tar, und von hier bis an das Vorgebürge der guten Hoffnung, in der Gegend von Madagas- kar und an der Westseite des arabischen Meer- busens Eroberungen gemacht haben, haben auch an den meisten dieser Länder ihre Sprache ein- geführt. Aber viele von ihren Unterthanen, reden noch itzt ihre alte Landessprache, und hier- durch muß die wahre arabische Sprache sehr verfälscht worden seyn. In Syrien und Pa- lästina hört ein Reisender zwar nichts als ara- bisch, doch kann die syrische Sprache noch nicht zu den todten gezählt werden. Denn es soll in der Provinz des Pascha von Damask in eini- gen Dörfern würklich noch Syrisch geredet wer- den. In sehr vielen Dörfern in der Gegend von Merdin und Mosul, reden die Christen noch beständig Chaldäisch, ja die Weiber und dieje- nigen Männer, welche keine Geschäfte in Städ- ten haben, verstehen keine andre als diese ihre Muttersprache.
Diese Sprache scheint nun wohl, da sie sich so viele Jahrhunderte nur unter den Bauern er- halten hat, nicht sehr cultivirt zu seyn. Die Priester in dieser Gegend versichern, daß das neue Chaldäische eben so sehr von dem alten abweiche, als das itzige Arabische von dem, was zu Mohammeds Zeiten geredet ward. -- Die Christen, welche in den Städten Mosul und Merdin geboren sind, sprechen gar kein Chal- däisch, wenigstens nicht als ihre Muttersprache. Doch schreiben sie Karschuni, d. i. arabisch mit
chal-
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tar, und von hier bis an das Vorgebuͤrge der guten Hoffnung, in der Gegend von Madagas- kar und an der Weſtſeite des arabiſchen Meer- buſens Eroberungen gemacht haben, haben auch an den meiſten dieſer Laͤnder ihre Sprache ein- gefuͤhrt. Aber viele von ihren Unterthanen, reden noch itzt ihre alte Landesſprache, und hier- durch muß die wahre arabiſche Sprache ſehr verfaͤlſcht worden ſeyn. In Syrien und Pa- laͤſtina hoͤrt ein Reiſender zwar nichts als ara- biſch, doch kann die ſyriſche Sprache noch nicht zu den todten gezaͤhlt werden. Denn es ſoll in der Provinz des Paſcha von Damáſk in eini- gen Doͤrfern wuͤrklich noch Syriſch geredet wer- den. In ſehr vielen Doͤrfern in der Gegend von Merdin und Moſul, reden die Chriſten noch beſtaͤndig Chaldaͤiſch, ja die Weiber und dieje- nigen Maͤnner, welche keine Geſchaͤfte in Staͤd- ten haben, verſtehen keine andre als dieſe ihre Mutterſprache.
Dieſe Sprache ſcheint nun wohl, da ſie ſich ſo viele Jahrhunderte nur unter den Bauern er- halten hat, nicht ſehr cultivirt zu ſeyn. Die Prieſter in dieſer Gegend verſichern, daß das neue Chaldaͤiſche eben ſo ſehr von dem alten abweiche, als das itzige Arabiſche von dem, was zu Mohammeds Zeiten geredet ward. — Die Chriſten, welche in den Staͤdten Moſul und Merdin geboren ſind, ſprechen gar kein Chal- daͤiſch, wenigſtens nicht als ihre Mutterſprache. Doch ſchreiben ſie Karſchuni, d. i. arabiſch mit
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tar, und von hier bis an das Vorgebuͤrge der
guten Hoffnung, in der Gegend von Madagas-
kar und an der Weſtſeite des arabiſchen Meer-
buſens Eroberungen gemacht haben, haben auch
an den meiſten dieſer Laͤnder ihre Sprache ein-
gefuͤhrt. Aber viele von ihren Unterthanen,
reden noch itzt ihre alte Landesſprache, und hier-
durch muß die wahre arabiſche Sprache ſehr
verfaͤlſcht worden ſeyn. In Syrien und Pa-
laͤſtina hoͤrt ein Reiſender zwar nichts als ara-
biſch, doch kann die ſyriſche Sprache noch nicht
zu den todten gezaͤhlt werden. Denn es ſoll in
der Provinz des Paſcha von Damáſk in eini-
gen Doͤrfern wuͤrklich noch Syriſch geredet wer-
den. In ſehr vielen Doͤrfern in der Gegend
von Merdin und Moſul, reden die Chriſten noch
beſtaͤndig Chaldaͤiſch, ja die Weiber und dieje-
nigen Maͤnner, welche keine Geſchaͤfte in Staͤd-
ten haben, verſtehen keine andre als dieſe ihre
Mutterſprache.
Dieſe Sprache ſcheint nun wohl, da ſie ſich
ſo viele Jahrhunderte nur unter den Bauern er-
halten hat, nicht ſehr cultivirt zu ſeyn. Die
Prieſter in dieſer Gegend verſichern, daß das
neue Chaldaͤiſche eben ſo ſehr von dem alten
abweiche, als das itzige Arabiſche von dem, was
zu Mohammeds Zeiten geredet ward. — Die
Chriſten, welche in den Staͤdten Moſul und
Merdin geboren ſind, ſprechen gar kein Chal-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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