Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap.
Einige Sprüche,
So den Gottesdienst in einem Theile
von Südland auf der Jnsul Poele
Krinke Kesmes
betreffen.

Der Gottesdienst ist als eine gewisse Art eines
Regiments, * es ist derselbe dazu verordnet,
daß die Sitten der Menschen dadurch gebessert
werden, oder, daß der Gehorsam der Bürger
befördert, und sie recht gegen einander handeln
sollen. Die Erziehung giebt einem ieden Men-
schen seinen Gottesdienst, eben wie die unter-
schiedenen Sprachen. Die Noth und die Furcht
machte in den vorigen alten Zeiten unterschiedene
Götter und Gottesdienste, und Numa Pompi-
lius
war einer mit von den Anfängern. Der
Anfang des Eigenthums war der erste Grund-
Stein, daß die Menschen einen Bund zwischen
sich wider Menschen, Thiere und Widerwär-
tigkeiten etc. machten. Das Gesetz ist nothwen-
dig, daß man nach der Vernunfft lebe. Viele
Geistlichen verachten alle Sachen, die mit ihrer
Meinung nicht überein kommen, alles was ih-
nen widerspricht, heissen sie Abwege oder Ketze-

rey-
* Es verstehen die Südländer hoffentlich diese Worte
in gutem Verstande, und nicht, als ob die Religion
nur ein politischer Kapzaum, und die Hölle ein er-
dichteter Popantz vor die zur Rebellion geneigten
Bürgerlichen Glieder eines Staats wäre.
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
Einige Spruͤche,
So den Gottesdienſt in einem Theile
von Suͤdland auf der Jnſul Poele
Krinke Kesmes
betreffen.

Der Gottesdienſt iſt als eine gewiſſe Art eines
Regiments, * es iſt derſelbe dazu verordnet,
daß die Sitten der Menſchen dadurch gebeſſert
werden, oder, daß der Gehorſam der Buͤrger
befoͤrdert, und ſie recht gegen einander handeln
ſollen. Die Erziehung giebt einem ieden Men-
ſchen ſeinen Gottesdienſt, eben wie die unter-
ſchiedenen Sprachen. Die Noth und die Furcht
machte in den vorigen alten Zeiten unterſchiedene
Goͤtter und Gottesdienſte, und Numa Pompi-
lius
war einer mit von den Anfaͤngern. Der
Anfang des Eigenthums war der erſte Grund-
Stein, daß die Menſchen einen Bund zwiſchen
ſich wider Menſchen, Thiere und Widerwaͤr-
tigkeiten ꝛc. machten. Das Geſetz iſt nothwen-
dig, daß man nach der Vernunfft lebe. Viele
Geiſtlichen verachten alle Sachen, die mit ihrer
Meinung nicht uͤberein kommen, alles was ih-
nen widerſpricht, heiſſen ſie Abwege oder Ketze-

rey-
* Es verſtehen die Suͤdlaͤnder hoffentlich dieſe Worte
in gutem Verſtande, und nicht, als ob die Religion
nur ein politiſcher Kapzaum, und die Hoͤlle ein er-
dichteter Popantz vor die zur Rebellion geneigten
Buͤrgerlichen Glieder eines Staats waͤre.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0119" n="95"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Einige Spru&#x0364;che,<lb/>
So den Gottesdien&#x017F;t in einem Theile<lb/>
von Su&#x0364;dland auf der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Poele<lb/>
Krinke Kesmes</hi> betreffen.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Gottesdien&#x017F;t i&#x017F;t als eine gewi&#x017F;&#x017F;e Art eines<lb/>
Regiments, <note place="foot" n="*">Es ver&#x017F;tehen die Su&#x0364;dla&#x0364;nder hoffentlich die&#x017F;e Worte<lb/>
in gutem Ver&#x017F;tande, und nicht, als ob die Religion<lb/>
nur ein politi&#x017F;cher Kapzaum, und die Ho&#x0364;lle ein er-<lb/>
dichteter Popantz vor die zur Rebellion geneigten<lb/>
Bu&#x0364;rgerlichen Glieder eines Staats wa&#x0364;re.</note> es i&#x017F;t der&#x017F;elbe dazu verordnet,<lb/>
daß die Sitten der Men&#x017F;chen dadurch gebe&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
werden, oder, daß der Gehor&#x017F;am der Bu&#x0364;rger<lb/>
befo&#x0364;rdert, und &#x017F;ie recht gegen einander handeln<lb/>
&#x017F;ollen. Die Erziehung giebt einem ieden Men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;einen Gottesdien&#x017F;t, eben wie die unter-<lb/>
&#x017F;chiedenen Sprachen. Die Noth und die Furcht<lb/>
machte in den vorigen alten Zeiten unter&#x017F;chiedene<lb/>
Go&#x0364;tter und Gottesdien&#x017F;te, und <hi rendition="#aq">Numa Pompi-<lb/>
lius</hi> war einer mit von den Anfa&#x0364;ngern. Der<lb/>
Anfang des Eigenthums war der er&#x017F;te Grund-<lb/>
Stein, daß die Men&#x017F;chen einen Bund zwi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ich wider Men&#x017F;chen, Thiere und Widerwa&#x0364;r-<lb/>
tigkeiten &#xA75B;c. machten. Das Ge&#x017F;etz i&#x017F;t nothwen-<lb/>
dig, daß man nach der Vernunfft lebe. Viele<lb/>
Gei&#x017F;tlichen verachten alle Sachen, die mit ihrer<lb/>
Meinung nicht u&#x0364;berein kommen, alles was ih-<lb/>
nen wider&#x017F;pricht, hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie Abwege oder Ketze-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rey-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0119] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. Einige Spruͤche, So den Gottesdienſt in einem Theile von Suͤdland auf der Jnſul Poele Krinke Kesmes betreffen. Der Gottesdienſt iſt als eine gewiſſe Art eines Regiments, * es iſt derſelbe dazu verordnet, daß die Sitten der Menſchen dadurch gebeſſert werden, oder, daß der Gehorſam der Buͤrger befoͤrdert, und ſie recht gegen einander handeln ſollen. Die Erziehung giebt einem ieden Men- ſchen ſeinen Gottesdienſt, eben wie die unter- ſchiedenen Sprachen. Die Noth und die Furcht machte in den vorigen alten Zeiten unterſchiedene Goͤtter und Gottesdienſte, und Numa Pompi- lius war einer mit von den Anfaͤngern. Der Anfang des Eigenthums war der erſte Grund- Stein, daß die Menſchen einen Bund zwiſchen ſich wider Menſchen, Thiere und Widerwaͤr- tigkeiten ꝛc. machten. Das Geſetz iſt nothwen- dig, daß man nach der Vernunfft lebe. Viele Geiſtlichen verachten alle Sachen, die mit ihrer Meinung nicht uͤberein kommen, alles was ih- nen widerſpricht, heiſſen ſie Abwege oder Ketze- rey- * Es verſtehen die Suͤdlaͤnder hoffentlich dieſe Worte in gutem Verſtande, und nicht, als ob die Religion nur ein politiſcher Kapzaum, und die Hoͤlle ein er- dichteter Popantz vor die zur Rebellion geneigten Buͤrgerlichen Glieder eines Staats waͤre.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/119
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/119>, abgerufen am 24.11.2024.