nen. Anfänglich nimmt man leichte Bogen- seile, und nachher gewöhnt man sich, mit schwe- rern umzugehen. Die meisten Bogen sind schwer zu spannen, indem es einige giebt, die mehr denn hundert Pfund wiegen. -- So bald man nun mit einem solchen Bogen umzu- gehen weiß; so übt man sich mit dem Pfeile zu schießen. Dieß besteht darinn, daß man ihn weit treibt, gerade schießt und tief hinein in das Ziel treffe, welches gemeinhin auf einen Klumpen Erde gemacht wird, vier Fuß hoch und zwey Fuß breit. Die Pfeile zu den Ue- bungen haben ein rundes, dünnes und stum- pfes Eisen, anstatt daß an den, im Kriege ge- bräuchlichen, Pfeilen das Eisen so spitzig, wie eine Lanze ist.
Wenn sie nun mit dem Bogen geschickt um- zugehen gelernt haben; so legen sie sich mit al- lem Eifer darauf, den Säbel gut zu füh- ren. Diese Kunst wird fürnehmlich darum gelernt, damit das Faustgelenke der jungen Leute stark und biegsam werde. Bey dem Un- terrichte in dieser Kunst bindet der Lehrer seinen Schülern zwey Gewichte an die Hände, und legt ihnen noch überdieß zwey Stücke Eisen auf die Schultern, wodurch sie eine ungemeine Fer- tigkeit im Kämpfen und Ringen erhalten.
Die dritte Uebung geschieht zu Pferde. Diese bestehet darinn daß der Reuter auf dem Pferde gerade sitze, es im vollen Galop laufen lasse, es mitten im Laufe ganz kurz an-
halte,
nen. Anfaͤnglich nimmt man leichte Bogen- ſeile, und nachher gewoͤhnt man ſich, mit ſchwe- rern umzugehen. Die meiſten Bogen ſind ſchwer zu ſpannen, indem es einige giebt, die mehr denn hundert Pfund wiegen. — So bald man nun mit einem ſolchen Bogen umzu- gehen weiß; ſo uͤbt man ſich mit dem Pfeile zu ſchießen. Dieß beſteht darinn, daß man ihn weit treibt, gerade ſchießt und tief hinein in das Ziel treffe, welches gemeinhin auf einen Klumpen Erde gemacht wird, vier Fuß hoch und zwey Fuß breit. Die Pfeile zu den Ue- bungen haben ein rundes, duͤnnes und ſtum- pfes Eiſen, anſtatt daß an den, im Kriege ge- braͤuchlichen, Pfeilen das Eiſen ſo ſpitzig, wie eine Lanze iſt.
Wenn ſie nun mit dem Bogen geſchickt um- zugehen gelernt haben; ſo legen ſie ſich mit al- lem Eifer darauf, den Saͤbel gut zu fuͤh- ren. Dieſe Kunſt wird fuͤrnehmlich darum gelernt, damit das Fauſtgelenke der jungen Leute ſtark und biegſam werde. Bey dem Un- terrichte in dieſer Kunſt bindet der Lehrer ſeinen Schuͤlern zwey Gewichte an die Haͤnde, und legt ihnen noch uͤberdieß zwey Stuͤcke Eiſen auf die Schultern, wodurch ſie eine ungemeine Fer- tigkeit im Kaͤmpfen und Ringen erhalten.
Die dritte Uebung geſchieht zu Pferde. Dieſe beſtehet darinn daß der Reuter auf dem Pferde gerade ſitze, es im vollen Galop laufen laſſe, es mitten im Laufe ganz kurz an-
halte,
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[45/0065]
nen. Anfaͤnglich nimmt man leichte Bogen-
ſeile, und nachher gewoͤhnt man ſich, mit ſchwe-
rern umzugehen. Die meiſten Bogen ſind
ſchwer zu ſpannen, indem es einige giebt, die
mehr denn hundert Pfund wiegen. — So
bald man nun mit einem ſolchen Bogen umzu-
gehen weiß; ſo uͤbt man ſich mit dem Pfeile
zu ſchießen. Dieß beſteht darinn, daß man
ihn weit treibt, gerade ſchießt und tief hinein
in das Ziel treffe, welches gemeinhin auf einen
Klumpen Erde gemacht wird, vier Fuß hoch
und zwey Fuß breit. Die Pfeile zu den Ue-
bungen haben ein rundes, duͤnnes und ſtum-
pfes Eiſen, anſtatt daß an den, im Kriege ge-
braͤuchlichen, Pfeilen das Eiſen ſo ſpitzig, wie
eine Lanze iſt.
Wenn ſie nun mit dem Bogen geſchickt um-
zugehen gelernt haben; ſo legen ſie ſich mit al-
lem Eifer darauf, den Saͤbel gut zu fuͤh-
ren. Dieſe Kunſt wird fuͤrnehmlich darum
gelernt, damit das Fauſtgelenke der jungen
Leute ſtark und biegſam werde. Bey dem Un-
terrichte in dieſer Kunſt bindet der Lehrer ſeinen
Schuͤlern zwey Gewichte an die Haͤnde, und
legt ihnen noch uͤberdieß zwey Stuͤcke Eiſen auf
die Schultern, wodurch ſie eine ungemeine Fer-
tigkeit im Kaͤmpfen und Ringen erhalten.
Die dritte Uebung geſchieht zu Pferde.
Dieſe beſtehet darinn daß der Reuter auf dem
Pferde gerade ſitze, es im vollen Galop laufen
laſſe, es mitten im Laufe ganz kurz an-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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