Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

findet zwar bisweilen einzelne Beyspiele, daß
ein Mann mit mehrern Frauen eine große Men-
ge Kinder gezeugt habe. Ueberhaupt aber will
man doch bemerkt haben, daß diejenigen, wel-
che mehr Weiber haben, wenigere Kinder zeu-
gen, als die, welche sich mit einer Frau begnü-
gen. An der Richtigkeit dieser Bemerkung,

läßt
frechste zu beweisen suchte, daß die Polygamie
nicht nur etwas sehr erlaubtes, göttliches und
für die menschliche Gesellschaft sehr zuträgliches
sey; sondern er hält auch alle diejenigen, wel-
che sie billigten, für erleuchtet. Er wurde von
einem dänischen Theologen, Namens Johann
Brunsmann widerlegt, und hierauf des Landes
verwiesen, und seine Schriften wurden ver-
brannt.
Fragt man nun: ob die Polygamie erlaubt
sey oder nicht? so kann man sie nicht anders,
als sie für unerlaubt erklären, denn sie ist wieder
die erste Einsetzung des Ehestandes -- unser
Heyland erklärt die Polygamie Matth. XIX, 9.
für eine Art von Ehebruch. -- Paulus thut
eben dieses in seinem ersten Briefe an die Corin-
thier 7, 2. es sollte ein jeglicher sein eigen
Weib und eine jegliche ihren eignen Mann
haben, um der Hurerey willen.
Der Herr
Doktor Miller hat, wie uns dünkt, in der Fort-
setzung der Mosheimischen Sittenlehre, Th. 8.
am besten wider die Polygamie gestritten. Man
kann auch noch hierbey des Herrn Ritters
Michaelis Zusätze zu des Herrn v. Premontval
Buche, wider die Polygamie in dem 22 B. des
Hamb. Magazin mit vielen Nutzen lesen.

findet zwar bisweilen einzelne Beyſpiele, daß
ein Mann mit mehrern Frauen eine große Men-
ge Kinder gezeugt habe. Ueberhaupt aber will
man doch bemerkt haben, daß diejenigen, wel-
che mehr Weiber haben, wenigere Kinder zeu-
gen, als die, welche ſich mit einer Frau begnuͤ-
gen. An der Richtigkeit dieſer Bemerkung,

