[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.gen ganz untröstbar zu seyn. Sie schreien und Wir haben schon vorhin gesagt, daß das ein- ihnen ein kleines Büchelchen empfehlen, unter dem Titel: "Doch die Existenz des Teufels auf dieser Erde," um ihnen zu zeigen, was man in andern Ländern vom Teufel halte! *) Chardin sagt, die Trauerkleider beständen nicht im schwarzen Tuche. Aber viele Reisebeschrei- ber, und hierinn eben so glaubwürdige, geben die Versicherung, daß sie sich einer solchen Cou- leur bedienten. E 4
gen ganz untroͤſtbar zu ſeyn. Sie ſchreien und Wir haben ſchon vorhin geſagt, daß das ein- ihnen ein kleines Buͤchelchen empfehlen, unter dem Titel: „Doch die Exiſtenz des Teufels auf dieſer Erde,“ um ihnen zu zeigen, was man in andern Laͤndern vom Teufel halte! *) Chardin ſagt, die Trauerkleider beſtaͤnden nicht im ſchwarzen Tuche. Aber viele Reiſebeſchrei- ber, und hierinn eben ſo glaubwuͤrdige, geben die Verſicherung, daß ſie ſich einer ſolchen Cou- leur bedienten. E 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="71"/> gen ganz untroͤſtbar zu ſeyn. Sie ſchreien und<lb/> laͤrmen außerordentlich und enthalten ſich eini-<lb/> ge Tage lang der Speiſen, um damit anzuzei-<lb/> gen, daß ſie des Lebens nunmehro, nachdem ih-<lb/> nen das Theuerſte geraubt ſey, uͤberdruͤßig waͤ-<lb/> ren. In den erſten Tagen der Trauer geht ſo<lb/> wohl das maͤnnliche als weibliche Geſchlecht<lb/> ſchwarz. <note place="foot" n="*)">Chardin ſagt, die Trauerkleider beſtaͤnden nicht<lb/> im ſchwarzen Tuche. Aber viele Reiſebeſchrei-<lb/> ber, und hierinn eben ſo glaubwuͤrdige, geben<lb/> die Verſicherung, daß ſie ſich einer ſolchen Cou-<lb/> leur bedienten.</note> Dieſe Couleur ſieht bey den Orien-<lb/> talern ganz ſcheußlich aus, und die Perſer nen-<lb/> nen es ſelbſt die <hi rendition="#fr">Farbe des Teufels.</hi> Einige<lb/> Tage nachher kleiden ſie ſich, auf Zureden und<lb/> Bitten der Anverwandten und Freunde, anders<lb/> und bekleiden ſich alsdann mit einem Rocke von<lb/> Leinewand.</p><lb/> <p>Wir haben ſchon vorhin geſagt, daß das<lb/> Frauenzimmer am ſchwerſten bey Trauerfaͤllen<lb/> zu troͤſten ſey. Allein die Urſache davon iſt<lb/> ſehr natuͤrlich. Denn der Wittwenſtand iſt in<lb/> der That fuͤr das perſiſche Frauenzimmer ein<lb/> Zuſtand, der ſich, wie uͤberhaupt im ganzen<lb/> Orient, nie aͤndert. — Nichts aber iſt ſchoͤ-<lb/> ner und mit einer geſunden Philoſophie uͤber-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_5_3" prev="#seg2pn_5_2" place="foot" n="*)">ihnen ein kleines Buͤchelchen empfehlen, unter<lb/> dem Titel: „Doch die Exiſtenz des Teufels<lb/> auf dieſer Erde,“ um ihnen zu zeigen, was<lb/> man in andern Laͤndern vom Teufel halte!</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0091]
gen ganz untroͤſtbar zu ſeyn. Sie ſchreien und
laͤrmen außerordentlich und enthalten ſich eini-
ge Tage lang der Speiſen, um damit anzuzei-
gen, daß ſie des Lebens nunmehro, nachdem ih-
nen das Theuerſte geraubt ſey, uͤberdruͤßig waͤ-
ren. In den erſten Tagen der Trauer geht ſo
wohl das maͤnnliche als weibliche Geſchlecht
ſchwarz. *) Dieſe Couleur ſieht bey den Orien-
talern ganz ſcheußlich aus, und die Perſer nen-
nen es ſelbſt die Farbe des Teufels. Einige
Tage nachher kleiden ſie ſich, auf Zureden und
Bitten der Anverwandten und Freunde, anders
und bekleiden ſich alsdann mit einem Rocke von
Leinewand.
Wir haben ſchon vorhin geſagt, daß das
Frauenzimmer am ſchwerſten bey Trauerfaͤllen
zu troͤſten ſey. Allein die Urſache davon iſt
ſehr natuͤrlich. Denn der Wittwenſtand iſt in
der That fuͤr das perſiſche Frauenzimmer ein
Zuſtand, der ſich, wie uͤberhaupt im ganzen
Orient, nie aͤndert. — Nichts aber iſt ſchoͤ-
ner und mit einer geſunden Philoſophie uͤber-
ein-
*)
*) Chardin ſagt, die Trauerkleider beſtaͤnden nicht
im ſchwarzen Tuche. Aber viele Reiſebeſchrei-
ber, und hierinn eben ſo glaubwuͤrdige, geben
die Verſicherung, daß ſie ſich einer ſolchen Cou-
leur bedienten.
*) ihnen ein kleines Buͤchelchen empfehlen, unter
dem Titel: „Doch die Exiſtenz des Teufels
auf dieſer Erde,“ um ihnen zu zeigen, was
man in andern Laͤndern vom Teufel halte!
E 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |