chaldäischen Buchstaben, so wie die Maroniten auf dem Berge Libanon arabisch mit syrischen, die Griechen in Natolien türkisch mit griechischen, und die Juden in Asien, Afrika und Europa, allerhand dasige Sprachen mit hebräischen Zei- chen. Die morgenländischen Christen schreiben vielleicht, nachdem ihnen ihre alten Sprachen unbekannt geworden sind, nicht arabisch oder türkisch, damit die Mohammedaner ihre Bü- cher und Briefe nicht lesen sollen, und damit ihre Geistlichen und andre, die sich fürnemlich durch Schreiben ernähren müßen, nicht Lust bekommen mögen, Mohammedaner zu werden, denn bey diesen würden sie ihr Brodt nicht ver- dienen können, ohne von neuen gut arabisch oder türkisch schreiben zu lernen.
Die neuen Schriftzüge der Mohammedaner sollen nach der Meynung der itzigen Araber, von einem Wisir ibe Mocla erfunden seyn, und zwey von seinen Sklaven, sollen sie allgemein gemacht haben. Jacut, sagt man, hat die Schriftzüge, welche man Talik nennt, in Per- sien und Rihan des Nessig in Arabien ausge- breitet. Daher schreiben die Araber und Tür- ken noch itzt alle ihre Bücher mit den Schrift- zügen Nessich, die Perser aber gemeiniglich Talik. Man muß bekennen, daß die morgen- ländischen Bücherabschreiber es in ihrer Kunst schön zu schreiben, sehr weit gebracht haben. Die Schriftzüge Dtult oder Rihani, sind eine Art Fraktur, welche man zu Innschriften auf
Holz
chaldaͤiſchen Buchſtaben, ſo wie die Maroniten auf dem Berge Libanon arabiſch mit ſyriſchen, die Griechen in Natolien tuͤrkiſch mit griechiſchen, und die Juden in Aſien, Afrika und Europa, allerhand daſige Sprachen mit hebraͤiſchen Zei- chen. Die morgenlaͤndiſchen Chriſten ſchreiben vielleicht, nachdem ihnen ihre alten Sprachen unbekannt geworden ſind, nicht arabiſch oder tuͤrkiſch, damit die Mohammedaner ihre Buͤ- cher und Briefe nicht leſen ſollen, und damit ihre Geiſtlichen und andre, die ſich fuͤrnemlich durch Schreiben ernaͤhren muͤßen, nicht Luſt bekommen moͤgen, Mohammedaner zu werden, denn bey dieſen wuͤrden ſie ihr Brodt nicht ver- dienen koͤnnen, ohne von neuen gut arabiſch oder tuͤrkiſch ſchreiben zu lernen.
Die neuen Schriftzuͤge der Mohammedaner ſollen nach der Meynung der itzigen Araber, von einem Wiſir ibe Mocla erfunden ſeyn, und zwey von ſeinen Sklaven, ſollen ſie allgemein gemacht haben. Jacut, ſagt man, hat die Schriftzuͤge, welche man Talik nennt, in Per- ſien und Rihân des Neſſig in Arabien ausge- breitet. Daher ſchreiben die Araber und Tuͤr- ken noch itzt alle ihre Buͤcher mit den Schrift- zuͤgen Neſſich, die Perſer aber gemeiniglich Talik. Man muß bekennen, daß die morgen- laͤndiſchen Buͤcherabſchreiber es in ihrer Kunſt ſchoͤn zu ſchreiben, ſehr weit gebracht haben. Die Schriftzuͤge Dtult oder Rihani, ſind eine Art Fraktur, welche man zu Innſchriften auf
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chaldaͤiſchen Buchſtaben, ſo wie die Maroniten
auf dem Berge Libanon arabiſch mit ſyriſchen,
die Griechen in Natolien tuͤrkiſch mit griechiſchen,
und die Juden in Aſien, Afrika und Europa,
allerhand daſige Sprachen mit hebraͤiſchen Zei-
chen. Die morgenlaͤndiſchen Chriſten ſchreiben
vielleicht, nachdem ihnen ihre alten Sprachen
unbekannt geworden ſind, nicht arabiſch oder
tuͤrkiſch, damit die Mohammedaner ihre Buͤ-
cher und Briefe nicht leſen ſollen, und damit
ihre Geiſtlichen und andre, die ſich fuͤrnemlich
durch Schreiben ernaͤhren muͤßen, nicht Luſt
bekommen moͤgen, Mohammedaner zu werden,
denn bey dieſen wuͤrden ſie ihr Brodt nicht ver-
dienen koͤnnen, ohne von neuen gut arabiſch
oder tuͤrkiſch ſchreiben zu lernen.
Die neuen Schriftzuͤge der Mohammedaner
ſollen nach der Meynung der itzigen Araber, von
einem Wiſir ibe Mocla erfunden ſeyn, und
zwey von ſeinen Sklaven, ſollen ſie allgemein
gemacht haben. Jacut, ſagt man, hat die
Schriftzuͤge, welche man Talik nennt, in Per-
ſien und Rihân des Neſſig in Arabien ausge-
breitet. Daher ſchreiben die Araber und Tuͤr-
ken noch itzt alle ihre Buͤcher mit den Schrift-
zuͤgen Neſſich, die Perſer aber gemeiniglich
Talik. Man muß bekennen, daß die morgen-
laͤndiſchen Buͤcherabſchreiber es in ihrer Kunſt
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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