werden. Dieser weiche Knauel giebt nur eine mäßige Hitze, die man eine geraume Zeit, ohne empfindliche Schmerzen, vertragen kann. Man beurtheilt aus der Beschaffenheit der Narbe, was das Mittel für eine Wirkung thun wird. Zuweilen wiederholt man es, wenn es nöthig ist, zum zweyten male, ja, nach Beschaffenheit der Krankheit, zum dritten male. Dieser Schmerz ist mit dem nicht zu vergleichen, welchen die an- dern beissenden Mittel verursachen. Man legt es nicht immer auf den schmerzhaften Ort, nicht einmal in der Nähe desselben. Man muß da- bey sehr behutsam verfahren, und viele Vor- sichtigkeiten gebrauchen, worinn überhaupt die ganze Kunst des Artztes zu bestehen scheint.
Bey Magen-Schmerzen, giebt es Wund- Aerzte, die das Brennmittel auf den Schul- tern anbringen, und bey Seitenstechen brennen sie die Wirbelbeine des Rückgrades u. s. w. Der Patient sitzt, nach morgenländischer Art, mit kreuzweis gelegten Beinen auf der Erde, und stemmt das Gesicht auf die Hände. Diese Operation ist in Japan so gebräuchlich, daß fast alle Leute beyderley Geschlechts Narben auf den Rücken, so wie wir Zeichen vom Aderlassen auf unsern Aermen haben. Wir haben Leute, die sich dieses letzten Mittels bedienen, ohne krank zu seyn; und eben so findet man auch in Japan Leute, die sich sehr wohl befinden, wenn sie das Brennmittel gebrauchen. Uebrigens sieht man es hier als ein fürtrefliches Verwah-
rungs-
werden. Dieſer weiche Knauel giebt nur eine maͤßige Hitze, die man eine geraume Zeit, ohne empfindliche Schmerzen, vertragen kann. Man beurtheilt aus der Beſchaffenheit der Narbe, was das Mittel fuͤr eine Wirkung thun wird. Zuweilen wiederholt man es, wenn es noͤthig iſt, zum zweyten male, ja, nach Beſchaffenheit der Krankheit, zum dritten male. Dieſer Schmerz iſt mit dem nicht zu vergleichen, welchen die an- dern beiſſenden Mittel verurſachen. Man legt es nicht immer auf den ſchmerzhaften Ort, nicht einmal in der Naͤhe deſſelben. Man muß da- bey ſehr behutſam verfahren, und viele Vor- ſichtigkeiten gebrauchen, worinn uͤberhaupt die ganze Kunſt des Artztes zu beſtehen ſcheint.
Bey Magen-Schmerzen, giebt es Wund- Aerzte, die das Brennmittel auf den Schul- tern anbringen, und bey Seitenſtechen brennen ſie die Wirbelbeine des Ruͤckgrades u. ſ. w. Der Patient ſitzt, nach morgenlaͤndiſcher Art, mit kreuzweis gelegten Beinen auf der Erde, und ſtemmt das Geſicht auf die Haͤnde. Dieſe Operation iſt in Japan ſo gebraͤuchlich, daß faſt alle Leute beyderley Geſchlechts Narben auf den Ruͤcken, ſo wie wir Zeichen vom Aderlaſſen auf unſern Aermen haben. Wir haben Leute, die ſich dieſes letzten Mittels bedienen, ohne krank zu ſeyn; und eben ſo findet man auch in Japan Leute, die ſich ſehr wohl befinden, wenn ſie das Brennmittel gebrauchen. Uebrigens ſieht man es hier als ein fuͤrtrefliches Verwah-
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werden. Dieſer weiche Knauel giebt nur eine
maͤßige Hitze, die man eine geraume Zeit, ohne
empfindliche Schmerzen, vertragen kann. Man
beurtheilt aus der Beſchaffenheit der Narbe,
was das Mittel fuͤr eine Wirkung thun wird.
Zuweilen wiederholt man es, wenn es noͤthig iſt,
zum zweyten male, ja, nach Beſchaffenheit der
Krankheit, zum dritten male. Dieſer Schmerz
iſt mit dem nicht zu vergleichen, welchen die an-
dern beiſſenden Mittel verurſachen. Man legt
es nicht immer auf den ſchmerzhaften Ort, nicht
einmal in der Naͤhe deſſelben. Man muß da-
bey ſehr behutſam verfahren, und viele Vor-
ſichtigkeiten gebrauchen, worinn uͤberhaupt die
ganze Kunſt des Artztes zu beſtehen ſcheint.
Bey Magen-Schmerzen, giebt es Wund-
Aerzte, die das Brennmittel auf den Schul-
tern anbringen, und bey Seitenſtechen brennen
ſie die Wirbelbeine des Ruͤckgrades u. ſ. w. Der
Patient ſitzt, nach morgenlaͤndiſcher Art, mit
kreuzweis gelegten Beinen auf der Erde, und
ſtemmt das Geſicht auf die Haͤnde. Dieſe
Operation iſt in Japan ſo gebraͤuchlich, daß
faſt alle Leute beyderley Geſchlechts Narben auf
den Ruͤcken, ſo wie wir Zeichen vom Aderlaſſen
auf unſern Aermen haben. Wir haben Leute,
die ſich dieſes letzten Mittels bedienen, ohne
krank zu ſeyn; und eben ſo findet man auch in
Japan Leute, die ſich ſehr wohl befinden, wenn
ſie das Brennmittel gebrauchen. Uebrigens
ſieht man es hier als ein fuͤrtrefliches Verwah-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/90>, abgerufen am 23.11.2024.
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