hänger vermehrten sich bald, bis auf neune, die alle mit ihm verwandt waren.
Er ließ sich durch die Spötter seiner Fami- lie nicht abhalten. Die Koreischiten bedrohe- ten ihn, und da sie ihn, durch vernünftige Vor- stellungen und Gründe, auf den Weg der ge- sunden Vernunft nicht wieder zurückbringen konnten; so schritten sie zu schwerern Mitteln, und verfolgten ihn. Seine Anhänger waren endlich zu Mecca nicht mehr sicher, und flohen also auf sein Anrathen, zum König von Aethio- pien. Er selbst suchte in der Nachbarschaft ei- nen Anhang, war aber nicht sehr glücklich, bis im zwölften Jahre seiner Sendung, zwölf Einwoh- ner von Jatrep oder Medina, denen bald meh- rere folgten, seine Lehre annahmen. In die- sem 12ten Jahre that er auch seine Nachtreise, die er mit dem Engel Gabriel von Mecca nach Jerusalem, und von da in die sieben Himmel gethan haben wollte, bekannt, weil er vielleicht hofte, durch die Bekanntmachung, daß er mit Gott geredet habe, mehr Anhang zu bekommen. So lächerlich indessen seine Erzählung vielen Leuten vorkam; so erhielt sie doch durch die Be- stätigung des Abubeker, der bey ihnen in großem Rufe stand, viel Gewicht und Glaubwürdigkeit. -- Und nun konnte er hoffen, daß seine Freun- de alles für göttlich halten würden, was er ih- nen vorposaunte. Bisher hatten zwar immer noch die Verfolgungen wider ihn gedauert. Da sie aber doch in der Folge heftiger wurden,
und
haͤnger vermehrten ſich bald, bis auf neune, die alle mit ihm verwandt waren.
Er ließ ſich durch die Spoͤtter ſeiner Fami- lie nicht abhalten. Die Koreiſchiten bedrohe- ten ihn, und da ſie ihn, durch vernuͤnftige Vor- ſtellungen und Gruͤnde, auf den Weg der ge- ſunden Vernunft nicht wieder zuruͤckbringen konnten; ſo ſchritten ſie zu ſchwerern Mitteln, und verfolgten ihn. Seine Anhaͤnger waren endlich zu Mecca nicht mehr ſicher, und flohen alſo auf ſein Anrathen, zum Koͤnig von Aethio- pien. Er ſelbſt ſuchte in der Nachbarſchaft ei- nen Anhang, war aber nicht ſehr gluͤcklich, bis im zwoͤlften Jahre ſeiner Sendung, zwoͤlf Einwoh- ner von Jatrep oder Medina, denen bald meh- rere folgten, ſeine Lehre annahmen. In die- ſem 12ten Jahre that er auch ſeine Nachtreiſe, die er mit dem Engel Gabriel von Mecca nach Jeruſalem, und von da in die ſieben Himmel gethan haben wollte, bekannt, weil er vielleicht hofte, durch die Bekanntmachung, daß er mit Gott geredet habe, mehr Anhang zu bekommen. So laͤcherlich indeſſen ſeine Erzaͤhlung vielen Leuten vorkam; ſo erhielt ſie doch durch die Be- ſtaͤtigung des Abubeker, der bey ihnen in großem Rufe ſtand, viel Gewicht und Glaubwuͤrdigkeit. — Und nun konnte er hoffen, daß ſeine Freun- de alles fuͤr goͤttlich halten wuͤrden, was er ih- nen vorpoſaunte. Bisher hatten zwar immer noch die Verfolgungen wider ihn gedauert. Da ſie aber doch in der Folge heftiger wurden,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0166"n="140"/>
haͤnger vermehrten ſich bald, bis auf neune, die<lb/>
alle mit ihm verwandt waren.</p><lb/><p>Er ließ ſich durch die Spoͤtter ſeiner Fami-<lb/>
