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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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eben so wie unsere; es hat aber keinen Kragen,
sondern eine bloße Nath, wie die Hemden des
europäischen Frauenzimmers. Die vornehmen
Frauenspersonen, zuweilen auch die Männer,
machen bey Solennitäten an diese Nath einen
mit Perlen gestickten Saum von einem Finger
breit. Ihr Hals ist bloß, so, daß man weder
Männer noch Weiber sieht, die ihn mit Zierra-
then behangen hätten. Die Männer tragen
über das Hemde eine baumwollene Weste, wel-
che vorne über den Nabel zugeknöpfet wird,
und bis auf die Kniescheibe heruntergeht. Ueber
diese Weste tragen sie einen langen Rock, wel-
chen sie Cabai nennen, der so breit wie ein
Weiberrock ist. Allein oben ist er sehr enge.
Vorne am Magen wird er doppelt umgeschla-
gen, und das eine Ende unter dem linken und
das andere unter dem rechten Arme befestigt.

Die Ermel an einem solchen Rocke sind sehr
enge, aber ungemein lang, daher man sie auch
oben an dem Arme zu spalten und an der Faust
zuzuknöpfen pflegt. -- Die Cavaliers tragen
auch Cabais nach der georgianischen Mo-
de,
deren Unterschied darinn bestehet, daß sie
vorne am Magen offen und mit Knöpfen und
Schnüren versehen sind. Obgleich dieser Rock
um den Lenden sehr fest anschließt; so umwi-
ckelt man ihn doch in dieser Gegend mit zwey
oder drey Gürteln, welche vier Finger breit,
sehr reich und schön sind. Dieß nun verursacht,
daß der Rock um den Magen eine große Hö-

lung

eben ſo wie unſere; es hat aber keinen Kragen,
ſondern eine bloße Nath, wie die Hemden des
europaͤiſchen Frauenzimmers. Die vornehmen
Frauensperſonen, zuweilen auch die Maͤnner,
machen bey Solennitaͤten an dieſe Nath einen
mit Perlen geſtickten Saum von einem Finger
breit. Ihr Hals iſt bloß, ſo, daß man weder
Maͤnner noch Weiber ſieht, die ihn mit Zierra-
then behangen haͤtten. Die Maͤnner tragen
uͤber das Hemde eine baumwollene Weſte, wel-
che vorne uͤber den Nabel zugeknoͤpfet wird,
und bis auf die Knieſcheibe heruntergeht. Ueber
dieſe Weſte tragen ſie einen langen Rock, wel-
chen ſie Cabai nennen, der ſo breit wie ein
Weiberrock iſt. Allein oben iſt er ſehr enge.
Vorne am Magen wird er doppelt umgeſchla-
gen, und das eine Ende unter dem linken und
das andere unter dem rechten Arme befeſtigt.

Die Ermel an einem ſolchen Rocke ſind ſehr
enge, aber ungemein lang, daher man ſie auch
oben an dem Arme zu ſpalten und an der Fauſt
zuzuknoͤpfen pflegt. — Die Cavaliers tragen
auch Cabais nach der georgianiſchen Mo-
de,
deren Unterſchied darinn beſtehet, daß ſie
vorne am Magen offen und mit Knoͤpfen und
Schnuͤren verſehen ſind. Obgleich dieſer Rock
um den Lenden ſehr feſt anſchließt; ſo umwi-
ckelt man ihn doch in dieſer Gegend mit zwey
oder drey Guͤrteln, welche vier Finger breit,
ſehr reich und ſchoͤn ſind. Dieß nun verurſacht,
daß der Rock um den Magen eine große Hoͤ-

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[31/0051] eben ſo wie unſere; es hat aber keinen Kragen, ſondern eine bloße Nath, wie die Hemden des europaͤiſchen Frauenzimmers. Die vornehmen Frauensperſonen, zuweilen auch die Maͤnner, machen bey Solennitaͤten an dieſe Nath einen mit Perlen geſtickten Saum von einem Finger breit. Ihr Hals iſt bloß, ſo, daß man weder Maͤnner noch Weiber ſieht, die ihn mit Zierra- then behangen haͤtten. Die Maͤnner tragen uͤber das Hemde eine baumwollene Weſte, wel- che vorne uͤber den Nabel zugeknoͤpfet wird, und bis auf die Knieſcheibe heruntergeht. Ueber dieſe Weſte tragen ſie einen langen Rock, wel- chen ſie Cabai nennen, der ſo breit wie ein Weiberrock iſt. Allein oben iſt er ſehr enge. Vorne am Magen wird er doppelt umgeſchla- gen, und das eine Ende unter dem linken und das andere unter dem rechten Arme befeſtigt. Die Ermel an einem ſolchen Rocke ſind ſehr enge, aber ungemein lang, daher man ſie auch oben an dem Arme zu ſpalten und an der Fauſt zuzuknoͤpfen pflegt. — Die Cavaliers tragen auch Cabais nach der georgianiſchen Mo- de, deren Unterſchied darinn beſtehet, daß ſie vorne am Magen offen und mit Knoͤpfen und Schnuͤren verſehen ſind. Obgleich dieſer Rock um den Lenden ſehr feſt anſchließt; ſo umwi- ckelt man ihn doch in dieſer Gegend mit zwey oder drey Guͤrteln, welche vier Finger breit, ſehr reich und ſchoͤn ſind. Dieß nun verurſacht, daß der Rock um den Magen eine große Hoͤ- lung

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/51>, abgerufen am 24.11.2024.