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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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Dieß sind die vornehmsten Leibesübungen,
welche den Zeitvertreib der Perser ausmachen.
Die Hazardspiele sind ihnen in ihrer Reli-
gion verboten, und die Policey unterstützt
dieses Verbot, indem sie die Verbrecher oft
sehr grausam und hart bestraft. Indessen er-
lauben es doch zuweilen einige Casuisten, wenn
sie nur nicht um Geld spielen. Der Hang zu
dergleichen Spielarten ist bey den Persern
auch nicht groß, vielmehr kann man sagen, daß
sie wider solche Spiele einen natürlichen Ab-
scheu hegen, wenn sie gleich glauben, daß das
Spiel eine leichte und verzeihbare Sünde sey.
Ihre gewöhnlichen Spiele sind das Karten-
Würfel- Kegel- Ball- Schachspiel u. s. w. --
Das gemeine Volk spielt mit Karten von Holz,
die ziemlich gut gemalt sind. Ihr ordinaires
Spiel bestehet aus neunzig Karten und aus
achterley Farben; sie spielen es aber sehr rauh
und ohne allen Geschmack. Das Schachspiel
wird nur von einigen Standespersonen, aber
doch nur selten, gespielt. Es wird aber doch
sehr hochgeschätzt, indem sie der Meynung sind,
daß derjenige, welcher es gut verstehe, die
Welt regieren könne. Eine Parthie muß, um
es gut zu verstehen, wenigstens drey Tage
dauern. *)

So
*) Die Perser behaupten, das Schachspiel sey
von ihren Vorfahren erfunden worden. Es ist
aber sehr wahrscheinlich, daß es aus Indien
gekom-
D 2

Dieß ſind die vornehmſten Leibesuͤbungen,
welche den Zeitvertreib der Perſer ausmachen.
Die Hazardſpiele ſind ihnen in ihrer Reli-
gion verboten, und die Policey unterſtuͤtzt
dieſes Verbot, indem ſie die Verbrecher oft
ſehr grauſam und hart beſtraft. Indeſſen er-
lauben es doch zuweilen einige Caſuiſten, wenn
ſie nur nicht um Geld ſpielen. Der Hang zu
dergleichen Spielarten iſt bey den Perſern
auch nicht groß, vielmehr kann man ſagen, daß
ſie wider ſolche Spiele einen natuͤrlichen Ab-
ſcheu hegen, wenn ſie gleich glauben, daß das
Spiel eine leichte und verzeihbare Suͤnde ſey.
Ihre gewoͤhnlichen Spiele ſind das Karten-
Wuͤrfel- Kegel- Ball- Schachſpiel u. ſ. w. —
Das gemeine Volk ſpielt mit Karten von Holz,
die ziemlich gut gemalt ſind. Ihr ordinaires
Spiel beſtehet aus neunzig Karten und aus
achterley Farben; ſie ſpielen es aber ſehr rauh
und ohne allen Geſchmack. Das Schachſpiel
wird nur von einigen Standesperſonen, aber
doch nur ſelten, geſpielt. Es wird aber doch
ſehr hochgeſchaͤtzt, indem ſie der Meynung ſind,
daß derjenige, welcher es gut verſtehe, die
Welt regieren koͤnne. Eine Parthie muß, um
es gut zu verſtehen, wenigſtens drey Tage
dauern. *)

So
*) Die Perſer behaupten, das Schachſpiel ſey
von ihren Vorfahren erfunden worden. Es iſt
aber ſehr wahrſcheinlich, daß es aus Indien
gekom-
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[51/0071] Dieß ſind die vornehmſten Leibesuͤbungen, welche den Zeitvertreib der Perſer ausmachen. Die Hazardſpiele ſind ihnen in ihrer Reli- gion verboten, und die Policey unterſtuͤtzt dieſes Verbot, indem ſie die Verbrecher oft ſehr grauſam und hart beſtraft. Indeſſen er- lauben es doch zuweilen einige Caſuiſten, wenn ſie nur nicht um Geld ſpielen. Der Hang zu dergleichen Spielarten iſt bey den Perſern auch nicht groß, vielmehr kann man ſagen, daß ſie wider ſolche Spiele einen natuͤrlichen Ab- ſcheu hegen, wenn ſie gleich glauben, daß das Spiel eine leichte und verzeihbare Suͤnde ſey. Ihre gewoͤhnlichen Spiele ſind das Karten- Wuͤrfel- Kegel- Ball- Schachſpiel u. ſ. w. — Das gemeine Volk ſpielt mit Karten von Holz, die ziemlich gut gemalt ſind. Ihr ordinaires Spiel beſtehet aus neunzig Karten und aus achterley Farben; ſie ſpielen es aber ſehr rauh und ohne allen Geſchmack. Das Schachſpiel wird nur von einigen Standesperſonen, aber doch nur ſelten, geſpielt. Es wird aber doch ſehr hochgeſchaͤtzt, indem ſie der Meynung ſind, daß derjenige, welcher es gut verſtehe, die Welt regieren koͤnne. Eine Parthie muß, um es gut zu verſtehen, wenigſtens drey Tage dauern. *) So *) Die Perſer behaupten, das Schachſpiel ſey von ihren Vorfahren erfunden worden. Es iſt aber ſehr wahrſcheinlich, daß es aus Indien gekom- D 2

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/71>, abgerufen am 24.11.2024.