Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. "eins mit dem andern vermischt, zwischen wel-"chen Dingen doch keine Vereinigung kan be- "griffen werden. Und hernach solte eine Seele "vereinigt seyn, ohne daß sie solches wüste. Und "gleichwol, damit wir diesen Streit nicht ent- "scheiden möchten, weil er von grosser Wichtig- "keit ist, es mag nun die Seele mit dem Leibe ver- "einigt seyn oder nicht, so bestehet ein Mensch aus Leib und Seele. Als sie hierauf keine Antwort bekommen, Hochweise und Hochgelahrte etc. "Wir weiblichen Professores auf Wonvure, hierinn
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. „eins mit dem andern vermiſcht, zwiſchen wel-„chen Dingen doch keine Vereinigung kan be- „griffen werden. Und hernach ſolte eine Seele „vereinigt ſeyn, ohne daß ſie ſolches wuͤſte. Und „gleichwol, damit wir dieſen Streit nicht ent- „ſcheiden moͤchten, weil er von groſſer Wichtig- „keit iſt, es mag nun die Seele mit dem Leibe ver- „einigt ſeyn oder nicht, ſo beſtehet ein Menſch aus Leib und Seele. Als ſie hierauf keine Antwort bekommen, Hochweiſe und Hochgelahrte ꝛc. „Wir weiblichen Profeſſores auf Wonvure, hierinn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0110" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieuſe</hi> Reiſe-Beſchreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi></fw><lb/> „eins mit dem andern vermiſcht, zwiſchen wel-<lb/> „chen Dingen doch keine Vereinigung kan be-<lb/> „griffen werden. Und hernach ſolte eine Seele<lb/> „vereinigt ſeyn, ohne daß ſie ſolches wuͤſte. Und<lb/> „gleichwol, damit wir dieſen Streit nicht ent-<lb/> „ſcheiden moͤchten, weil er von groſſer Wichtig-<lb/> „keit iſt, es mag nun die Seele mit dem Leibe ver-<lb/> „einigt ſeyn oder nicht, ſo beſtehet ein Menſch aus<lb/> Leib und Seele.</p><lb/> <p>Als ſie hierauf keine Antwort bekommen,<lb/> ſchrieben ſie folgendes wieder an die <hi rendition="#aq">Profeſſores</hi><lb/> zu Nemnan.</p><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Hochweiſe und Hochgelahrte ꝛc.</hi> </p><lb/> <p>„Wir weiblichen <hi rendition="#aq">Profeſſores</hi> auf <hi rendition="#aq">Wonvure,</hi><lb/> „haben das Gluͤck gehabt, daß unterſchiedene<lb/> „Europaͤiſche Buͤcher in unſere Haͤnde kommen<lb/> „ſeyn, aus deren einen wir an Ew. Edlen ge-<lb/> „ſchrieben, damit es dieſelben, wenn es Ew.<lb/> „Edlen thunlich waͤre, beantworten moͤchten:<lb/> „Da wir aber keinen Beſcheid bekommen, ſo be-<lb/> „lieben Ew. Edlen zu wiſſen, daß auch an uns<lb/> „das Buch von der Haupt-Parthey der Phi-<lb/> „loſophen gekommen; die mit Ew. Edlen einer-<lb/> „ley Meinung hat. Nemlich, <hi rendition="#fr">daß die Seele<lb/> „der Menſchen allein denckt und empfindet.</hi><lb/> „Denn er ſagt, <hi rendition="#fr">weil das Dencken zur Seele<lb/> „gehoͤret, ſo gehoͤrt auch das Empfinden zu<lb/> „ſelbiger.</hi> Er beweiſt nicht, daß Dencken und<lb/> „Empfinden eine Sache ſey, und beweiſt auch<lb/> „nicht, warum das Empfinden zum Dencken ge-<lb/> „hoͤre. Wir wuͤnſchten wohl von Ew. Edlen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hierinn</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0110]
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
„eins mit dem andern vermiſcht, zwiſchen wel-
„chen Dingen doch keine Vereinigung kan be-
„griffen werden. Und hernach ſolte eine Seele
„vereinigt ſeyn, ohne daß ſie ſolches wuͤſte. Und
„gleichwol, damit wir dieſen Streit nicht ent-
„ſcheiden moͤchten, weil er von groſſer Wichtig-
„keit iſt, es mag nun die Seele mit dem Leibe ver-
„einigt ſeyn oder nicht, ſo beſtehet ein Menſch aus
Leib und Seele.
Als ſie hierauf keine Antwort bekommen,
ſchrieben ſie folgendes wieder an die Profeſſores
zu Nemnan.
Hochweiſe und Hochgelahrte ꝛc.
„Wir weiblichen Profeſſores auf Wonvure,
„haben das Gluͤck gehabt, daß unterſchiedene
„Europaͤiſche Buͤcher in unſere Haͤnde kommen
„ſeyn, aus deren einen wir an Ew. Edlen ge-
„ſchrieben, damit es dieſelben, wenn es Ew.
„Edlen thunlich waͤre, beantworten moͤchten:
„Da wir aber keinen Beſcheid bekommen, ſo be-
„lieben Ew. Edlen zu wiſſen, daß auch an uns
„das Buch von der Haupt-Parthey der Phi-
„loſophen gekommen; die mit Ew. Edlen einer-
„ley Meinung hat. Nemlich, daß die Seele
„der Menſchen allein denckt und empfindet.
„Denn er ſagt, weil das Dencken zur Seele
„gehoͤret, ſo gehoͤrt auch das Empfinden zu
„ſelbiger. Er beweiſt nicht, daß Dencken und
„Empfinden eine Sache ſey, und beweiſt auch
„nicht, warum das Empfinden zum Dencken ge-
„hoͤre. Wir wuͤnſchten wohl von Ew. Edlen
hierinn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/110 |
Zitationshilfe: | Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/110>, abgerufen am 17.02.2025. |