he, welcher sehr scharf ist, nicht den Strumpf durchschneide und Schmerzen verursache. Seit- dem aber die Europäer mit den Persern Han- del zu treiben angefangen haben: seitdem tra- gen sie auch Strümpfe von Tuch. Vor Zei- ten trug Niemand Strümpfe in Persien; und selbst der König gieng so, wie noch itzt die Sol- daten, Fuhrleute, Fußknechte, und gemeine Leu- te, die nämlich ihre Füße mit einer groben sechs Finger breiten und drey bis vier Ellen langen Leinwand umwickeln, beynah so, wie man ein Kind zu wickeln pflegt. Indessen muß man doch gestehen, daß diese Tracht dem gemeinen Manne, und überhaupt solchen, die viel gehen müssen, ungemein bequem sey. Man macht sie leicht und dicke, je nach dem es die Jahrszeit erfordert. Sie hält den Fuß bedeckt, und wenn der Fuß naß oder schmutzig geworden ist, so wird er so fort getrocknet und gereiniget. Im Winter ist der ganze Fuß bedeckt: aber im Sommer ziehen sie im Schuhen keine Strüm- pfe an.
Die Schuhe der Perser sind von verschied- ner Facon; alle aber haben keine Schuhriemen, und können auch an der Seite nicht geöfnet werden. Man belegt sie aber mit Eisen und schlägt vorne gegen die Spitze des Fußes kleine Nägel in die Sohlen, damit sie nicht so bald zerreissen. Die Schuhe der Vornehmen sehen beynahe wie Frauens-Pantoffeln aus, so daß es nicht schwer ist, sie abzuwerfen, wenn man in
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he, welcher ſehr ſcharf iſt, nicht den Strumpf durchſchneide und Schmerzen verurſache. Seit- dem aber die Europaͤer mit den Perſern Han- del zu treiben angefangen haben: ſeitdem tra- gen ſie auch Struͤmpfe von Tuch. Vor Zei- ten trug Niemand Struͤmpfe in Perſien; und ſelbſt der Koͤnig gieng ſo, wie noch itzt die Sol- daten, Fuhrleute, Fußknechte, und gemeine Leu- te, die naͤmlich ihre Fuͤße mit einer groben ſechs Finger breiten und drey bis vier Ellen langen Leinwand umwickeln, beynah ſo, wie man ein Kind zu wickeln pflegt. Indeſſen muß man doch geſtehen, daß dieſe Tracht dem gemeinen Manne, und uͤberhaupt ſolchen, die viel gehen muͤſſen, ungemein bequem ſey. Man macht ſie leicht und dicke, je nach dem es die Jahrszeit erfordert. Sie haͤlt den Fuß bedeckt, und wenn der Fuß naß oder ſchmutzig geworden iſt, ſo wird er ſo fort getrocknet und gereiniget. Im Winter iſt der ganze Fuß bedeckt: aber im Sommer ziehen ſie im Schuhen keine Struͤm- pfe an.
Die Schuhe der Perſer ſind von verſchied- ner Façon; alle aber haben keine Schuhriemen, und koͤnnen auch an der Seite nicht geoͤfnet werden. Man belegt ſie aber mit Eiſen und ſchlaͤgt vorne gegen die Spitze des Fußes kleine Naͤgel in die Sohlen, damit ſie nicht ſo bald zerreiſſen. Die Schuhe der Vornehmen ſehen beynahe wie Frauens-Pantoffeln aus, ſo daß es nicht ſchwer iſt, ſie abzuwerfen, wenn man in
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he, welcher ſehr ſcharf iſt, nicht den Strumpf
durchſchneide und Schmerzen verurſache. Seit-
dem aber die Europaͤer mit den Perſern Han-
del zu treiben angefangen haben: ſeitdem tra-
gen ſie auch Struͤmpfe von Tuch. Vor Zei-
ten trug Niemand Struͤmpfe in Perſien; und
ſelbſt der Koͤnig gieng ſo, wie noch itzt die Sol-
daten, Fuhrleute, Fußknechte, und gemeine Leu-
te, die naͤmlich ihre Fuͤße mit einer groben ſechs
Finger breiten und drey bis vier Ellen langen
Leinwand umwickeln, beynah ſo, wie man ein
Kind zu wickeln pflegt. Indeſſen muß man
doch geſtehen, daß dieſe Tracht dem gemeinen
Manne, und uͤberhaupt ſolchen, die viel gehen
muͤſſen, ungemein bequem ſey. Man macht
ſie leicht und dicke, je nach dem es die Jahrszeit
erfordert. Sie haͤlt den Fuß bedeckt, und wenn
der Fuß naß oder ſchmutzig geworden iſt, ſo
wird er ſo fort getrocknet und gereiniget. Im
Winter iſt der ganze Fuß bedeckt: aber im
Sommer ziehen ſie im Schuhen keine Struͤm-
pfe an.
Die Schuhe der Perſer ſind von verſchied-
ner Façon; alle aber haben keine Schuhriemen,
und koͤnnen auch an der Seite nicht geoͤfnet
werden. Man belegt ſie aber mit Eiſen und
ſchlaͤgt vorne gegen die Spitze des Fußes kleine
Naͤgel in die Sohlen, damit ſie nicht ſo bald
zerreiſſen. Die Schuhe der Vornehmen ſehen
beynahe wie Frauens-Pantoffeln aus, ſo daß es
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/53>, abgerufen am 24.11.2024.
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