Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm mehr Könige gefolgt sind. Da aber die
Welt wieder umschlug, so ward der Zorn Got-
tes wiederum rege. Er redete deswegen mit
dem Rudderi, der auf seinem Befehl die Erde
ihren Rachen aufsperren und sie lebendig ver-
schlingen ließ, nur wenige ausgenommen, die
zur letzten Probe der Bevölkerung der Erde
dienen sollten. Und so endigte sich das dritte
Weltalter.

Kistney, ein berühmter Regent und gott-
seliger König, war unter denen, die erhalten
wurden. Unter seiner Regierung wurde die
Tugend und Religion geschützt. -- Des Vift-
ney Zeit war nun verflossen, ging also zum
Herrn zurück, weil die Welt seiner nicht mehr
nöthig hatte. Denn wenn es mit den Men-
schen noch einmal aufs Aeußerste kommt, so
wird auch das Ende aller Dinge erfolgen.
Das letzte Gericht soll alle vorhergehende an
Grausamkeit übertreffen; denn alles soll durch
Feuer verzehrt werden. Alsdann soll Rudderi
alle Kräfte des Verderbens aufbieten; der
Mond soll in Blut verwandelt werden, und
die Sonne werde ihr Licht wie brennenden
Schwefel von sich schütten. -- Die vier Ele-
mente werden wider einander streiten. Rudde-
ri wird endlich die Seelen aller Menschen mit
sich in den Himmel nehmen, um daselbst in dem
Schooße Gottes zu ruhen.

Dieß ist kürzlich der Innhalt, den Lord
aus dem Shaster genommen hat. -- Wir

finden
F f 4

ihm mehr Koͤnige gefolgt ſind. Da aber die
Welt wieder umſchlug, ſo ward der Zorn Got-
tes wiederum rege. Er redete deswegen mit
dem Rudderi, der auf ſeinem Befehl die Erde
ihren Rachen aufſperren und ſie lebendig ver-
ſchlingen ließ, nur wenige ausgenommen, die
zur letzten Probe der Bevoͤlkerung der Erde
dienen ſollten. Und ſo endigte ſich das dritte
Weltalter.

Kiſtney, ein beruͤhmter Regent und gott-
ſeliger Koͤnig, war unter denen, die erhalten
wurden. Unter ſeiner Regierung wurde die
Tugend und Religion geſchuͤtzt. — Des Vift-
ney Zeit war nun verfloſſen, ging alſo zum
Herrn zuruͤck, weil die Welt ſeiner nicht mehr
noͤthig hatte. Denn wenn es mit den Men-
ſchen noch einmal aufs Aeußerſte kommt, ſo
wird auch das Ende aller Dinge erfolgen.
Das letzte Gericht ſoll alle vorhergehende an
Grauſamkeit uͤbertreffen; denn alles ſoll durch
Feuer verzehrt werden. Alsdann ſoll Rudderi
alle Kraͤfte des Verderbens aufbieten; der
Mond ſoll in Blut verwandelt werden, und
die Sonne werde ihr Licht wie brennenden
Schwefel von ſich ſchuͤtten. — Die vier Ele-
mente werden wider einander ſtreiten. Rudde-
ri wird endlich die Seelen aller Menſchen mit
ſich in den Himmel nehmen, um daſelbſt in dem
Schooße Gottes zu ruhen.

