die Zwischenspiele bestehen in Tänzen *) oder auch in lustigen Possen. Charlevoix sagt weiter, daß so wohl die tragischen als komi- schen Stücke viele fürtrefliche Moralen enthal- ten. Der Innhalt ihrer Trauerspiele ist größ- tentheils von einer Heldenthat ihrer berühmten Leute oder ihrer Heiligen hergenommen: die Schreibart solcher Stücke ist groß und majestä- tisch, stark im Erhabenen und im Wohlklange. Indessen gesteht doch Kämpfer, daß die Poesie der Japaner eben so wenig als die der Chineser von den Europäern mit Beyfall würde beehrt und verstanden werden.
Die Dichtkunst wird auch sehr stark unter ihnen getrieben. Kämpfer gedenket einer be- rühmten Sammlung, Faku-nie-isju beti- telt, das heißt, die Verse der hundert Dichter. Diese Sammlung besteht aus verschiedenen Stücken von hundert Verfassern, die an dem Hofe des geistlichen Kaysers gelebt. Man fin- det in den Bibliotheken viel andre Bücher, nicht allein von der Dichtkunst und Beredsamkeit, sondern auch von der Geschichte, Moral, Re-
ligions-
*) Diese Tänze sollen nun freylich nach Carons Berichte nicht viel zu bedeuten, und für einen Europäer höchst abgeschmackt seyn. -- Ueber- haupt scheinen die Tänze zwischen den Akten ei- nes Stücks auch übel placirt zu seyn, und das ewige Einerley, besonders bey den Operntänzen ist wahrhaftig so ekelhaft, daß einem der Kopf wehe thut, wenn man wieder zu Hause geht.
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die Zwiſchenſpiele beſtehen in Taͤnzen *) oder auch in luſtigen Poſſen. Charlevoix ſagt weiter, daß ſo wohl die tragiſchen als komi- ſchen Stuͤcke viele fuͤrtrefliche Moralen enthal- ten. Der Innhalt ihrer Trauerſpiele iſt groͤß- tentheils von einer Heldenthat ihrer beruͤhmten Leute oder ihrer Heiligen hergenommen: die Schreibart ſolcher Stuͤcke iſt groß und majeſtaͤ- tiſch, ſtark im Erhabenen und im Wohlklange. Indeſſen geſteht doch Kaͤmpfer, daß die Poeſie der Japaner eben ſo wenig als die der Chineſer von den Europaͤern mit Beyfall wuͤrde beehrt und verſtanden werden.
Die Dichtkunſt wird auch ſehr ſtark unter ihnen getrieben. Kaͤmpfer gedenket einer be- ruͤhmten Sammlung, Faku-nie-isju beti- telt, das heißt, die Verſe der hundert Dichter. Dieſe Sammlung beſteht aus verſchiedenen Stuͤcken von hundert Verfaſſern, die an dem Hofe des geiſtlichen Kayſers gelebt. Man fin- det in den Bibliotheken viel andre Buͤcher, nicht allein von der Dichtkunſt und Beredſamkeit, ſondern auch von der Geſchichte, Moral, Re-
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*) Dieſe Taͤnze ſollen nun freylich nach Carons Berichte nicht viel zu bedeuten, und fuͤr einen Europaͤer hoͤchſt abgeſchmackt ſeyn. — Ueber- haupt ſcheinen die Taͤnze zwiſchen den Akten ei- nes Stuͤcks auch uͤbel placirt zu ſeyn, und das ewige Einerley, beſonders bey den Operntaͤnzen iſt wahrhaftig ſo ekelhaft, daß einem der Kopf wehe thut, wenn man wieder zu Hauſe geht.
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die Zwiſchenſpiele beſtehen in Taͤnzen *) oder
auch in luſtigen Poſſen. Charlevoix ſagt
weiter, daß ſo wohl die tragiſchen als komi-
ſchen Stuͤcke viele fuͤrtrefliche Moralen enthal-
ten. Der Innhalt ihrer Trauerſpiele iſt groͤß-
tentheils von einer Heldenthat ihrer beruͤhmten
Leute oder ihrer Heiligen hergenommen: die
Schreibart ſolcher Stuͤcke iſt groß und majeſtaͤ-
tiſch, ſtark im Erhabenen und im Wohlklange.
Indeſſen geſteht doch Kaͤmpfer, daß die Poeſie
der Japaner eben ſo wenig als die der Chineſer
von den Europaͤern mit Beyfall wuͤrde beehrt
und verſtanden werden.
Die Dichtkunſt wird auch ſehr ſtark unter
ihnen getrieben. Kaͤmpfer gedenket einer be-
ruͤhmten Sammlung, Faku-nie-isju beti-
telt, das heißt, die Verſe der hundert Dichter.
Dieſe Sammlung beſteht aus verſchiedenen
Stuͤcken von hundert Verfaſſern, die an dem
Hofe des geiſtlichen Kayſers gelebt. Man fin-
det in den Bibliotheken viel andre Buͤcher, nicht
allein von der Dichtkunſt und Beredſamkeit,
ſondern auch von der Geſchichte, Moral, Re-
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*) Dieſe Taͤnze ſollen nun freylich nach Carons
Berichte nicht viel zu bedeuten, und fuͤr einen
Europaͤer hoͤchſt abgeſchmackt ſeyn. — Ueber-
haupt ſcheinen die Taͤnze zwiſchen den Akten ei-
nes Stuͤcks auch uͤbel placirt zu ſeyn, und das
ewige Einerley, beſonders bey den Operntaͤnzen
iſt wahrhaftig ſo ekelhaft, daß einem der Kopf
wehe thut, wenn man wieder zu Hauſe geht.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/93>, abgerufen am 26.06.2024.
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