art der Perser ist, so würde es dennoch immer lobenswerth seyn, wenn sie diese Hinterlistigkeit und Betrügereyen nur unter sich ausübten, und andre, mit denen sie Unterhandlungen ha- ben, damit verschonten. Aber dabey lassen sie es nicht bewenden. Ist es ihnen möglich frem- de Nationen, mit denen sie Handel treiben, zu betrügen, so thun sie dieß nicht mehr als ger- ne. -- Wer die Perser in diesem Stücke, son- derlich der, welcher mit ihnen Handel treibt, nicht kennt, und ihnen sein ganzes Vertrauen schenkt; läuft Gefahr, sein ganzes Vermögen in ihren Händen zu sehen.
Mit dieser Kunst der Betrügerey verbinden die Perser ein überaus demürhiges Wesen, re- den von Moralität und Menschlichkeit so ge- sund, äußern in ihrem Betragen so viel Red- lichkeit des Herzens, verachten mit einer ehrli- chen Mine so sehr alle Arten von Wohlleben und Hoffarth, daß man sie für die aufrichtig- sten Leute von der Welt halten muß. Aber ei- ne nähere Bekanntschaft und Umgang mit ih- nen macht, daß man sie bald als solche verab- scheuen muß, bey denen Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit bloße Töne ohne Bedeutung sind. -- Diese Characterisirung der Denkart der Perser in diesem Stücke, leidet natürlicher- weise auch ihre Ausnahmen. Es giebt unter ihnen sowohl, als unter allen andern Völkern, Leute, die sich solche niedrige Gesinnungen nicht vorzuwerfen brauchen; aber sie sind doch selten.
Im
art der Perſer iſt, ſo wuͤrde es dennoch immer lobenswerth ſeyn, wenn ſie dieſe Hinterliſtigkeit und Betruͤgereyen nur unter ſich ausuͤbten, und andre, mit denen ſie Unterhandlungen ha- ben, damit verſchonten. Aber dabey laſſen ſie es nicht bewenden. Iſt es ihnen moͤglich frem- de Nationen, mit denen ſie Handel treiben, zu betruͤgen, ſo thun ſie dieß nicht mehr als ger- ne. — Wer die Perſer in dieſem Stuͤcke, ſon- derlich der, welcher mit ihnen Handel treibt, nicht kennt, und ihnen ſein ganzes Vertrauen ſchenkt; laͤuft Gefahr, ſein ganzes Vermoͤgen in ihren Haͤnden zu ſehen.
Mit dieſer Kunſt der Betruͤgerey verbinden die Perſer ein uͤberaus demuͤrhiges Weſen, re- den von Moralitaͤt und Menſchlichkeit ſo ge- ſund, aͤußern in ihrem Betragen ſo viel Red- lichkeit des Herzens, verachten mit einer ehrli- chen Mine ſo ſehr alle Arten von Wohlleben und Hoffarth, daß man ſie fuͤr die aufrichtig- ſten Leute von der Welt halten muß. Aber ei- ne naͤhere Bekanntſchaft und Umgang mit ih- nen macht, daß man ſie bald als ſolche verab- ſcheuen muß, bey denen Rechtſchaffenheit und Ehrlichkeit bloße Toͤne ohne Bedeutung ſind. — Dieſe Characteriſirung der Denkart der Perſer in dieſem Stuͤcke, leidet natuͤrlicher- weiſe auch ihre Ausnahmen. Es giebt unter ihnen ſowohl, als unter allen andern Voͤlkern, Leute, die ſich ſolche niedrige Geſinnungen nicht vorzuwerfen brauchen; aber ſie ſind doch ſelten.
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art der Perſer iſt, ſo wuͤrde es dennoch immer
lobenswerth ſeyn, wenn ſie dieſe Hinterliſtigkeit
und Betruͤgereyen nur unter ſich ausuͤbten,
und andre, mit denen ſie Unterhandlungen ha-
ben, damit verſchonten. Aber dabey laſſen ſie
es nicht bewenden. Iſt es ihnen moͤglich frem-
de Nationen, mit denen ſie Handel treiben, zu
betruͤgen, ſo thun ſie dieß nicht mehr als ger-
ne. — Wer die Perſer in dieſem Stuͤcke, ſon-
derlich der, welcher mit ihnen Handel treibt,
nicht kennt, und ihnen ſein ganzes Vertrauen
ſchenkt; laͤuft Gefahr, ſein ganzes Vermoͤgen
in ihren Haͤnden zu ſehen.
Mit dieſer Kunſt der Betruͤgerey verbinden
die Perſer ein uͤberaus demuͤrhiges Weſen, re-
den von Moralitaͤt und Menſchlichkeit ſo ge-
ſund, aͤußern in ihrem Betragen ſo viel Red-
lichkeit des Herzens, verachten mit einer ehrli-
chen Mine ſo ſehr alle Arten von Wohlleben
und Hoffarth, daß man ſie fuͤr die aufrichtig-
ſten Leute von der Welt halten muß. Aber ei-
ne naͤhere Bekanntſchaft und Umgang mit ih-
nen macht, daß man ſie bald als ſolche verab-
ſcheuen muß, bey denen Rechtſchaffenheit
und Ehrlichkeit bloße Toͤne ohne Bedeutung
ſind. — Dieſe Characteriſirung der Denkart
der Perſer in dieſem Stuͤcke, leidet natuͤrlicher-
weiſe auch ihre Ausnahmen. Es giebt unter
ihnen ſowohl, als unter allen andern Voͤlkern,
Leute, die ſich ſolche niedrige Geſinnungen nicht
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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