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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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Ein Talapoin, welcher auf das heimliche
Gemach geht, ohne vorher frisches Wasser ge-
schöpft zu haben, sich zu waschen, sündigt.

Schleudere im Gehen nicht mit den Armen,
und blinke nicht mit den Augen, wenn du redest;
wenn du ißt, so mache mit den Kinnladen kein
Geräusch wie die Hunde.

Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern
du nicht mit Arbeiten beschäftigt bist.

Betrübe dich nicht über den Tod deiner
Verwandten.

Hüte dich schwerfällig zu gehen, und einen
Fleischtopf anzugreifen.

Nun aber folgen wichtigere Punkte, die
von der Tugend und strengen Lebensart dieser
Mönche, einen hohen Begriff geben, wenn sie
solche getreulich beobachten. Sie müßen alle
Musik, alles Tanzen, die Schauspiele und
alle Zusammenkünfte, wo man sich lustig
macht, meiden; sie dürfen weder Gold
noch Silber bey sich tragen; von nichts
reden als was Religionssachen betrift;
nur für diese arbeiten; nichts wohlriechen-
des bey sich führen; keine weltlichen Lie-
der singen; auf keinem Instrumente spie-
len; mit ihren Untergebenen nicht in ei-
nem Bette schlafen; kein Frauenzimmer
ansehen; mit ihnen allein nicht reden; sich
mit ihnen nicht auf eine Matte setzen,

noch
Z 3

Ein Talapoin, welcher auf das heimliche
Gemach geht, ohne vorher friſches Waſſer ge-
ſchoͤpft zu haben, ſich zu waſchen, ſuͤndigt.

Schleudere im Gehen nicht mit den Armen,
und blinke nicht mit den Augen, wenn du redeſt;
wenn du ißt, ſo mache mit den Kinnladen kein
Geraͤuſch wie die Hunde.

Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern
du nicht mit Arbeiten beſchaͤftigt biſt.

Betruͤbe dich nicht uͤber den Tod deiner
Verwandten.

Huͤte dich ſchwerfaͤllig zu gehen, und einen
Fleiſchtopf anzugreifen.

Nun aber folgen wichtigere Punkte, die
von der Tugend und ſtrengen Lebensart dieſer
Moͤnche, einen hohen Begriff geben, wenn ſie
ſolche getreulich beobachten. Sie muͤßen alle
Muſik, alles Tanzen, die Schauſpiele und
alle Zuſammenkuͤnfte, wo man ſich luſtig
macht, meiden; ſie duͤrfen weder Gold
noch Silber bey ſich tragen; von nichts
reden als was Religionsſachen betrift;
nur fuͤr dieſe arbeiten; nichts wohlriechen-
des bey ſich fuͤhren; keine weltlichen Lie-
der ſingen; auf keinem Inſtrumente ſpie-
len; mit ihren Untergebenen nicht in ei-
nem Bette ſchlafen; kein Frauenzimmer
anſehen; mit ihnen allein nicht reden; ſich
mit ihnen nicht auf eine Matte ſetzen,

noch
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[357/0383] Ein Talapoin, welcher auf das heimliche Gemach geht, ohne vorher friſches Waſſer ge- ſchoͤpft zu haben, ſich zu waſchen, ſuͤndigt. Schleudere im Gehen nicht mit den Armen, und blinke nicht mit den Augen, wenn du redeſt; wenn du ißt, ſo mache mit den Kinnladen kein Geraͤuſch wie die Hunde. Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern du nicht mit Arbeiten beſchaͤftigt biſt. Betruͤbe dich nicht uͤber den Tod deiner Verwandten. Huͤte dich ſchwerfaͤllig zu gehen, und einen Fleiſchtopf anzugreifen. Nun aber folgen wichtigere Punkte, die von der Tugend und ſtrengen Lebensart dieſer Moͤnche, einen hohen Begriff geben, wenn ſie ſolche getreulich beobachten. Sie muͤßen alle Muſik, alles Tanzen, die Schauſpiele und alle Zuſammenkuͤnfte, wo man ſich luſtig macht, meiden; ſie duͤrfen weder Gold noch Silber bey ſich tragen; von nichts reden als was Religionsſachen betrift; nur fuͤr dieſe arbeiten; nichts wohlriechen- des bey ſich fuͤhren; keine weltlichen Lie- der ſingen; auf keinem Inſtrumente ſpie- len; mit ihren Untergebenen nicht in ei- nem Bette ſchlafen; kein Frauenzimmer anſehen; mit ihnen allein nicht reden; ſich mit ihnen nicht auf eine Matte ſetzen, noch Z 3

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/383>, abgerufen am 17.09.2024.