werden eine große Menge Officiers und Solda- ten, die blos von ihrer Lehnung leben, wie auch alle Bauern, die den Acker blos für den Souve- rain bauen, auf seine Unkosten unterhalten: ja auch alle Künstler und Handwerksleute in den Städten, die für ihn arbeiten, werden aus dem kayserlichen Schatz bezahlt. --
Fünftes Kapitel.
Von der Regierungsverfaßung und Poli- zey in Hindistian.
Nichts ist einfacher, als die Triebfedern, die dieß große Reich in Bewegung setzen; der Kayser allein ist das Triebrad desselben. Seine Gerichtsbarkeit ist so wenig getheilt, als sein Eigenthum, und alles Ansehen beruhet ein- zig und allein auf seiner Person. Eigentlich ist nur ein einziger Herr in Hindistan. Alle übrige Einwohner sind mehr Leibeigene als Un- terthanen.
Am Hofe befinden sich die Staatssachen in den Händen dreyer oder vier Omrahs vom er- sten Range, die sie dem Monarchen vorlegen. Der Itimad-ud Deulet oder erste Minister, hat bey dem Mogul eben die Stelle, die der Großvizir in der Türkey verwaltet. Oft aber
ist
werden eine große Menge Officiers und Solda- ten, die blos von ihrer Lehnung leben, wie auch alle Bauern, die den Acker blos fuͤr den Souve- rain bauen, auf ſeine Unkoſten unterhalten: ja auch alle Kuͤnſtler und Handwerksleute in den Staͤdten, die fuͤr ihn arbeiten, werden aus dem kayſerlichen Schatz bezahlt. —
Fuͤnftes Kapitel.
Von der Regierungsverfaßung und Poli- zey in Hindiſtian.
Nichts iſt einfacher, als die Triebfedern, die dieß große Reich in Bewegung ſetzen; der Kayſer allein iſt das Triebrad deſſelben. Seine Gerichtsbarkeit iſt ſo wenig getheilt, als ſein Eigenthum, und alles Anſehen beruhet ein- zig und allein auf ſeiner Perſon. Eigentlich iſt nur ein einziger Herr in Hindiſtan. Alle uͤbrige Einwohner ſind mehr Leibeigene als Un- terthanen.
Am Hofe befinden ſich die Staatsſachen in den Haͤnden dreyer oder vier Omrahs vom er- ſten Range, die ſie dem Monarchen vorlegen. Der Itimad-ud Deulet oder erſte Miniſter, hat bey dem Mogul eben die Stelle, die der Großvizir in der Tuͤrkey verwaltet. Oft aber
iſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0456"n="430"/>
werden eine große Menge Officiers und Solda-<lb/>
ten, die blos von ihrer Lehnung leben, wie auch<lb/>
alle Bauern, die den Acker blos fuͤr den Souve-<lb/>
rain bauen, auf ſeine Unkoſten unterhalten: ja<lb/>
auch alle Kuͤnſtler und Handwerksleute in den<lb/>
Staͤdten, die fuͤr ihn arbeiten, werden aus<lb/>
dem kayſerlichen Schatz bezahlt. —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Fuͤnftes Kapitel.</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c">Von der Regierungsverfaßung und Poli-<lb/>
zey in Hindiſtian.</hi></p></argument><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>ichts iſt einfacher, als die Triebfedern,<lb/>
die dieß große Reich in Bewegung ſetzen;<lb/>
der Kayſer allein iſt das Triebrad deſſelben.<lb/>
Seine Gerichtsbarkeit iſt ſo wenig getheilt, als<lb/>ſein Eigenthum, und alles Anſehen beruhet ein-<lb/>
zig und allein auf ſeiner Perſon. Eigentlich<lb/>
iſt nur ein einziger Herr in Hindiſtan. Alle<lb/>
uͤbrige Einwohner ſind mehr Leibeigene als Un-<lb/>
terthanen.</p><lb/><p>Am Hofe befinden ſich die Staatsſachen in<lb/>
den Haͤnden dreyer oder vier Omrahs vom er-<lb/>ſten Range, die ſie dem Monarchen vorlegen.<lb/>
Der <hirendition="#fr">Itimad-ud Deulet</hi> oder erſte Miniſter,<lb/>
hat bey dem Mogul eben die Stelle, die der<lb/>
Großvizir in der Tuͤrkey verwaltet. Oft aber<lb/><fwplace="bottom"type="catch">iſt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[430/0456]
werden eine große Menge Officiers und Solda-
ten, die blos von ihrer Lehnung leben, wie auch
alle Bauern, die den Acker blos fuͤr den Souve-
rain bauen, auf ſeine Unkoſten unterhalten: ja
auch alle Kuͤnſtler und Handwerksleute in den
Staͤdten, die fuͤr ihn arbeiten, werden aus
dem kayſerlichen Schatz bezahlt. —
Fuͤnftes Kapitel.
Von der Regierungsverfaßung und Poli-
zey in Hindiſtian.
Nichts iſt einfacher, als die Triebfedern,
die dieß große Reich in Bewegung ſetzen;
der Kayſer allein iſt das Triebrad deſſelben.
Seine Gerichtsbarkeit iſt ſo wenig getheilt, als
ſein Eigenthum, und alles Anſehen beruhet ein-
zig und allein auf ſeiner Perſon. Eigentlich
iſt nur ein einziger Herr in Hindiſtan. Alle
uͤbrige Einwohner ſind mehr Leibeigene als Un-
terthanen.
Am Hofe befinden ſich die Staatsſachen in
den Haͤnden dreyer oder vier Omrahs vom er-
ſten Range, die ſie dem Monarchen vorlegen.
Der Itimad-ud Deulet oder erſte Miniſter,
hat bey dem Mogul eben die Stelle, die der
Großvizir in der Tuͤrkey verwaltet. Oft aber
iſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/456>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.