lie nicht abhalten. Die <hirendition="#fr">Koreiſchiten</hi> bedrohe-<lb/>
ten ihn, und da ſie ihn, durch vernuͤnftige Vor-<lb/>ſtellungen und Gruͤnde, auf den Weg der ge-<lb/>ſunden Vernunft nicht wieder zuruͤckbringen<lb/>
konnten; ſo ſchritten ſie zu ſchwerern Mitteln,<lb/>
und verfolgten ihn. Seine Anhaͤnger waren<lb/>
endlich zu Mecca nicht mehr ſicher, und flohen<lb/>
alſo auf ſein Anrathen, zum Koͤnig von Aethio-<lb/>
pien. Er ſelbſt ſuchte in der Nachbarſchaft ei-<lb/>
nen Anhang, war aber nicht ſehr gluͤcklich, bis im<lb/>
zwoͤlften Jahre ſeiner Sendung, zwoͤlf Einwoh-<lb/>
ner von Jatrep oder Medina, denen bald meh-<lb/>
rere folgten, ſeine Lehre annahmen. In die-<lb/>ſem 12ten Jahre that er auch ſeine Nachtreiſe,<lb/>
die er mit dem Engel Gabriel von Mecca nach<lb/>
Jeruſalem, und von da in die ſieben Himmel<lb/>
gethan haben wollte, bekannt, weil er vielleicht<lb/>
hofte, durch die Bekanntmachung, daß er mit<lb/>
Gott geredet habe, mehr Anhang zu bekommen.<lb/>
So laͤcherlich indeſſen ſeine Erzaͤhlung vielen<lb/>
Leuten vorkam; ſo erhielt ſie doch durch die Be-<lb/>ſtaͤtigung des Abubeker, der bey ihnen in großem<lb/>
Rufe ſtand, viel Gewicht und Glaubwuͤrdigkeit.<lb/>— Und nun konnte er hoffen, daß ſeine Freun-<lb/>
de alles fuͤr goͤttlich halten wuͤrden, was er ih-<lb/>
nen vorpoſaunte. Bisher hatten zwar immer<lb/>
noch die Verfolgungen wider ihn gedauert.<lb/>
Da ſie aber doch in der Folge heftiger wurden,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[140/0166]
haͤnger vermehrten ſich bald, bis auf neune, die
alle mit ihm verwandt waren.
Er ließ ſich durch die Spoͤtter ſeiner Fami-
lie nicht abhalten. Die Koreiſchiten bedrohe-
ten ihn, und da ſie ihn, durch vernuͤnftige Vor-
ſtellungen und Gruͤnde, auf den Weg der ge-
ſunden Vernunft nicht wieder zuruͤckbringen
konnten; ſo ſchritten ſie zu ſchwerern Mitteln,
und verfolgten ihn. Seine Anhaͤnger waren
endlich zu Mecca nicht mehr ſicher, und flohen
alſo auf ſein Anrathen, zum Koͤnig von Aethio-
pien. Er ſelbſt ſuchte in der Nachbarſchaft ei-
nen Anhang, war aber nicht ſehr gluͤcklich, bis im
zwoͤlften Jahre ſeiner Sendung, zwoͤlf Einwoh-
ner von Jatrep oder Medina, denen bald meh-
rere folgten, ſeine Lehre annahmen. In die-
ſem 12ten Jahre that er auch ſeine Nachtreiſe,
die er mit dem Engel Gabriel von Mecca nach
Jeruſalem, und von da in die ſieben Himmel
gethan haben wollte, bekannt, weil er vielleicht
hofte, durch die Bekanntmachung, daß er mit
Gott geredet habe, mehr Anhang zu bekommen.
So laͤcherlich indeſſen ſeine Erzaͤhlung vielen
Leuten vorkam; ſo erhielt ſie doch durch die Be-
ſtaͤtigung des Abubeker, der bey ihnen in großem
Rufe ſtand, viel Gewicht und Glaubwuͤrdigkeit.
— Und nun konnte er hoffen, daß ſeine Freun-
de alles fuͤr goͤttlich halten wuͤrden, was er ih-
nen vorpoſaunte. Bisher hatten zwar immer
noch die Verfolgungen wider ihn gedauert.
Da ſie aber doch in der Folge heftiger wurden,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/166>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.