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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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auch diese nur sechs Monate lang. Je zahl-
reicher seine Rotte ist, desto mehr Ansehen hat
er. In Siam schätzt man die Wichtigkeit der
Aemter und Bedienungen nach der Zahl der
Untergebenen. Es giebt siebenderley Ehrenstu-
fen der Nais, welche durch die Zahl ihrer Sol-
daten bestimmt werden: sie hier alle anzuführen,
gehört nicht für den Plan dieses Werks.

Wenn der siamische König jemanden zu ei-
ner neuen Würde erhebt; so legt er ihm auch
einen neuen Namen bey, eine Gewohnheit, die
in vielen asiatischen Reichen üblich ist. Ein
solcher Name besteht allemal in einem Lobspruch,
irgend einer Tugend. Selbst die Ausländer,
welche nach Hofe kommen, wer[d]en mit einem
Ehrennamen belegt, unter welchem sie während
ihres Auffenthalts in Siam bekannt sind. --
Alle Aemter sind erblich, und nach den Gesetzen
ist es nicht erlaubt, sie für Geld zu kaufen.
Allein der geringste Fehler, den der Beamte be-
geht, ja die bloße Willkühr des Landesherrn,
kann ein Geschlecht um die wichtigsten Aemter
bringen. Hiernächst sind nicht die geringsten
Einkünfte oder Besoldungen damit verknüpft.
Der König versorgt seine Hofbedienten mit
Wohnung und einigem Geräthe, z. E. mit
Schachteln von Gold oder Silber, zum Betel
mit Gewehre und einem Balon: mit Elephan-
ten, Pferden und andern Stücken. Er eignet
ihnen den Genuß gewisser Frohndienste zu, des-
gleichen einige Leibeigene und Ackerfeld. Alles

dieses
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auch dieſe nur ſechs Monate lang. Je zahl-
reicher ſeine Rotte iſt, deſto mehr Anſehen hat
er. In Siam ſchaͤtzt man die Wichtigkeit der
Aemter und Bedienungen nach der Zahl der
Untergebenen. Es giebt ſiebenderley Ehrenſtu-
fen der Nais, welche durch die Zahl ihrer Sol-
daten beſtimmt werden: ſie hier alle anzufuͤhren,
gehoͤrt nicht fuͤr den Plan dieſes Werks.

Wenn der ſiamiſche Koͤnig jemanden zu ei-
ner neuen Wuͤrde erhebt; ſo legt er ihm auch
einen neuen Namen bey, eine Gewohnheit, die
in vielen aſiatiſchen Reichen uͤblich iſt. Ein
ſolcher Name beſteht allemal in einem Lobſpruch,
irgend einer Tugend. Selbſt die Auslaͤnder,
welche nach Hofe kommen, wer[d]en mit einem
Ehrennamen belegt, unter welchem ſie waͤhrend
ihres Auffenthalts in Siam bekannt ſind. —
Alle Aemter ſind erblich, und nach den Geſetzen
iſt es nicht erlaubt, ſie fuͤr Geld zu kaufen.
Allein der geringſte Fehler, den der Beamte be-
geht, ja die bloße Willkuͤhr des Landesherrn,
kann ein Geſchlecht um die wichtigſten Aemter
bringen. Hiernaͤchſt ſind nicht die geringſten
Einkuͤnfte oder Beſoldungen damit verknuͤpft.
Der Koͤnig verſorgt ſeine Hofbedienten mit
Wohnung und einigem Geraͤthe, z. E. mit
Schachteln von Gold oder Silber, zum Betel
mit Gewehre und einem Balon: mit Elephan-
ten, Pferden und andern Stuͤcken. Er eignet
ihnen den Genuß gewiſſer Frohndienſte zu, des-
gleichen einige Leibeigene und Ackerfeld. Alles

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[325/0351] auch dieſe nur ſechs Monate lang. Je zahl- reicher ſeine Rotte iſt, deſto mehr Anſehen hat er. In Siam ſchaͤtzt man die Wichtigkeit der Aemter und Bedienungen nach der Zahl der Untergebenen. Es giebt ſiebenderley Ehrenſtu- fen der Nais, welche durch die Zahl ihrer Sol- daten beſtimmt werden: ſie hier alle anzufuͤhren, gehoͤrt nicht fuͤr den Plan dieſes Werks. Wenn der ſiamiſche Koͤnig jemanden zu ei- ner neuen Wuͤrde erhebt; ſo legt er ihm auch einen neuen Namen bey, eine Gewohnheit, die in vielen aſiatiſchen Reichen uͤblich iſt. Ein ſolcher Name beſteht allemal in einem Lobſpruch, irgend einer Tugend. Selbſt die Auslaͤnder, welche nach Hofe kommen, werden mit einem Ehrennamen belegt, unter welchem ſie waͤhrend ihres Auffenthalts in Siam bekannt ſind. — Alle Aemter ſind erblich, und nach den Geſetzen iſt es nicht erlaubt, ſie fuͤr Geld zu kaufen. Allein der geringſte Fehler, den der Beamte be- geht, ja die bloße Willkuͤhr des Landesherrn, kann ein Geſchlecht um die wichtigſten Aemter bringen. Hiernaͤchſt ſind nicht die geringſten Einkuͤnfte oder Beſoldungen damit verknuͤpft. Der Koͤnig verſorgt ſeine Hofbedienten mit Wohnung und einigem Geraͤthe, z. E. mit Schachteln von Gold oder Silber, zum Betel mit Gewehre und einem Balon: mit Elephan- ten, Pferden und andern Stuͤcken. Er eignet ihnen den Genuß gewiſſer Frohndienſte zu, des- gleichen einige Leibeigene und Ackerfeld. Alles dieſes X 3

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/351>, abgerufen am 22.11.2024.