wo sich das Fleisch hineinsetzt, und sie hält. Kurz, die Hindistaner, und insonderheit die Baniyanen, wenden das Meiste an ihre Wei- ber, deren gröstes Vergnügen in schönen Klei- dern, und den vorhin gedachten Zierathen be- stehet, ohne welche sich auch sogar die Weiber, die Wasser auf den Straßen herumtragen nicht sehen lassen. Witwen, die ihre Männer über- leben, sind die einzigen, welche dieses Glück nicht genießen können: denn sie dürfen so we- nig Juwelen tragen als geputzt seyn, und un- terscheiden sich von andern durch eine rothe Lunghi.
Jetzt müssen wir von ihren übeln Gewohn- heiten auch einiges sagen.
Die Weiber machen sich so wenig als die Männer ein Gewissen daraus, ihre Nothdurft in den öffentlichen Gassen oder Landstraßen zu verrichten. In dieser Absicht begeben sie sich, wenn sie in der Stadt sind, bey der Sonnen Auf- oder Untergang haufenweise nach einer Wand hinaus: und im Fall jemand unterdes- sen vorbeygeht, so kehren sie demselben ihren bloßen Hintern zu, verbergen aber dabey ihre Angesichter. Die Männer, welche sich hierbey von den Weibern absondern, bücken sich gleich wie sie, nieder, wenn sie ihr Wasser abschlagen. Die Mohammedaner haben dieser Freyheit we- gen einen schlechten Begriff von dem Hindista- nischen Frauenzimmer, wie auch von den Eng-
ländischen
wo ſich das Fleiſch hineinſetzt, und ſie haͤlt. Kurz, die Hindiſtaner, und inſonderheit die Baniyanen, wenden das Meiſte an ihre Wei- ber, deren groͤſtes Vergnuͤgen in ſchoͤnen Klei- dern, und den vorhin gedachten Zierathen be- ſtehet, ohne welche ſich auch ſogar die Weiber, die Waſſer auf den Straßen herumtragen nicht ſehen laſſen. Witwen, die ihre Maͤnner uͤber- leben, ſind die einzigen, welche dieſes Gluͤck nicht genießen koͤnnen: denn ſie duͤrfen ſo we- nig Juwelen tragen als geputzt ſeyn, und un- terſcheiden ſich von andern durch eine rothe Lunghi.
Jetzt muͤſſen wir von ihren uͤbeln Gewohn- heiten auch einiges ſagen.
Die Weiber machen ſich ſo wenig als die Maͤnner ein Gewiſſen daraus, ihre Nothdurft in den oͤffentlichen Gaſſen oder Landſtraßen zu verrichten. In dieſer Abſicht begeben ſie ſich, wenn ſie in der Stadt ſind, bey der Sonnen Auf- oder Untergang haufenweiſe nach einer Wand hinaus: und im Fall jemand unterdeſ- ſen vorbeygeht, ſo kehren ſie demſelben ihren bloßen Hintern zu, verbergen aber dabey ihre Angeſichter. Die Maͤnner, welche ſich hierbey von den Weibern abſondern, buͤcken ſich gleich wie ſie, nieder, wenn ſie ihr Waſſer abſchlagen. Die Mohammedaner haben dieſer Freyheit we- gen einen ſchlechten Begriff von dem Hindiſta- niſchen Frauenzimmer, wie auch von den Eng-
laͤndiſchen
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wo ſich das Fleiſch hineinſetzt, und ſie haͤlt.
Kurz, die Hindiſtaner, und inſonderheit die
Baniyanen, wenden das Meiſte an ihre Wei-
ber, deren groͤſtes Vergnuͤgen in ſchoͤnen Klei-
dern, und den vorhin gedachten Zierathen be-
ſtehet, ohne welche ſich auch ſogar die Weiber,
die Waſſer auf den Straßen herumtragen nicht
ſehen laſſen. Witwen, die ihre Maͤnner uͤber-
leben, ſind die einzigen, welche dieſes Gluͤck
nicht genießen koͤnnen: denn ſie duͤrfen ſo we-
nig Juwelen tragen als geputzt ſeyn, und un-
terſcheiden ſich von andern durch eine rothe
Lunghi.
Jetzt muͤſſen wir von ihren uͤbeln Gewohn-
heiten auch einiges ſagen.
Die Weiber machen ſich ſo wenig als die
Maͤnner ein Gewiſſen daraus, ihre Nothdurft
in den oͤffentlichen Gaſſen oder Landſtraßen zu
verrichten. In dieſer Abſicht begeben ſie ſich,
wenn ſie in der Stadt ſind, bey der Sonnen
Auf- oder Untergang haufenweiſe nach einer
Wand hinaus: und im Fall jemand unterdeſ-
ſen vorbeygeht, ſo kehren ſie demſelben ihren
bloßen Hintern zu, verbergen aber dabey ihre
Angeſichter. Die Maͤnner, welche ſich hierbey
von den Weibern abſondern, buͤcken ſich gleich
wie ſie, nieder, wenn ſie ihr Waſſer abſchlagen.
Die Mohammedaner haben dieſer Freyheit we-
gen einen ſchlechten Begriff von dem Hindiſta-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/408>, abgerufen am 22.11.2024.
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