ge Stücke aus dem Koran auszuschreiben. Hierauf bringt man den Körper so geschwind als möglich in einen Sarg, weil ein todter Körper innerhalb acht oder zehn Stunden so aufgeblasen ist, daß man ihn beynahe nicht in einen Sarg legen kann. Die Ursachen von dieser sonderbaren Sache, die sich so bald an dem Verstorbenen ereignet, muß man nur al- lein in der großen Dürre der Luft suchen. -- Wenn der todte Leichnam an einen entfernten Ort (welches zuweilen von den Kranken ange- ordnet wird) soll getragen werden; so füllen sie den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel- ches den Körper vor Fäulung erhalten soll. Und dieß ist die gewöhnliche Art, die Körper in Persien einzubalsamiren.
Die Beerdigung geschieht gemeiniglich bey dem gemeinen Manne mit so wenigem Pomp, als es nur immer möglich ist. Ein Mollah und noch ein paar andere Bediente machen ge- wöhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Kör- per wird von Sclaven und Freunden getragen, und von denen, die ihnen unterwegens bege- gnen, abgelöset. Die Dienstleistung der Per- ser bey solchen Vorfällen ist hierinn vorzüglich lobenswürdig. Ja sie geht so weit, daß dieje- nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abstei- gen, und ihre Dienste anbieten.
Das Leichenbegängniß vornehmer Personen geschieht mit mehrer Pracht. Diese werden nicht, wie jene, von Menschen getragen, sondern
mit
E 2
ge Stuͤcke aus dem Koran auszuſchreiben. Hierauf bringt man den Koͤrper ſo geſchwind als moͤglich in einen Sarg, weil ein todter Koͤrper innerhalb acht oder zehn Stunden ſo aufgeblaſen iſt, daß man ihn beynahe nicht in einen Sarg legen kann. Die Urſachen von dieſer ſonderbaren Sache, die ſich ſo bald an dem Verſtorbenen ereignet, muß man nur al- lein in der großen Duͤrre der Luft ſuchen. — Wenn der todte Leichnam an einen entfernten Ort (welches zuweilen von den Kranken ange- ordnet wird) ſoll getragen werden; ſo fuͤllen ſie den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel- ches den Koͤrper vor Faͤulung erhalten ſoll. Und dieß iſt die gewoͤhnliche Art, die Koͤrper in Perſien einzubalſamiren.
Die Beerdigung geſchieht gemeiniglich bey dem gemeinen Manne mit ſo wenigem Pomp, als es nur immer moͤglich iſt. Ein Mollah und noch ein paar andere Bediente machen ge- woͤhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Koͤr- per wird von Sclaven und Freunden getragen, und von denen, die ihnen unterwegens bege- gnen, abgeloͤſet. Die Dienſtleiſtung der Per- ſer bey ſolchen Vorfaͤllen iſt hierinn vorzuͤglich lobenswuͤrdig. Ja ſie geht ſo weit, daß dieje- nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abſtei- gen, und ihre Dienſte anbieten.
Das Leichenbegaͤngniß vornehmer Perſonen geſchieht mit mehrer Pracht. Dieſe werden nicht, wie jene, von Menſchen getragen, ſondern
mit
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0087"n="67"/>
ge Stuͤcke aus dem Koran auszuſchreiben.<lb/>
Hierauf bringt man den Koͤrper ſo geſchwind<lb/>
als moͤglich in einen Sarg, weil ein todter<lb/>
Koͤrper innerhalb acht oder zehn Stunden ſo<lb/>
aufgeblaſen iſt, daß man ihn beynahe nicht in<lb/>
einen Sarg legen kann. Die Urſachen von<lb/>
dieſer ſonderbaren Sache, die ſich ſo bald an<lb/>
dem Verſtorbenen ereignet, muß man nur al-<lb/>
lein in der großen Duͤrre der Luft ſuchen. —<lb/>
Wenn der todte Leichnam an einen entfernten<lb/>
Ort (welches zuweilen von den Kranken ange-<lb/>
ordnet wird) ſoll getragen werden; ſo fuͤllen ſie<lb/>
den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel-<lb/>
ches den Koͤrper vor Faͤulung erhalten ſoll.<lb/>
Und dieß iſt die gewoͤhnliche Art, die Koͤrper<lb/>
in Perſien einzubalſamiren.</p><lb/><p>Die Beerdigung geſchieht gemeiniglich bey<lb/>
dem gemeinen Manne mit ſo wenigem Pomp,<lb/>
als es nur immer moͤglich iſt. Ein <hirendition="#fr">Mollah</hi><lb/>
und noch ein paar andere Bediente machen ge-<lb/>
woͤhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Koͤr-<lb/>
per wird von Sclaven und Freunden getragen,<lb/>
und von denen, die ihnen unterwegens bege-<lb/>
gnen, abgeloͤſet. Die Dienſtleiſtung der Per-<lb/>ſer bey ſolchen Vorfaͤllen iſt hierinn vorzuͤglich<lb/>
lobenswuͤrdig. Ja ſie geht ſo weit, daß dieje-<lb/>
nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abſtei-<lb/>
gen, und ihre Dienſte anbieten.</p><lb/><p>Das Leichenbegaͤngniß vornehmer Perſonen<lb/>
geſchieht mit mehrer Pracht. Dieſe werden<lb/>
nicht, wie jene, von Menſchen getragen, ſondern<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">mit</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[67/0087]
ge Stuͤcke aus dem Koran auszuſchreiben.
Hierauf bringt man den Koͤrper ſo geſchwind
als moͤglich in einen Sarg, weil ein todter
Koͤrper innerhalb acht oder zehn Stunden ſo
aufgeblaſen iſt, daß man ihn beynahe nicht in
einen Sarg legen kann. Die Urſachen von
dieſer ſonderbaren Sache, die ſich ſo bald an
dem Verſtorbenen ereignet, muß man nur al-
lein in der großen Duͤrre der Luft ſuchen. —
Wenn der todte Leichnam an einen entfernten
Ort (welches zuweilen von den Kranken ange-
ordnet wird) ſoll getragen werden; ſo fuͤllen ſie
den Sarg mit Kalk, Gummi und Salz, wel-
ches den Koͤrper vor Faͤulung erhalten ſoll.
Und dieß iſt die gewoͤhnliche Art, die Koͤrper
in Perſien einzubalſamiren.
Die Beerdigung geſchieht gemeiniglich bey
dem gemeinen Manne mit ſo wenigem Pomp,
als es nur immer moͤglich iſt. Ein Mollah
und noch ein paar andere Bediente machen ge-
woͤhnlich den ganzen Aufzug aus. Der Koͤr-
per wird von Sclaven und Freunden getragen,
und von denen, die ihnen unterwegens bege-
gnen, abgeloͤſet. Die Dienſtleiſtung der Per-
ſer bey ſolchen Vorfaͤllen iſt hierinn vorzuͤglich
lobenswuͤrdig. Ja ſie geht ſo weit, daß dieje-
nigen, welche ihnen zu Pferde begegnen, abſtei-
gen, und ihre Dienſte anbieten.
Das Leichenbegaͤngniß vornehmer Perſonen
geſchieht mit mehrer Pracht. Dieſe werden
nicht, wie jene, von Menſchen getragen, ſondern
mit
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/87>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.