wegen der Vermischung und Verwandlung. Und was ihr Nichts anbetrift; so nehmen sie viererley Arten an, die sie aber eben so wenig als viele andere Dinge zu begreifen scheinen. Nach einiger Meynung sind Licht und Finster- niß der Urstoff, wovon sie viel abgeschmacktes Zeug zu schwatzen wissen. -- Endlich behau- pten auch einige, daß alles aus Zufall bestehe, worüber sie sich gleichfalls sehr verworren erklä- ren. Was aber im Ganzen genommen, diesen Urstoff anlangt; so erklären sie alle einstimmig, daß er ewig ist, und unsre Hervorbringung aus Nichts, ist ihnen nie in die Gedanken ge- kommen.
Ihre Moral, oder ihre philosophische Sitten- lehre ist in vielen Werken der Niti Shastram oder moralischen Wissenschaft enthalten, die in spruchreichen Versen besteht. In diesem Theile der Weltweisheit, den die Braminen auch andern Stämmen mittheilen; haben sich unter ihnen verschiedene Schriftsteller hervorgethan. Be- sonders haben hierinn die Shoutres und Parias großen Ruhm erworben.
Es legt sich auch ein ansehnlicher Theil von den Braminen auf die Erlernung der Arzeney- gelahrheit. Auch fehlt es ihnen in dieser Wis- senschaft nicht an vielen Büchern; sie enthalten aber fast nichts anders als unbedeutende Rece- pte. Ihre Heilungsart ist von der unsrigen sehr weit unterschieden, und gründet sich, nach Berniers Bericht, auf folgende Grundsätze:
daß
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wegen der Vermiſchung und Verwandlung. Und was ihr Nichts anbetrift; ſo nehmen ſie viererley Arten an, die ſie aber eben ſo wenig als viele andere Dinge zu begreifen ſcheinen. Nach einiger Meynung ſind Licht und Finſter- niß der Urſtoff, wovon ſie viel abgeſchmacktes Zeug zu ſchwatzen wiſſen. — Endlich behau- pten auch einige, daß alles aus Zufall beſtehe, woruͤber ſie ſich gleichfalls ſehr verworren erklaͤ- ren. Was aber im Ganzen genommen, dieſen Urſtoff anlangt; ſo erklaͤren ſie alle einſtimmig, daß er ewig iſt, und unſre Hervorbringung aus Nichts, iſt ihnen nie in die Gedanken ge- kommen.
Ihre Moral, oder ihre philoſophiſche Sitten- lehre iſt in vielen Werken der Niti Shaſtram oder moraliſchen Wiſſenſchaft enthalten, die in ſpruchreichen Verſen beſteht. In dieſem Theile der Weltweisheit, den die Braminen auch andern Staͤmmen mittheilen; haben ſich unter ihnen verſchiedene Schriftſteller hervorgethan. Be- ſonders haben hierinn die Shoutres und Parias großen Ruhm erworben.
Es legt ſich auch ein anſehnlicher Theil von den Braminen auf die Erlernung der Arzeney- gelahrheit. Auch fehlt es ihnen in dieſer Wiſ- ſenſchaft nicht an vielen Buͤchern; ſie enthalten aber faſt nichts anders als unbedeutende Rece- pte. Ihre Heilungsart iſt von der unſrigen ſehr weit unterſchieden, und gruͤndet ſich, nach Berniers Bericht, auf folgende Grundſaͤtze:
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[401/0427]
wegen der Vermiſchung und Verwandlung.
Und was ihr Nichts anbetrift; ſo nehmen ſie
viererley Arten an, die ſie aber eben ſo wenig
als viele andere Dinge zu begreifen ſcheinen.
Nach einiger Meynung ſind Licht und Finſter-
niß der Urſtoff, wovon ſie viel abgeſchmacktes
Zeug zu ſchwatzen wiſſen. — Endlich behau-
pten auch einige, daß alles aus Zufall beſtehe,
woruͤber ſie ſich gleichfalls ſehr verworren erklaͤ-
ren. Was aber im Ganzen genommen, dieſen
Urſtoff anlangt; ſo erklaͤren ſie alle einſtimmig,
daß er ewig iſt, und unſre Hervorbringung
aus Nichts, iſt ihnen nie in die Gedanken ge-
kommen.
Ihre Moral, oder ihre philoſophiſche Sitten-
lehre iſt in vielen Werken der Niti Shaſtram
oder moraliſchen Wiſſenſchaft enthalten, die in
ſpruchreichen Verſen beſteht. In dieſem Theile der
Weltweisheit, den die Braminen auch andern
Staͤmmen mittheilen; haben ſich unter ihnen
verſchiedene Schriftſteller hervorgethan. Be-
ſonders haben hierinn die Shoutres und Parias
großen Ruhm erworben.
Es legt ſich auch ein anſehnlicher Theil von
den Braminen auf die Erlernung der Arzeney-
gelahrheit. Auch fehlt es ihnen in dieſer Wiſ-
ſenſchaft nicht an vielen Buͤchern; ſie enthalten
aber faſt nichts anders als unbedeutende Rece-
pte. Ihre Heilungsart iſt von der unſrigen
ſehr weit unterſchieden, und gruͤndet ſich, nach
Berniers Bericht, auf folgende Grundſaͤtze:
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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