goͤtzen-Diener, denn
die Abgoͤtterey hat kein beſſer Fundament als die
Luͤgen und Kunſt-Griffe, ſolches ſind Betruͤger
in der Religion, und unverſtaͤndige Leute, die
mit den Weibern viel auf Fabeln halten. Vie-
le verſtellen ihr Gemuͤth auch mit Narrens-
Poſſen.
Eine andre Art ſtrauchelt ihre gantze Lebens-
Zeit auf unbekannten Wegen, und ſuchen den
Weg nach dem Hinmel, und finden nichts an-
ders als ein Paradieß voll Narren.
Die
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