ster. Allein sie vertreiben sich damit des Abends in ihren Kaffeehäusern die Zeit nicht, und über- dieß spielen sie niemals um Geld. Auch sind sie keine Liebhaber vom spatziren, sondern sitzen auf der Stelle, welche sie einmal genommen ha- ben, bisweilen ganze Stunden, ohne ein Wort mit ihren Nachbarn zu sprechen. Sie versam- meln sich zuweilen in diesen Kaffeehäusern bey hunderten. Sie würden aber dennoch ihre Zeit nicht sehr angenehm zubringen, wenn ihnen nicht ihre Vorleser und Redner die Langeweile vertrie- ben. Diese sind gemeiniglich arme Gelehrte, Mullas, welche sich zu einer bestimmten Stun- de einfinden. Sie lesen den versammelten Gä- sten vor, und wählen dazu bald die Geschichte des Antars, eines arabischen Helden vor der Zeit Mohammeds, bald die Thaten des Ru- stam Sal, eines persischen Helden, oder des Bebers, eines Königs von Egypten, oder der Ajubiten, welche gleichfalls in diesem Lande regiert haben, oder des Bahhluldane, einer lustigen Person an dem Hofe des Califen Ha- raun er Rascheid. In diesem letztern Buche sind sehr viele gute Sittensprüche. Einige, die Beredsamkeit genug dazu haben, erzählen auf und abgehend ihre Fabeln, in gebundener oder ungebundener Rede. Wenn der Redner auf- hört; so pflegt er eine freywillige Gabe von seinen Zuhörern zu verlangen, die zwar gewöhn- lich nur klein ist, aber doch die armen Mullas ermuntern, Fabeln zu lernen, und mit Anstand
zu
ſter. Allein ſie vertreiben ſich damit des Abends in ihren Kaffeehaͤuſern die Zeit nicht, und uͤber- dieß ſpielen ſie niemals um Geld. Auch ſind ſie keine Liebhaber vom ſpatziren, ſondern ſitzen auf der Stelle, welche ſie einmal genommen ha- ben, bisweilen ganze Stunden, ohne ein Wort mit ihren Nachbarn zu ſprechen. Sie verſam- meln ſich zuweilen in dieſen Kaffeehaͤuſern bey hunderten. Sie wuͤrden aber dennoch ihre Zeit nicht ſehr angenehm zubringen, wenn ihnen nicht ihre Vorleſer und Redner die Langeweile vertrie- ben. Dieſe ſind gemeiniglich arme Gelehrte, Mullâs, welche ſich zu einer beſtimmten Stun- de einfinden. Sie leſen den verſammelten Gaͤ- ſten vor, und waͤhlen dazu bald die Geſchichte des Antars, eines arabiſchen Helden vor der Zeit Mohammeds, bald die Thaten des Ru- ſtam Sâl, eines perſiſchen Helden, oder des Bebers, eines Koͤnigs von Egypten, oder der Ajubiten, welche gleichfalls in dieſem Lande regiert haben, oder des Bahhluldane, einer luſtigen Perſon an dem Hofe des Califen Ha- rûn er Raſchîd. In dieſem letztern Buche ſind ſehr viele gute Sittenſpruͤche. Einige, die Beredſamkeit genug dazu haben, erzaͤhlen auf und abgehend ihre Fabeln, in gebundener oder ungebundener Rede. Wenn der Redner auf- hoͤrt; ſo pflegt er eine freywillige Gabe von ſeinen Zuhoͤrern zu verlangen, die zwar gewoͤhn- lich nur klein iſt, aber doch die armen Mullâs ermuntern, Fabeln zu lernen, und mit Anſtand
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ſter. Allein ſie vertreiben ſich damit des Abends
in ihren Kaffeehaͤuſern die Zeit nicht, und uͤber-
dieß ſpielen ſie niemals um Geld. Auch ſind
ſie keine Liebhaber vom ſpatziren, ſondern ſitzen
auf der Stelle, welche ſie einmal genommen ha-
ben, bisweilen ganze Stunden, ohne ein Wort
mit ihren Nachbarn zu ſprechen. Sie verſam-
meln ſich zuweilen in dieſen Kaffeehaͤuſern bey
hunderten. Sie wuͤrden aber dennoch ihre Zeit
nicht ſehr angenehm zubringen, wenn ihnen nicht
ihre Vorleſer und Redner die Langeweile vertrie-
ben. Dieſe ſind gemeiniglich arme Gelehrte,
Mullâs, welche ſich zu einer beſtimmten Stun-
de einfinden. Sie leſen den verſammelten Gaͤ-
ſten vor, und waͤhlen dazu bald die Geſchichte
des Antars, eines arabiſchen Helden vor der
Zeit Mohammeds, bald die Thaten des Ru-
ſtam Sâl, eines perſiſchen Helden, oder des
Bebers, eines Koͤnigs von Egypten, oder der
Ajubiten, welche gleichfalls in dieſem Lande
regiert haben, oder des Bahhluldane, einer
luſtigen Perſon an dem Hofe des Califen Ha-
rûn er Raſchîd. In dieſem letztern Buche
ſind ſehr viele gute Sittenſpruͤche. Einige, die
Beredſamkeit genug dazu haben, erzaͤhlen auf
und abgehend ihre Fabeln, in gebundener oder
ungebundener Rede. Wenn der Redner auf-
hoͤrt; ſo pflegt er eine freywillige Gabe von
ſeinen Zuhoͤrern zu verlangen, die zwar gewoͤhn-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/258>, abgerufen am 25.11.2024.
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