Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Comödianten spielt die Rolle des Ge-
schichtschreibers, die andern singen die Rolle
der Personen, welche die Geschichte redend ein-
führt.

Der Rabam ist ein doppelter Tanz von
Manns- und Frauenspersonen, wobey alles auf
das ordentlichste zugeht, und keine kriegerische
Vorstellung Statt findet. Sie singen während
des Tanzes; eine Sache, die ihnen gar nicht
schwer fällt, weil der Tanz nur in einem lang-
samen Gange besteht, der mit einigen Verdre-
hungen des Leibes und der Arme begleitet wird.
Während des Tanzes schwatzen zwo andere Per-
sonen den Zuschauern allerley lustige Händel
vor. -- Der Tanz und der Gesang des Ra-
bam haben nur eine verliebte Materie zum
Grunde. Die Akteurs und Aktricen haben
sehr lange Nägel von gelben Kupfer, hohe und
spitzige Mützen von vergoldeten Papier, wie
etwa die Mandarinen, nur mit dem Unter-
schiede, daß ihre Mütze auf der Seite bis unter
die Ohren herabhängt, und die ganze Mütze
mit falschen Edelgesteinen besetzt ist. Hiernächst
tragen sie auch hölzerne und vergoldete Ohrge-
hänge. -- Man läßt sie allemal kommen, so
oft eine Hochzeit oder ein Leichenbegängniß an-
gestellt wird. -- Diese verschiedenen Schau-
spiele können also unter die heiligen Gebräuche
dieses Volks gezählt werden, und die Einbil-
dung heiligt hier Dinge, welche an andern

Orten,
T 2

von den Comoͤdianten ſpielt die Rolle des Ge-
ſchichtſchreibers, die andern ſingen die Rolle
der Perſonen, welche die Geſchichte redend ein-
fuͤhrt.

Der Rabam iſt ein doppelter Tanz von
Manns- und Frauensperſonen, wobey alles auf
das ordentlichſte zugeht, und keine kriegeriſche
Vorſtellung Statt findet. Sie ſingen waͤhrend
des Tanzes; eine Sache, die ihnen gar nicht
ſchwer faͤllt, weil der Tanz nur in einem lang-
ſamen Gange beſteht, der mit einigen Verdre-
hungen des Leibes und der Arme begleitet wird.
Waͤhrend des Tanzes ſchwatzen zwo andere Per-
ſonen den Zuſchauern allerley luſtige Haͤndel
vor. — Der Tanz und der Geſang des Ra-
bam haben nur eine verliebte Materie zum
Grunde. Die Akteurs und Aktriçen haben
ſehr lange Naͤgel von gelben Kupfer, hohe und
ſpitzige Muͤtzen von vergoldeten Papier, wie
etwa die Mandarinen, nur mit dem Unter-
ſchiede, daß ihre Muͤtze auf der Seite bis unter
die Ohren herabhaͤngt, und die ganze Muͤtze
mit falſchen Edelgeſteinen beſetzt iſt. Hiernaͤchſt
tragen ſie auch hoͤlzerne und vergoldete Ohrge-
haͤnge. — Man laͤßt ſie allemal kommen, ſo
oft eine Hochzeit oder ein Leichenbegaͤngniß an-
geſtellt wird. — Dieſe verſchiedenen Schau-
ſpiele koͤnnen alſo unter die heiligen Gebraͤuche
dieſes Volks gezaͤhlt werden, und die Einbil-
dung heiligt hier Dinge, welche an andern

