Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

passiren müssen. Die Verdammten werden
herabgestoßen werden, die Gerechten aber mit
wunderbarer Leichtigkeit ins Paradies hinüber
eilen. Die Hölle wird von ihnen außerordent-
lich furchtbar vorgestellt.

Vom Paradiese macht Mohammed seinen
Schülern folgende Beschreibung. Hier, sagt er,
sind so viele Schalen, als Sterne am
Himmel. Junge Mädchen und Knaben
schenken ein, und warten bey der Tafel
auf. Die Mädchen sind von einer Schön-
heit, die alle Einbildungskraft übertrift.
Wenn eine von diesen Mädchen im Him-
mel oder in der Luft des Nachts erschien;
so würde die Welt davon helle werden,
nicht anders als wenn die Sonne schien;
und wenn sie ins Meer spuckte, würde sie
dessen salziges Wasser in Honig, und seine
Bitterkeiten in Süßigkeiten verwandeln. -
Wasser, Milch, Honig und weisser Wein,
werden die Flüsse seyn, die diesen süßen
Auffenthalt benetzen. Der Schlamm dieser
Flüße, wird wohlriechende Muskaten,
und die Kiesel, Perlen und Hyacinthen
seyn ... Der Engel Gabriel wird die
Thore des Paradieses, den gläubigen
Muselmännern öfnen. Das erste, was
ihnen in die Augen fallen wird, wird eine
Tafel von Diamanten, von einer so unge-
heuren Länge seyn, daß man siebenzig
tausend Tage zubringen müßte, sie zu

durch-

paſſiren muͤſſen. Die Verdammten werden
herabgeſtoßen werden, die Gerechten aber mit
wunderbarer Leichtigkeit ins Paradies hinuͤber
eilen. Die Hoͤlle wird von ihnen außerordent-
lich furchtbar vorgeſtellt.

Vom Paradieſe macht Mohammed ſeinen
Schuͤlern folgende Beſchreibung. Hier, ſagt er,
ſind ſo viele Schalen, als Sterne am
Himmel. Junge Maͤdchen und Knaben
ſchenken ein, und warten bey der Tafel
auf. Die Maͤdchen ſind von einer Schoͤn-
heit, die alle Einbildungskraft uͤbertrift.
Wenn eine von dieſen Maͤdchen im Him-
mel oder in der Luft des Nachts erſchien;
ſo wuͤrde die Welt davon helle werden,
nicht anders als wenn die Sonne ſchien;
und wenn ſie ins Meer ſpuckte, wuͤrde ſie
deſſen ſalziges Waſſer in Honig, und ſeine
Bitterkeiten in Suͤßigkeiten verwandeln. –
Waſſer, Milch, Honig und weiſſer Wein,
werden die Fluͤſſe ſeyn, die dieſen ſuͤßen
Auffenthalt benetzen. Der Schlamm dieſer
Fluͤße, wird wohlriechende Muſkaten,
und die Kieſel, Perlen und Hyacinthen
ſeyn … Der Engel Gabriel wird die
Thore des Paradieſes, den glaͤubigen
Muſelmaͤnnern oͤfnen. Das erſte, was
ihnen in die Augen fallen wird, wird eine
Tafel von Diamanten, von einer ſo unge-
heuren Laͤnge ſeyn, daß man ſiebenzig
tauſend Tage zubringen muͤßte, ſie zu