laͤßt
frechſte zu beweiſen ſuchte, daß die Polygamie
nicht nur etwas ſehr erlaubtes, goͤttliches und
fuͤr die menſchliche Geſellſchaft ſehr zutraͤgliches
ſey; ſondern er haͤlt auch alle diejenigen, wel-
che ſie billigten, fuͤr erleuchtet. Er wurde von
einem daͤniſchen Theologen, Namens Johann
Brunsmann widerlegt, und hierauf des Landes
verwieſen, und ſeine Schriften wurden ver-
brannt.
Fragt man nun: ob die Polygamie erlaubt
ſey oder nicht? ſo kann man ſie nicht anders,
als ſie fuͤr unerlaubt erklaͤren, denn ſie iſt wieder
die erſte Einſetzung des Eheſtandes — unſer
Heyland erklaͤrt die Polygamie Matth. XIX, 9.
fuͤr eine Art von Ehebruch. — Paulus thut
eben dieſes in ſeinem erſten Briefe an die Corin-
thier 7, 2. es ſollte ein jeglicher ſein eigen
Weib und eine jegliche ihren eignen Mann
haben, um der Hurerey willen.
Der Herr
Doktor Miller hat, wie uns duͤnkt, in der Fort-
ſetzung der Mosheimiſchen Sittenlehre, Th. 8.
am beſten wider die Polygamie geſtritten. Man
kann auch noch hierbey des Herrn Ritters
Michaelis Zuſaͤtze zu des Herrn v. Premontval
Buche, wider die Polygamie in dem 22 B. des
Hamb. Magazin mit vielen Nutzen leſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="214"/>
findet zwar bisweilen einzelne Bey&#x017F;piele, daß<lb/>
ein Mann mit mehrern Frauen eine große Men-<lb/>
ge Kinder gezeugt habe. Ueberhaupt aber will<lb/>
man doch bemerkt haben, daß diejenigen, wel-<lb/>
che mehr Weiber haben, wenigere Kinder zeu-<lb/>
gen, als die, welche &#x017F;ich mit einer Frau begnu&#x0364;-<lb/>
gen. An der Richtigkeit die&#x017F;er Bemerkung,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x0364;ßt</fw><lb/><note xml:id="note-0250" prev="note-0239" place="foot" n="*)">frech&#x017F;te zu bewei&#x017F;en &#x017F;uchte, daß die Polygamie<lb/>
nicht nur etwas &#x017F;ehr erlaubtes, go&#x0364;ttliches und<lb/>
fu&#x0364;r die men&#x017F;chliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;ehr zutra&#x0364;gliches<lb/>
&#x017F;ey; &#x017F;ondern er ha&#x0364;lt auch alle diejenigen, wel-<lb/>
che &#x017F;ie billigten, fu&#x0364;r erleuchtet. Er wurde von<lb/>
einem da&#x0364;ni&#x017F;chen Theologen, Namens Johann<lb/>
Brunsmann widerlegt, und hierauf des Landes<lb/>
verwie&#x017F;en, und &#x017F;eine Schriften wurden ver-<lb/>
brannt.<lb/>
Fragt man nun: ob die Polygamie erlaubt<lb/>
&#x017F;ey oder nicht? &#x017F;o kann man &#x017F;ie nicht anders,<lb/>
als &#x017F;ie fu&#x0364;r unerlaubt erkla&#x0364;ren, denn &#x017F;ie i&#x017F;t wieder<lb/>
die er&#x017F;te Ein&#x017F;etzung des Ehe&#x017F;tandes &#x2014; un&#x017F;er<lb/>
Heyland erkla&#x0364;rt die Polygamie Matth. <hi rendition="#aq">XIX,</hi> 9.<lb/>
fu&#x0364;r eine Art von Ehebruch. &#x2014; Paulus thut<lb/>
eben die&#x017F;es in &#x017F;einem er&#x017F;ten Briefe an die Corin-<lb/>
thier 7, 2. <hi rendition="#fr">es &#x017F;ollte ein jeglicher &#x017F;ein eigen<lb/>
Weib und eine jegliche ihren eignen Mann<lb/>
haben, um der Hurerey willen.</hi> Der Herr<lb/>
Doktor Miller hat, wie uns du&#x0364;nkt, in der Fort-<lb/>
&#x017F;etzung der Mosheimi&#x017F;chen Sittenlehre, Th. 8.<lb/>
am be&#x017F;ten wider die Polygamie ge&#x017F;tritten. Man<lb/>
kann auch noch hierbey des Herrn Ritters<lb/>
Michaelis Zu&#x017F;a&#x0364;tze zu des Herrn v. Premontval<lb/>
Buche, wider die Polygamie in dem 22 B. des<lb/>
Hamb. Magazin mit vielen Nutzen le&#x017F;en.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0240] findet zwar bisweilen einzelne Beyſpiele, daß ein Mann mit mehrern Frauen eine große Men- ge Kinder gezeugt habe. Ueberhaupt aber will man doch bemerkt haben, daß diejenigen, wel- che mehr Weiber haben, wenigere Kinder zeu- gen, als die, welche ſich mit einer Frau begnuͤ- gen. An der Richtigkeit dieſer Bemerkung, laͤßt *) *) frechſte zu beweiſen ſuchte, daß die Polygamie nicht nur etwas ſehr erlaubtes, goͤttliches und fuͤr die menſchliche Geſellſchaft ſehr zutraͤgliches ſey; ſondern er haͤlt auch alle diejenigen, wel- che ſie billigten, fuͤr erleuchtet. Er wurde von einem daͤniſchen Theologen, Namens Johann Brunsmann widerlegt, und hierauf des Landes verwieſen, und ſeine Schriften wurden ver- brannt. Fragt man nun: ob die Polygamie erlaubt ſey oder nicht? ſo kann man ſie nicht anders, als ſie fuͤr unerlaubt erklaͤren, denn ſie iſt wieder die erſte Einſetzung des Eheſtandes — unſer Heyland erklaͤrt die Polygamie Matth. XIX, 9. fuͤr eine Art von Ehebruch. — Paulus thut eben dieſes in ſeinem erſten Briefe an die Corin- thier 7, 2. es ſollte ein jeglicher ſein eigen Weib und eine jegliche ihren eignen Mann haben, um der Hurerey willen. Der Herr Doktor Miller hat, wie uns duͤnkt, in der Fort- ſetzung der Mosheimiſchen Sittenlehre, Th. 8. am beſten wider die Polygamie geſtritten. Man kann auch noch hierbey des Herrn Ritters Michaelis Zuſaͤtze zu des Herrn v. Premontval Buche, wider die Polygamie in dem 22 B. des Hamb. Magazin mit vielen Nutzen leſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/240
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/240>, abgerufen am 24.11.2024.