Dieß iſt kuͤrzlich der Innhalt, den Lord
aus dem Shaſter genommen hat. — Wir

finden
F f 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0481" n="455"/>
ihm mehr Ko&#x0364;nige gefolgt &#x017F;ind. Da aber die<lb/>
Welt wieder um&#x017F;chlug, &#x017F;o ward der Zorn Got-<lb/>
tes wiederum rege. Er redete deswegen mit<lb/>
dem Rudderi, der auf &#x017F;einem Befehl die Erde<lb/>
ihren Rachen auf&#x017F;perren und &#x017F;ie lebendig ver-<lb/>
&#x017F;chlingen ließ, nur wenige ausgenommen, die<lb/>
zur letzten Probe der Bevo&#x0364;lkerung der Erde<lb/>
dienen &#x017F;ollten. Und &#x017F;o endigte &#x017F;ich das dritte<lb/>
Weltalter.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ki&#x017F;tney,</hi> ein beru&#x0364;hmter Regent und gott-<lb/>
&#x017F;eliger Ko&#x0364;nig, war unter denen, die erhalten<lb/>
wurden. Unter &#x017F;einer Regierung wurde die<lb/>
Tugend und Religion ge&#x017F;chu&#x0364;tzt. &#x2014; Des Vift-<lb/>
ney Zeit war nun verflo&#x017F;&#x017F;en, ging al&#x017F;o zum<lb/>
Herrn zuru&#x0364;ck, weil die Welt &#x017F;einer nicht mehr<lb/>
no&#x0364;thig hatte. Denn wenn es mit den Men-<lb/>
&#x017F;chen noch einmal aufs Aeußer&#x017F;te kommt, &#x017F;o<lb/>
wird auch das Ende aller Dinge erfolgen.<lb/>
Das letzte Gericht &#x017F;oll alle vorhergehende an<lb/>
Grau&#x017F;amkeit u&#x0364;bertreffen; denn alles &#x017F;oll durch<lb/>
Feuer verzehrt werden. Alsdann &#x017F;oll Rudderi<lb/>
alle Kra&#x0364;fte des Verderbens aufbieten; der<lb/>
Mond &#x017F;oll in Blut verwandelt werden, und<lb/>
die Sonne werde ihr Licht wie brennenden<lb/>
Schwefel von &#x017F;ich &#x017F;chu&#x0364;tten. &#x2014; Die vier Ele-<lb/>
mente werden wider einander &#x017F;treiten. Rudde-<lb/>
ri wird endlich die Seelen aller Men&#x017F;chen mit<lb/>
&#x017F;ich in den Himmel nehmen, um da&#x017F;elb&#x017F;t in dem<lb/>
Schooße Gottes zu ruhen.</p><lb/>
          <p>Dieß i&#x017F;t ku&#x0364;rzlich der Innhalt, den Lord<lb/>
aus dem <hi rendition="#fr">Sha&#x017F;ter</hi> genommen hat. &#x2014; Wir<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 4</fw><fw place="bottom" type="catch">finden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0481] ihm mehr Koͤnige gefolgt ſind. Da aber die Welt wieder umſchlug, ſo ward der Zorn Got- tes wiederum rege. Er redete deswegen mit dem Rudderi, der auf ſeinem Befehl die Erde ihren Rachen aufſperren und ſie lebendig ver- ſchlingen ließ, nur wenige ausgenommen, die zur letzten Probe der Bevoͤlkerung der Erde dienen ſollten. Und ſo endigte ſich das dritte Weltalter. Kiſtney, ein beruͤhmter Regent und gott- ſeliger Koͤnig, war unter denen, die erhalten wurden. Unter ſeiner Regierung wurde die Tugend und Religion geſchuͤtzt. — Des Vift- ney Zeit war nun verfloſſen, ging alſo zum Herrn zuruͤck, weil die Welt ſeiner nicht mehr noͤthig hatte. Denn wenn es mit den Men- ſchen noch einmal aufs Aeußerſte kommt, ſo wird auch das Ende aller Dinge erfolgen. Das letzte Gericht ſoll alle vorhergehende an Grauſamkeit uͤbertreffen; denn alles ſoll durch Feuer verzehrt werden. Alsdann ſoll Rudderi alle Kraͤfte des Verderbens aufbieten; der Mond ſoll in Blut verwandelt werden, und die Sonne werde ihr Licht wie brennenden Schwefel von ſich ſchuͤtten. — Die vier Ele- mente werden wider einander ſtreiten. Rudde- ri wird endlich die Seelen aller Menſchen mit ſich in den Himmel nehmen, um daſelbſt in dem Schooße Gottes zu ruhen. Dieß iſt kuͤrzlich der Innhalt, den Lord aus dem Shaſter genommen hat. — Wir finden F f 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/481
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/481>, abgerufen am 23.07.2024.