men, und verschiedene gute Werke verrichten. Sommonokhodon, der größeste unter ihren Göttern, muste fünf hundert und funßig mal unter verschiedenen Gestalten geboren werden. Man erzählt von ihm viel wunderliche Dinge. Man giebt nemlich vor, er sey durch seine eigne Kraft als ein Gott auf die Welt gekommen, habe unmittelbar nach seiner Geburt, ohne die geringste Unterweisung, sondern durch das bloße Anschauen seines Verstandes, eine voll- kommene Wissenschaft erlangt, von allem, was den Himmel, die Erde, das Paradies, die Hölle, und alle Geheimnisse der Natur betrift; in eben diesem Augenblicke sey ihm alles beyge- fallen, was er ehemals gethan, als er, wer weiß wie oft, auf der Welt gelebt. Nachher habe er das Volk sehr tiefe Geheimnisse gelehrt, auch solche der Nachwelt zum besten in seinen Büchern aufgezeichnet.
Vor diesem Sommonokhodon, *) als den itzigen Gott der Siamer, sind drey andere
Personen
*) Das Gesetz, welches Sommonokhodon den Siamern vorgeschrieben hat, besteht nach des P. Tachard Berichte, in folgenden Punkten, die aber gröstentheils die Talapoinen angehen:
1. Gott, sein Wort, und die Nachahmer seiner Tugenden anbethen. 2. Nicht stehlen. 3. Den Wein und andere berauschende Dinge meiden. 4. Weder lügen noch jemand betrügen.
5. Weder
men, und verſchiedene gute Werke verrichten. Sommonokhodon, der groͤßeſte unter ihren Goͤttern, muſte fuͤnf hundert und funſzig mal unter verſchiedenen Geſtalten geboren werden. Man erzaͤhlt von ihm viel wunderliche Dinge. Man giebt nemlich vor, er ſey durch ſeine eigne Kraft als ein Gott auf die Welt gekommen, habe unmittelbar nach ſeiner Geburt, ohne die geringſte Unterweiſung, ſondern durch das bloße Anſchauen ſeines Verſtandes, eine voll- kommene Wiſſenſchaft erlangt, von allem, was den Himmel, die Erde, das Paradies, die Hoͤlle, und alle Geheimniſſe der Natur betrift; in eben dieſem Augenblicke ſey ihm alles beyge- fallen, was er ehemals gethan, als er, wer weiß wie oft, auf der Welt gelebt. Nachher habe er das Volk ſehr tiefe Geheimniſſe gelehrt, auch ſolche der Nachwelt zum beſten in ſeinen Buͤchern aufgezeichnet.
Vor dieſem Sommonokhodon, *) als den itzigen Gott der Siamer, ſind drey andere
Perſonen
*) Das Geſetz, welches Sommonokhodon den Siamern vorgeſchrieben hat, beſteht nach des P. Tachard Berichte, in folgenden Punkten, die aber groͤſtentheils die Talapoinen angehen:
1. Gott, ſein Wort, und die Nachahmer ſeiner Tugenden anbethen. 2. Nicht ſtehlen. 3. Den Wein und andere berauſchende Dinge meiden. 4. Weder luͤgen noch jemand betruͤgen.
5. Weder
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men, und verſchiedene gute Werke verrichten.
Sommonokhodon, der groͤßeſte unter ihren
Goͤttern, muſte fuͤnf hundert und funſzig mal
unter verſchiedenen Geſtalten geboren werden.
Man erzaͤhlt von ihm viel wunderliche Dinge.
Man giebt nemlich vor, er ſey durch ſeine eigne
Kraft als ein Gott auf die Welt gekommen,
habe unmittelbar nach ſeiner Geburt, ohne die
geringſte Unterweiſung, ſondern durch das
bloße Anſchauen ſeines Verſtandes, eine voll-
kommene Wiſſenſchaft erlangt, von allem, was
den Himmel, die Erde, das Paradies, die
Hoͤlle, und alle Geheimniſſe der Natur betrift;
in eben dieſem Augenblicke ſey ihm alles beyge-
fallen, was er ehemals gethan, als er, wer
weiß wie oft, auf der Welt gelebt. Nachher
habe er das Volk ſehr tiefe Geheimniſſe gelehrt,
auch ſolche der Nachwelt zum beſten in ſeinen
Buͤchern aufgezeichnet.
Vor dieſem Sommonokhodon, *) als den
itzigen Gott der Siamer, ſind drey andere
Perſonen
*) Das Geſetz, welches Sommonokhodon den
Siamern vorgeſchrieben hat, beſteht nach des
P. Tachard Berichte, in folgenden Punkten,
die aber groͤſtentheils die Talapoinen angehen:
1. Gott, ſein Wort, und die Nachahmer
ſeiner Tugenden anbethen.
2. Nicht ſtehlen.
3. Den Wein und andere berauſchende
Dinge meiden.
4. Weder luͤgen noch jemand betruͤgen.
5. Weder
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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