Orten,
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="291"/>
von den Como&#x0364;dianten &#x017F;pielt die Rolle des Ge-<lb/>
&#x017F;chicht&#x017F;chreibers, die andern &#x017F;ingen die Rolle<lb/>
der Per&#x017F;onen, welche die Ge&#x017F;chichte redend ein-<lb/>
fu&#x0364;hrt.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">Rabam</hi> i&#x017F;t ein doppelter Tanz von<lb/>
Manns- und Frauensper&#x017F;onen, wobey alles auf<lb/>
das ordentlich&#x017F;te zugeht, und keine kriegeri&#x017F;che<lb/>
Vor&#x017F;tellung Statt findet. Sie &#x017F;ingen wa&#x0364;hrend<lb/>
des Tanzes; eine Sache, die ihnen gar nicht<lb/>
&#x017F;chwer fa&#x0364;llt, weil der Tanz nur in einem lang-<lb/>
&#x017F;amen Gange be&#x017F;teht, der mit einigen Verdre-<lb/>
hungen des Leibes und der Arme begleitet wird.<lb/>
Wa&#x0364;hrend des Tanzes &#x017F;chwatzen zwo andere Per-<lb/>
&#x017F;onen den Zu&#x017F;chauern allerley lu&#x017F;tige Ha&#x0364;ndel<lb/>
vor. &#x2014; Der Tanz und der Ge&#x017F;ang des Ra-<lb/>
bam haben nur eine verliebte Materie zum<lb/>
Grunde. Die Akteurs und Aktri<hi rendition="#aq">ç</hi>en haben<lb/>
&#x017F;ehr lange Na&#x0364;gel von gelben Kupfer, hohe und<lb/>
&#x017F;pitzige Mu&#x0364;tzen von vergoldeten Papier, wie<lb/>
etwa die Mandarinen, nur mit dem Unter-<lb/>
&#x017F;chiede, daß ihre Mu&#x0364;tze auf der Seite bis unter<lb/>
die Ohren herabha&#x0364;ngt, und die ganze Mu&#x0364;tze<lb/>
mit fal&#x017F;chen Edelge&#x017F;teinen be&#x017F;etzt i&#x017F;t. Hierna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
tragen &#x017F;ie auch ho&#x0364;lzerne und vergoldete Ohrge-<lb/>
ha&#x0364;nge. &#x2014; Man la&#x0364;ßt &#x017F;ie allemal kommen, &#x017F;o<lb/>
oft eine Hochzeit oder ein Leichenbega&#x0364;ngniß an-<lb/>
ge&#x017F;tellt wird. &#x2014; Die&#x017F;e ver&#x017F;chiedenen Schau-<lb/>
&#x017F;piele ko&#x0364;nnen al&#x017F;o unter die heiligen Gebra&#x0364;uche<lb/>
die&#x017F;es Volks geza&#x0364;hlt werden, und die Einbil-<lb/>
dung heiligt hier Dinge, welche an andern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Orten,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0317] von den Comoͤdianten ſpielt die Rolle des Ge- ſchichtſchreibers, die andern ſingen die Rolle der Perſonen, welche die Geſchichte redend ein- fuͤhrt. Der Rabam iſt ein doppelter Tanz von Manns- und Frauensperſonen, wobey alles auf das ordentlichſte zugeht, und keine kriegeriſche Vorſtellung Statt findet. Sie ſingen waͤhrend des Tanzes; eine Sache, die ihnen gar nicht ſchwer faͤllt, weil der Tanz nur in einem lang- ſamen Gange beſteht, der mit einigen Verdre- hungen des Leibes und der Arme begleitet wird. Waͤhrend des Tanzes ſchwatzen zwo andere Per- ſonen den Zuſchauern allerley luſtige Haͤndel vor. — Der Tanz und der Geſang des Ra- bam haben nur eine verliebte Materie zum Grunde. Die Akteurs und Aktriçen haben ſehr lange Naͤgel von gelben Kupfer, hohe und ſpitzige Muͤtzen von vergoldeten Papier, wie etwa die Mandarinen, nur mit dem Unter- ſchiede, daß ihre Muͤtze auf der Seite bis unter die Ohren herabhaͤngt, und die ganze Muͤtze mit falſchen Edelgeſteinen beſetzt iſt. Hiernaͤchſt tragen ſie auch hoͤlzerne und vergoldete Ohrge- haͤnge. — Man laͤßt ſie allemal kommen, ſo oft eine Hochzeit oder ein Leichenbegaͤngniß an- geſtellt wird. — Dieſe verſchiedenen Schau- ſpiele koͤnnen alſo unter die heiligen Gebraͤuche dieſes Volks gezaͤhlt werden, und die Einbil- dung heiligt hier Dinge, welche an andern Orten, T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/317
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/317>, abgerufen am 22.11.2024.