chen, und ihm vorschlug, er sollte den Ismael anstatt des Isaaks opfern. Man begiebt sich nachher wieder nach Minet, und verehrt daselbst eine Vertiefung in einem Felsen, die durch des Mohammeds Kopf entstanden ist, der, bey ei- nem gethanen Fehltritt, wider den Felsen stieß, dieser aber so gleich sich erweichte, daß der Pro- phet nicht beschädigt wurde. Es ist dieses die letzte Handlung der Pilgrimme, nach welcher sie von dem Iman den Seegen erhalten, sich auf- machen und den Weg nach Medina antreten.
Diejenigen Pilgrimme, die von Mecca nach Jerusalem gehen, und den Tempel Salo- mons besuchen, stehen wegen dieser doppelten Reise in großen Ansehen. Man setzt alles mög- liche Vertrauen in sie, und wenn sie vor Gerich- te erscheinen, können sie sicher falsche Zeugniße ablegen, ohne daß sich jemand unterstehen würde, ihnen zu widersprechen, oder sie zu beschuldigen.
Die Wallfarth nach Medina geschieht nicht aus Schuldigkeit: sie hat auch nicht so viel Rechte als die erste, welche von allen loßzählt; selbst von den Verbrechen, wovon man vor Ge- richt nicht so davon kommen würde. Indessen gehen doch alle, so nach Mecca reisen, auch hin nach Medina.
Diese Stadt liegt in einer Ebene, drey Ta- gereisen von Yambon, einer kleinen Stadt und Hafen, am rothen Meere: sie ist weder so groß noch so reich als Mecca. Sie ist aber besser gebauet und vielleicht ist auch ihr Handel fast
eben
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chen, und ihm vorſchlug, er ſollte den Iſmael anſtatt des Iſaaks opfern. Man begiebt ſich nachher wieder nach Minet, und verehrt daſelbſt eine Vertiefung in einem Felſen, die durch des Mohammeds Kopf entſtanden iſt, der, bey ei- nem gethanen Fehltritt, wider den Felſen ſtieß, dieſer aber ſo gleich ſich erweichte, daß der Pro- phet nicht beſchaͤdigt wurde. Es iſt dieſes die letzte Handlung der Pilgrimme, nach welcher ſie von dem Iman den Seegen erhalten, ſich auf- machen und den Weg nach Medina antreten.
Diejenigen Pilgrimme, die von Mecca nach Jeruſalem gehen, und den Tempel Salo- mons beſuchen, ſtehen wegen dieſer doppelten Reiſe in großen Anſehen. Man ſetzt alles moͤg- liche Vertrauen in ſie, und wenn ſie vor Gerich- te erſcheinen, koͤnnen ſie ſicher falſche Zeugniße ablegen, ohne daß ſich jemand unterſtehen wuͤrde, ihnen zu widerſprechen, oder ſie zu beſchuldigen.
Die Wallfarth nach Medina geſchieht nicht aus Schuldigkeit: ſie hat auch nicht ſo viel Rechte als die erſte, welche von allen loßzaͤhlt; ſelbſt von den Verbrechen, wovon man vor Ge- richt nicht ſo davon kommen wuͤrde. Indeſſen gehen doch alle, ſo nach Mecca reiſen, auch hin nach Medina.
Dieſe Stadt liegt in einer Ebene, drey Ta- gereiſen von Yambon, einer kleinen Stadt und Hafen, am rothen Meere: ſie iſt weder ſo groß noch ſo reich als Mecca. Sie iſt aber beſſer gebauet und vielleicht iſt auch ihr Handel faſt
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chen, und ihm vorſchlug, er ſollte den Iſmael
anſtatt des Iſaaks opfern. Man begiebt ſich
nachher wieder nach Minet, und verehrt daſelbſt
eine Vertiefung in einem Felſen, die durch des
Mohammeds Kopf entſtanden iſt, der, bey ei-
nem gethanen Fehltritt, wider den Felſen ſtieß,
dieſer aber ſo gleich ſich erweichte, daß der Pro-
phet nicht beſchaͤdigt wurde. Es iſt dieſes die
letzte Handlung der Pilgrimme, nach welcher ſie
von dem Iman den Seegen erhalten, ſich auf-
machen und den Weg nach Medina antreten.
Diejenigen Pilgrimme, die von Mecca nach
Jeruſalem gehen, und den Tempel Salo-
mons beſuchen, ſtehen wegen dieſer doppelten
Reiſe in großen Anſehen. Man ſetzt alles moͤg-
liche Vertrauen in ſie, und wenn ſie vor Gerich-
te erſcheinen, koͤnnen ſie ſicher falſche Zeugniße
ablegen, ohne daß ſich jemand unterſtehen wuͤrde,
ihnen zu widerſprechen, oder ſie zu beſchuldigen.
Die Wallfarth nach Medina geſchieht nicht
aus Schuldigkeit: ſie hat auch nicht ſo viel
Rechte als die erſte, welche von allen loßzaͤhlt;
ſelbſt von den Verbrechen, wovon man vor Ge-
richt nicht ſo davon kommen wuͤrde. Indeſſen
gehen doch alle, ſo nach Mecca reiſen, auch hin
nach Medina.
Dieſe Stadt liegt in einer Ebene, drey Ta-
gereiſen von Yambon, einer kleinen Stadt und
Hafen, am rothen Meere: ſie iſt weder ſo groß
noch ſo reich als Mecca. Sie iſt aber beſſer
gebauet und vielleicht iſt auch ihr Handel faſt
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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