dien, so viel zu unterhalten, nicht hinreichen. Denn der Omrah muß jedem Reuter wenigstens zwey Pferde schaffen; allein der Kayser sorgt auf eine andere Art dafür. Er weiset nemlich dem Officier einige herrschaftliche Güter an. Man rechnet ihm, was jeder Reuter kostet, zehn Rupien auf jeden Tag. Aber die Einkünf- te der Ländereyen, die man den Omrahs über- läßt, tragen viel mehr ein, als diese Kosten.
Nicht alle Omrahs haben gleich starke Be- soldung. Manche bekommen 2 Azaris, andre 3, andre 4, manche 5, und die vom ersten Range, erhalten 6. Das ist das Jahrgeld der Vornehmsten; alles zusammen genommen, kann also bis auf drey Millionen Rupies stei- gen. Sie zeigen auch viel Pracht, und sie hal- ten so viel Reuterey, als unsre kleinen Armeen betragen. Manchmal sind sie dem Kayser selbst furchtbar geworden. Doch dieses ist eine Ein- richtung des Ekbar, und ihre übeln Folgen selbst verhindern, daß man sie nicht ändern darf.
Or-
dasselbige Gewicht behält. Alsdann bekommt sie den Namen Rupie Sonat. Nach zwey Jahren fällt der Werth eben dieser Rupie noch auf fünf pro Cent; dann wird sie Arcot Rupie genannt, und bleibt bey diesem Werthe, nem- lich auf acht pro Cent, über die eingebildete Ru- pie. Dieser besondere Wucher ist eine Revenüe, welche die Prinzen und ihre Pächter vom Publi- kum eintreiben, da sie die Münzsorten beständig wieder umschmelzen.
dien, ſo viel zu unterhalten, nicht hinreichen. Denn der Omrah muß jedem Reuter wenigſtens zwey Pferde ſchaffen; allein der Kayſer ſorgt auf eine andere Art dafuͤr. Er weiſet nemlich dem Officier einige herrſchaftliche Guͤter an. Man rechnet ihm, was jeder Reuter koſtet, zehn Rupien auf jeden Tag. Aber die Einkuͤnf- te der Laͤndereyen, die man den Omrahs uͤber- laͤßt, tragen viel mehr ein, als dieſe Koſten.
Nicht alle Omrahs haben gleich ſtarke Be- ſoldung. Manche bekommen 2 Azaris, andre 3, andre 4, manche 5, und die vom erſten Range, erhalten 6. Das iſt das Jahrgeld der Vornehmſten; alles zuſammen genommen, kann alſo bis auf drey Millionen Rupies ſtei- gen. Sie zeigen auch viel Pracht, und ſie hal- ten ſo viel Reuterey, als unſre kleinen Armeen betragen. Manchmal ſind ſie dem Kayſer ſelbſt furchtbar geworden. Doch dieſes iſt eine Ein- richtung des Ekbar, und ihre uͤbeln Folgen ſelbſt verhindern, daß man ſie nicht aͤndern darf.
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daſſelbige Gewicht behaͤlt. Alsdann bekommt ſie den Namen Rupie Sonat. Nach zwey Jahren faͤllt der Werth eben dieſer Rupie noch auf fuͤnf pro Cent; dann wird ſie Arcot Rupie genannt, und bleibt bey dieſem Werthe, nem- lich auf acht pro Cent, uͤber die eingebildete Ru- pie. Dieſer beſondere Wucher iſt eine Revenuͤe, welche die Prinzen und ihre Paͤchter vom Publi- kum eintreiben, da ſie die Muͤnzſorten beſtaͤndig wieder umſchmelzen.
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dien, ſo viel zu unterhalten, nicht hinreichen.
Denn der Omrah muß jedem Reuter wenigſtens
zwey Pferde ſchaffen; allein der Kayſer ſorgt
auf eine andere Art dafuͤr. Er weiſet nemlich
dem Officier einige herrſchaftliche Guͤter an.
Man rechnet ihm, was jeder Reuter koſtet,
zehn Rupien auf jeden Tag. Aber die Einkuͤnf-
te der Laͤndereyen, die man den Omrahs uͤber-
laͤßt, tragen viel mehr ein, als dieſe Koſten.
Nicht alle Omrahs haben gleich ſtarke Be-
ſoldung. Manche bekommen 2 Azaris, andre
3, andre 4, manche 5, und die vom erſten
Range, erhalten 6. Das iſt das Jahrgeld
der Vornehmſten; alles zuſammen genommen,
kann alſo bis auf drey Millionen Rupies ſtei-
gen. Sie zeigen auch viel Pracht, und ſie hal-
ten ſo viel Reuterey, als unſre kleinen Armeen
betragen. Manchmal ſind ſie dem Kayſer ſelbſt
furchtbar geworden. Doch dieſes iſt eine Ein-
richtung des Ekbar, und ihre uͤbeln Folgen ſelbſt
verhindern, daß man ſie nicht aͤndern darf.
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*) daſſelbige Gewicht behaͤlt. Alsdann bekommt
ſie den Namen Rupie Sonat. Nach zwey
Jahren faͤllt der Werth eben dieſer Rupie noch
auf fuͤnf pro Cent; dann wird ſie Arcot Rupie
genannt, und bleibt bey dieſem Werthe, nem-
lich auf acht pro Cent, uͤber die eingebildete Ru-
pie. Dieſer beſondere Wucher iſt eine Revenuͤe,
welche die Prinzen und ihre Paͤchter vom Publi-
kum eintreiben, da ſie die Muͤnzſorten beſtaͤndig
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/460>, abgerufen am 16.02.2025.
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