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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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stentheils vom Ueberfluß im Essen, besonders
wenn Fleisch und Fische mit einander gegessen
werden, herrührt. Man soll diese Krankheit
mit einem sehr heissen Eisen curiren, welches
man dem Patienten so lange auf die Fersen legt,
bis er den Schmerz empfindet. Die Europäer
sind noch einer andern Krankheit unterworfen,
welche man Barbeers nennt, und in der Berau-
bung des Gebrauchs aller Glieder besteht.
Dieses Uebel entsteht bisweilen daher, wenn sie
ihre Gliedmaßen nicht genug vor den kalten
Dünsten der Nacht und vor den Feuchtigkeiten
derjenigen nächtlichen Zufälle, die in dieser Ge-
gend hie und da verspürt werden, verwahren.
Das beste Mittel, das für diese Krankheit kann
gebraucht werden, ist, daß sie sich fleißig der
warmen Bäder bedienen. In Bengalen sind,
außer den bereits erwähnten Krankheiten, So-
nipat
und Pilhay, noch die gewöhnlichsten.
Sonipat, oder die Schlafsucht wird geheilt,
wenn man mit Weineßig zerstoßenes Chenopo-
dium -- welches ein gewisses Kraut ist, in die
Augen legt.

Was die Milzverstopfung anbetrift, so
machen die Joghis, oder die hindistanischen
Bussaden, deren besonderes und eigentliches
Hülfsmittel dieses ist, einen kleinen Einschnitt
oberhalb der Milze, stecken alsdann eine lange
Nadel zwischen die Haut und das Fleisch, und
legen ein Stück Horn auf die Wunde, welches
eine schleimichte und faulartige Materie heraus-

zieht.

ſtentheils vom Ueberfluß im Eſſen, beſonders
wenn Fleiſch und Fiſche mit einander gegeſſen
werden, herruͤhrt. Man ſoll dieſe Krankheit
mit einem ſehr heiſſen Eiſen curiren, welches
man dem Patienten ſo lange auf die Ferſen legt,
bis er den Schmerz empfindet. Die Europaͤer
ſind noch einer andern Krankheit unterworfen,
welche man Barbeers nennt, und in der Berau-
bung des Gebrauchs aller Glieder beſteht.
Dieſes Uebel entſteht bisweilen daher, wenn ſie
ihre Gliedmaßen nicht genug vor den kalten
Duͤnſten der Nacht und vor den Feuchtigkeiten
derjenigen naͤchtlichen Zufaͤlle, die in dieſer Ge-
gend hie und da verſpuͤrt werden, verwahren.
Das beſte Mittel, das fuͤr dieſe Krankheit kann
gebraucht werden, iſt, daß ſie ſich fleißig der
warmen Baͤder bedienen. In Bengalen ſind,
außer den bereits erwaͤhnten Krankheiten, So-
nipat
und Pilhay, noch die gewoͤhnlichſten.
Sonipat, oder die Schlafſucht wird geheilt,
wenn man mit Weineßig zerſtoßenes Chenopo-
dium — welches ein gewiſſes Kraut iſt, in die
Augen legt.

Was die Milzverſtopfung anbetrift, ſo
machen die Joghis, oder die hindiſtaniſchen
Buſſaden, deren beſonderes und eigentliches
Huͤlfsmittel dieſes iſt, einen kleinen Einſchnitt
oberhalb der Milze, ſtecken alsdann eine lange
Nadel zwiſchen die Haut und das Fleiſch, und
legen ein Stuͤck Horn auf die Wunde, welches
eine ſchleimichte und faulartige Materie heraus-

zieht.
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[408/0434] ſtentheils vom Ueberfluß im Eſſen, beſonders wenn Fleiſch und Fiſche mit einander gegeſſen werden, herruͤhrt. Man ſoll dieſe Krankheit mit einem ſehr heiſſen Eiſen curiren, welches man dem Patienten ſo lange auf die Ferſen legt, bis er den Schmerz empfindet. Die Europaͤer ſind noch einer andern Krankheit unterworfen, welche man Barbeers nennt, und in der Berau- bung des Gebrauchs aller Glieder beſteht. Dieſes Uebel entſteht bisweilen daher, wenn ſie ihre Gliedmaßen nicht genug vor den kalten Duͤnſten der Nacht und vor den Feuchtigkeiten derjenigen naͤchtlichen Zufaͤlle, die in dieſer Ge- gend hie und da verſpuͤrt werden, verwahren. Das beſte Mittel, das fuͤr dieſe Krankheit kann gebraucht werden, iſt, daß ſie ſich fleißig der warmen Baͤder bedienen. In Bengalen ſind, außer den bereits erwaͤhnten Krankheiten, So- nipat und Pilhay, noch die gewoͤhnlichſten. Sonipat, oder die Schlafſucht wird geheilt, wenn man mit Weineßig zerſtoßenes Chenopo- dium — welches ein gewiſſes Kraut iſt, in die Augen legt. Was die Milzverſtopfung anbetrift, ſo machen die Joghis, oder die hindiſtaniſchen Buſſaden, deren beſonderes und eigentliches Huͤlfsmittel dieſes iſt, einen kleinen Einſchnitt oberhalb der Milze, ſtecken alsdann eine lange Nadel zwiſchen die Haut und das Fleiſch, und legen ein Stuͤck Horn auf die Wunde, welches eine ſchleimichte und faulartige Materie heraus- zieht.

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/434>, abgerufen am 25.11.2024.