Von der Lebensart, Sitten und verschie- denen Gebräuchen der Japaner.
Vielleicht findet man im ganzen Morgenlande kein Volk, das, in Ansehung des Essen und Trinkens mäßiger wäre, als die Japaner. Sie genießen wenig oder gar kein Fleisch der vierfüßigen Thiere. Diese Enthaltsamkeit rührt von den religiösen Begriffen einiger Seeten her, die es für höchst gefährlich und unmenschlich halten, das Fleisch solcher Thiere zu essen, die ein Leben gehabt haben. Die Hauptspeise der Ja- paner besteht indessen 1) aus Reis, den sie am Feuer dicke werden laßen und hernach eine Art von Teig daraus machen, den sie Statt des Brodts essen: 2) aus Wurzeln und Kräutern, die sie allenthalben hersuchen; diese kochen sie mit Salz im Wasser, und machen eine Brühe daran: 3) aus Kuchenwerk von verschiedener Sorte, das sie aus schwarzen Bohnen, oder auch aus Wurzeln backen: endlich 4) aus Con- fect und Zuckerwerk, das aber sehr hart, und mehr für die Augen, als den Geschmack ist.
Das vornehmste Getränk bey ihren Mahl- zeiten ist der Thee. Diesen nehmen sie gleich nach dem Essen, oder auch wenn sie müde und schwach sind, in ziemlicher Quantität zu sich.
Neben
Drittes Kapitel.
Von der Lebensart, Sitten und verſchie- denen Gebraͤuchen der Japaner.
Vielleicht findet man im ganzen Morgenlande kein Volk, das, in Anſehung des Eſſen und Trinkens maͤßiger waͤre, als die Japaner. Sie genießen wenig oder gar kein Fleiſch der vierfuͤßigen Thiere. Dieſe Enthaltſamkeit ruͤhrt von den religioͤſen Begriffen einiger Seeten her, die es fuͤr hoͤchſt gefaͤhrlich und unmenſchlich halten, das Fleiſch ſolcher Thiere zu eſſen, die ein Leben gehabt haben. Die Hauptſpeiſe der Ja- paner beſteht indeſſen 1) aus Reis, den ſie am Feuer dicke werden laßen und hernach eine Art von Teig daraus machen, den ſie Statt des Brodts eſſen: 2) aus Wurzeln und Kraͤutern, die ſie allenthalben herſuchen; dieſe kochen ſie mit Salz im Waſſer, und machen eine Bruͤhe daran: 3) aus Kuchenwerk von verſchiedener Sorte, das ſie aus ſchwarzen Bohnen, oder auch aus Wurzeln backen: endlich 4) aus Con- fect und Zuckerwerk, das aber ſehr hart, und mehr fuͤr die Augen, als den Geſchmack iſt.
Das vornehmſte Getraͤnk bey ihren Mahl- zeiten iſt der Thee. Dieſen nehmen ſie gleich nach dem Eſſen, oder auch wenn ſie muͤde und ſchwach ſind, in ziemlicher Quantitaͤt zu ſich.
Neben
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Drittes Kapitel.
Von der Lebensart, Sitten und verſchie-
denen Gebraͤuchen der Japaner.
Vielleicht findet man im ganzen Morgenlande
kein Volk, das, in Anſehung des Eſſen
und Trinkens maͤßiger waͤre, als die Japaner.
Sie genießen wenig oder gar kein Fleiſch der
vierfuͤßigen Thiere. Dieſe Enthaltſamkeit ruͤhrt
von den religioͤſen Begriffen einiger Seeten her,
die es fuͤr hoͤchſt gefaͤhrlich und unmenſchlich
halten, das Fleiſch ſolcher Thiere zu eſſen, die ein
Leben gehabt haben. Die Hauptſpeiſe der Ja-
paner beſteht indeſſen 1) aus Reis, den ſie am
Feuer dicke werden laßen und hernach eine Art
von Teig daraus machen, den ſie Statt des
Brodts eſſen: 2) aus Wurzeln und Kraͤutern,
die ſie allenthalben herſuchen; dieſe kochen ſie
mit Salz im Waſſer, und machen eine Bruͤhe
daran: 3) aus Kuchenwerk von verſchiedener
Sorte, das ſie aus ſchwarzen Bohnen, oder
auch aus Wurzeln backen: endlich 4) aus Con-
fect und Zuckerwerk, das aber ſehr hart, und
mehr fuͤr die Augen, als den Geſchmack iſt.
Das vornehmſte Getraͤnk bey ihren Mahl-
zeiten iſt der Thee. Dieſen nehmen ſie gleich
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ſchwach ſind, in ziemlicher Quantitaͤt zu ſich.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/66>, abgerufen am 21.11.2024.
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