durch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0185" n="159"/>
pa&#x017F;&#x017F;iren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Verdammten werden<lb/>
herabge&#x017F;toßen werden, die Gerechten aber mit<lb/>
wunderbarer Leichtigkeit ins Paradies hinu&#x0364;ber<lb/>
eilen. Die Ho&#x0364;lle wird von ihnen außerordent-<lb/>
lich furchtbar vorge&#x017F;tellt.</p><lb/>
          <p>Vom Paradie&#x017F;e macht Mohammed &#x017F;einen<lb/>
Schu&#x0364;lern folgende Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#fr">Hier, &#x017F;agt er,<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;o viele Schalen, als Sterne am<lb/>
Himmel. Junge Ma&#x0364;dchen und Knaben<lb/>
&#x017F;chenken ein, und warten bey der Tafel<lb/>
auf. Die Ma&#x0364;dchen &#x017F;ind von einer Scho&#x0364;n-<lb/>
heit, die alle Einbildungskraft u&#x0364;bertrift.<lb/>
Wenn eine von die&#x017F;en Ma&#x0364;dchen im Him-<lb/>
mel oder in der Luft des Nachts er&#x017F;chien;<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde die Welt davon helle werden,<lb/>
nicht anders als wenn die Sonne &#x017F;chien;<lb/>
und wenn &#x017F;ie ins Meer &#x017F;puckte, wu&#x0364;rde &#x017F;ie<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;alziges Wa&#x017F;&#x017F;er in Honig, und &#x017F;eine<lb/>
Bitterkeiten in Su&#x0364;ßigkeiten verwandeln. &#x2013;<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, Milch, Honig und wei&#x017F;&#x017F;er Wein,<lb/>
werden die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eyn, die die&#x017F;en &#x017F;u&#x0364;ßen<lb/>
Auffenthalt benetzen. Der Schlamm die&#x017F;er<lb/>
Flu&#x0364;ße, wird wohlriechende Mu&#x017F;katen,<lb/>
und die Kie&#x017F;el, Perlen und Hyacinthen<lb/>
&#x017F;eyn &#x2026; Der Engel Gabriel wird die<lb/>
Thore des Paradie&#x017F;es, den gla&#x0364;ubigen<lb/>
Mu&#x017F;elma&#x0364;nnern o&#x0364;fnen. Das er&#x017F;te, was<lb/>
ihnen in die Augen fallen wird, wird eine<lb/>
Tafel von Diamanten, von einer &#x017F;o unge-<lb/>
heuren La&#x0364;nge &#x017F;eyn, daß man &#x017F;iebenzig<lb/>
tau&#x017F;end Tage zubringen mu&#x0364;ßte, &#x017F;ie zu</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">durch-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0185] paſſiren muͤſſen. Die Verdammten werden herabgeſtoßen werden, die Gerechten aber mit wunderbarer Leichtigkeit ins Paradies hinuͤber eilen. Die Hoͤlle wird von ihnen außerordent- lich furchtbar vorgeſtellt. Vom Paradieſe macht Mohammed ſeinen Schuͤlern folgende Beſchreibung. Hier, ſagt er, ſind ſo viele Schalen, als Sterne am Himmel. Junge Maͤdchen und Knaben ſchenken ein, und warten bey der Tafel auf. Die Maͤdchen ſind von einer Schoͤn- heit, die alle Einbildungskraft uͤbertrift. Wenn eine von dieſen Maͤdchen im Him- mel oder in der Luft des Nachts erſchien; ſo wuͤrde die Welt davon helle werden, nicht anders als wenn die Sonne ſchien; und wenn ſie ins Meer ſpuckte, wuͤrde ſie deſſen ſalziges Waſſer in Honig, und ſeine Bitterkeiten in Suͤßigkeiten verwandeln. – Waſſer, Milch, Honig und weiſſer Wein, werden die Fluͤſſe ſeyn, die dieſen ſuͤßen Auffenthalt benetzen. Der Schlamm dieſer Fluͤße, wird wohlriechende Muſkaten, und die Kieſel, Perlen und Hyacinthen ſeyn … Der Engel Gabriel wird die Thore des Paradieſes, den glaͤubigen Muſelmaͤnnern oͤfnen. Das erſte, was ihnen in die Augen fallen wird, wird eine Tafel von Diamanten, von einer ſo unge- heuren Laͤnge ſeyn, daß man ſiebenzig tauſend Tage zubringen muͤßte, ſie zu durch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/185
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/185>, abgerufen am 23.11.2024.