weit, daß sie ihn nicht für würklich todt erklär- ten, weil dieß wider die Möglichkeit wäre, daß ein solcher Mann sterben könnte. Allein Abu- beker, der, wie bereits gesagt, bey den Arabern in großem Ansehen stand, benahm diesen Herren ihre Meynungen, und zeigte ihnen aus verschie- denen Stellen des Korans, daß ihr Prophet wohl sterblich sey, und mit allen Leuten gleiches Schicksal erfahren müßte.
Mohammed soll von mittelmäßiger Größe gewesen seyn, und eine sehr reizende Gesichtsbil- dung gehabt haben. Er war ehrgeitzig, kühn und fähig außerordentliche Unternehmungen zu verrichten. Er war mäßig, dabey aber doch sinnlich und der Wollust ergeben: ein Fehler, der damals den Einwohnern Arabiens zur zwey- ten Natur geworden war. Die christlichen Schriftsteller mahlen uns ihn als einen unzüch- tigen Menschen ab: ein gleiches thut ein ansehn- licher Theil seiner eignen Landsleute *). Er maßte sich an, von Gott auf dieser Erde vor an- dern ehrlichen Leuten besondre Vorrechte erhal-
ten
*) In der Darstellung des Charakters dieses Re- formators, herrscht eine solche Verschiedenheit, daß man sich beynahe nicht heraus finden kann. -- Der vorhin gegebene Abriß scheint der Wahr- heit gemäß gezeichnet zu seyn, und es heißt wohl zu sanftmüthig verfahren, wenn Elmacin ihn als einen Mann vorstellt, von außerordentlicher Gefälligkeit, demüthig gegen Große, gesprächig mit Geringen, freygebig gegen Arme u. d. gl. m.
weit, daß ſie ihn nicht fuͤr wuͤrklich todt erklaͤr- ten, weil dieß wider die Moͤglichkeit waͤre, daß ein ſolcher Mann ſterben koͤnnte. Allein Abu- beker, der, wie bereits geſagt, bey den Arabern in großem Anſehen ſtand, benahm dieſen Herren ihre Meynungen, und zeigte ihnen aus verſchie- denen Stellen des Korans, daß ihr Prophet wohl ſterblich ſey, und mit allen Leuten gleiches Schickſal erfahren muͤßte.
Mohammed ſoll von mittelmaͤßiger Groͤße geweſen ſeyn, und eine ſehr reizende Geſichtsbil- dung gehabt haben. Er war ehrgeitzig, kuͤhn und faͤhig außerordentliche Unternehmungen zu verrichten. Er war maͤßig, dabey aber doch ſinnlich und der Wolluſt ergeben: ein Fehler, der damals den Einwohnern Arabiens zur zwey- ten Natur geworden war. Die chriſtlichen Schriftſteller mahlen uns ihn als einen unzuͤch- tigen Menſchen ab: ein gleiches thut ein anſehn- licher Theil ſeiner eignen Landsleute *). Er maßte ſich an, von Gott auf dieſer Erde vor an- dern ehrlichen Leuten beſondre Vorrechte erhal-
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*) In der Darſtellung des Charakters dieſes Re- formators, herrſcht eine ſolche Verſchiedenheit, daß man ſich beynahe nicht heraus finden kann. — Der vorhin gegebene Abriß ſcheint der Wahr- heit gemaͤß gezeichnet zu ſeyn, und es heißt wohl zu ſanftmuͤthig verfahren, wenn Elmacin ihn als einen Mann vorſtellt, von außerordentlicher Gefaͤlligkeit, demuͤthig gegen Große, geſpraͤchig mit Geringen, freygebig gegen Arme u. d. gl. m.
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weit, daß ſie ihn nicht fuͤr wuͤrklich todt erklaͤr-
ten, weil dieß wider die Moͤglichkeit waͤre, daß
ein ſolcher Mann ſterben koͤnnte. Allein Abu-
beker, der, wie bereits geſagt, bey den Arabern
in großem Anſehen ſtand, benahm dieſen Herren
ihre Meynungen, und zeigte ihnen aus verſchie-
denen Stellen des Korans, daß ihr Prophet
wohl ſterblich ſey, und mit allen Leuten gleiches
Schickſal erfahren muͤßte.
Mohammed ſoll von mittelmaͤßiger Groͤße
geweſen ſeyn, und eine ſehr reizende Geſichtsbil-
dung gehabt haben. Er war ehrgeitzig, kuͤhn
und faͤhig außerordentliche Unternehmungen zu
verrichten. Er war maͤßig, dabey aber doch
ſinnlich und der Wolluſt ergeben: ein Fehler,
der damals den Einwohnern Arabiens zur zwey-
ten Natur geworden war. Die chriſtlichen
Schriftſteller mahlen uns ihn als einen unzuͤch-
tigen Menſchen ab: ein gleiches thut ein anſehn-
licher Theil ſeiner eignen Landsleute *). Er
maßte ſich an, von Gott auf dieſer Erde vor an-
dern ehrlichen Leuten beſondre Vorrechte erhal-
ten
*) In der Darſtellung des Charakters dieſes Re-
formators, herrſcht eine ſolche Verſchiedenheit,
daß man ſich beynahe nicht heraus finden kann.
— Der vorhin gegebene Abriß ſcheint der Wahr-
heit gemaͤß gezeichnet zu ſeyn, und es heißt wohl
zu ſanftmuͤthig verfahren, wenn Elmacin ihn
als einen Mann vorſtellt, von außerordentlicher
Gefaͤlligkeit, demuͤthig gegen Große, geſpraͤchig
mit Geringen, freygebig gegen Arme u. d. gl. m.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/172>, abgerufen am 17.02.2025.
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