sonst schlechterdings zu weitläuftig werden wür- den. Wer indessen sich davon zu unterrichten wünscht, der schlage den Baldäus nach, der ihm hinlänglichen Unterricht geben kann.
Man findet überall in Hindistan Pagoden oder Tempel, welche den verschiedenen Göttern zu Ehren, aufgerichtet sind. In jeder Stadt von Karnata, findet man zum mindesten zwey Pagoden, wovon eine dem Vistnou, und die andere dem Ishuren zu Ehren aufgerichtet ist. Diese Tempel sind höher als die, welche den nie- dern Göttern geheiligt sind. Sie sind flach ge- bauet, aber ohne Fenster, und es kommt kein andres Licht, als was durch die Thüre hinein- fällt. Die Pagode hat drey Abtheilungen. -- Rund um diese Tempel befindet sich ein großer Raum, der mit einer Mauer eingefaßt ist, auf welchem verschiedene kleine Pagoden stehen.
Man findet nicht, daß die Braminen das Volk in den Pagoden zusammen kommen lassen, oder daß gewisse Tage zum Gottesdienst ausge- setzt sind. Nur in gewissen Nächten, ohnge- fähr ein oder zweymal im Monate, werden die Bilder des Vistnou und Ishuren in Proceßion, durch die Straßen herumgeführt. Das Bild steht auf einem hölzernen Pferde, das seine Vorderfüße in die Höhe hält, mit den beyden Hinterfüßen aber auf einem Boden von Bre- tern fest stehet, und von vier Mukwas oder
Fischern
ſonſt ſchlechterdings zu weitlaͤuftig werden wuͤr- den. Wer indeſſen ſich davon zu unterrichten wuͤnſcht, der ſchlage den Baldaͤus nach, der ihm hinlaͤnglichen Unterricht geben kann.
Man findet uͤberall in Hindiſtan Pagoden oder Tempel, welche den verſchiedenen Goͤttern zu Ehren, aufgerichtet ſind. In jeder Stadt von Karnata, findet man zum mindeſten zwey Pagoden, wovon eine dem Viſtnou, und die andere dem Iſhuren zu Ehren aufgerichtet iſt. Dieſe Tempel ſind hoͤher als die, welche den nie- dern Goͤttern geheiligt ſind. Sie ſind flach ge- bauet, aber ohne Fenſter, und es kommt kein andres Licht, als was durch die Thuͤre hinein- faͤllt. Die Pagode hat drey Abtheilungen. — Rund um dieſe Tempel befindet ſich ein großer Raum, der mit einer Mauer eingefaßt iſt, auf welchem verſchiedene kleine Pagoden ſtehen.
Man findet nicht, daß die Braminen das Volk in den Pagoden zuſammen kommen laſſen, oder daß gewiſſe Tage zum Gottesdienſt ausge- ſetzt ſind. Nur in gewiſſen Naͤchten, ohnge- faͤhr ein oder zweymal im Monate, werden die Bilder des Viſtnou und Iſhuren in Proceßion, durch die Straßen herumgefuͤhrt. Das Bild ſteht auf einem hoͤlzernen Pferde, das ſeine Vorderfuͤße in die Hoͤhe haͤlt, mit den beyden Hinterfuͤßen aber auf einem Boden von Bre- tern feſt ſtehet, und von vier Mukwas oder
Fiſchern
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ſonſt ſchlechterdings zu weitlaͤuftig werden wuͤr-
den. Wer indeſſen ſich davon zu unterrichten
wuͤnſcht, der ſchlage den Baldaͤus nach, der
ihm hinlaͤnglichen Unterricht geben kann.
Man findet uͤberall in Hindiſtan Pagoden
oder Tempel, welche den verſchiedenen Goͤttern
zu Ehren, aufgerichtet ſind. In jeder Stadt
von Karnata, findet man zum mindeſten zwey
Pagoden, wovon eine dem Viſtnou, und die
andere dem Iſhuren zu Ehren aufgerichtet iſt.
Dieſe Tempel ſind hoͤher als die, welche den nie-
dern Goͤttern geheiligt ſind. Sie ſind flach ge-
bauet, aber ohne Fenſter, und es kommt kein
andres Licht, als was durch die Thuͤre hinein-
faͤllt. Die Pagode hat drey Abtheilungen. —
Rund um dieſe Tempel befindet ſich ein großer
Raum, der mit einer Mauer eingefaßt iſt, auf
welchem verſchiedene kleine Pagoden ſtehen.
Man findet nicht, daß die Braminen das
Volk in den Pagoden zuſammen kommen laſſen,
oder daß gewiſſe Tage zum Gottesdienſt ausge-
ſetzt ſind. Nur in gewiſſen Naͤchten, ohnge-
faͤhr ein oder zweymal im Monate, werden die
Bilder des Viſtnou und Iſhuren in Proceßion,
durch die Straßen herumgefuͤhrt. Das Bild
ſteht auf einem hoͤlzernen Pferde, das ſeine
Vorderfuͤße in die Hoͤhe haͤlt, mit den beyden
Hinterfuͤßen aber auf einem Boden von Bre-
tern feſt ſtehet, und von vier Mukwas oder
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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